2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines

Wahlen: muss das Wahlsystem der FLF reformiert werden?

Wie stehen Paul Philipp und Claude Kremer zum Wahlsystem der FLF, bei dem Clubs mit mehr eingeschriebenen Mannschaften auch über mehr Stimmen verfügen?

Seit Anfang letzter Woche läuft unsere Serie mit Fragen an FLF-Präsident Paul Philipp und dessen Herausforderer Claude Kremer.

Muss das Wahlsystem der FLF mit Blick auf die Stimmenverteilung reformiert werden und wenn ja, wie und wann?

Paul Philipp

„Das aktuelle System gibt es gefühlt schon ewig. Mit dieser Aussage möchte ich der Frage natürlich nicht ausweichen, sondern darauf hinweisen, dass es selten Probleme mit dem Wahlsystem gab. Die aktuelle Diskussion ist vielleicht ein Indiz dafür, dass früher mehr miteinander gesprochen wurde. Wenn damals Vereine aus dem oberen Segment ein Anliegen hatten – oder auch umgekehrt, solche aus den tieferen Klassen – dann zogen beide Seiten an einem Strang. Es war ein Solidaritätsgedanke, der oft bei Entscheidungen mitspielte.

Die aktuelle Diskussion kam ja zuletzt des Öfteren auf, als bei Referenden oder Abstimmungen die Minorität der Vereine mehr Stimmen hatte als die Majorität. So konnten wenige Vereine für Vorhaben stimmen und solche entsprechend durchbringen, auch wenn die Mehrzahl der Clubs an sich dagegen war.

Aus diesem Grund muss geschaut werden, dieses System neu auszubalancieren. Beim Kongress Mitte Oktober wird dieses Thema angesprochen werden. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern aus allen Ligen sowie aus Mitgliedern aus dem Verwaltungsrat der FLF kam während Wochen regelmäßig zusammen. In diesen Sitzungen wurde versucht, eine Diskussionsbasis zu schaffen, was auch gelang. Diese Basis wird den Vereinen vorgestellt werden, reif für eine Abstimmung ist sie aber noch nicht. Die Clubs bekommen das Material natürlich auch geschickt, um intern darüber zu beraten. In den üblichen Treffen im Winter mit den verschiedenen Divisionen sollen dann konkrete Punkte festgehalten werden, die wir den Vereinen als Referendum zur Abstimmung vorlegen wollen. So soll der Weg aussehen.

Die angesprochene Präsentation, die den Vereinen im Rahmen des Kongresses vorgestellt wird, ist eine Art Vorarbeit, die in der erwähnten Arbeitsgruppe geleistet wurde. Ohne jetzt bereits auf Details eingehen zu wollen, könnte dieser Weg etwas mehr Ausgeglichenheit in die Sache bringen. Danach muss es natürlich von den Clubs gestimmt und entsprechend verabschiedet werden, das Ergebnis ist jetzt natürlich noch unvorhersehbar. Unsere juristische Abteilung hat übrigens auch die Bedenken bzgl. des asbl-Gesetzes als unbegründet eingestuft.“

Claude Kremer

„Die Vereine, vor allem die aus den unteren Divisionen, haben dieses Anliegen ja bereits nach dem letzten Kongress hervorgebracht und es steht entsprechend auch auf der Tagesordnung des Kongresses in Strassen. Manche Themen wurden bereits durch die Mehrzahl der Stimmen und nicht die Mehrzahl der Vereine angenommen. Aus diesem Grund ist es eine Diskussion, die geführt werden muss. Ich wiederhole mich auch hier, ich würde kein Präsident werden, der sich hinter verschiedenen Punkten zu verstecken versucht. Alles wird angesprochen, entsprechend auch das Wahlsystem. Am 15.Oktober werden die Vereine eine rein informative Präsentation zu sehen bekommen. Aus dem daraus entstehenden Austausch müssen wir zunächst sehen, was zurückbehalten werden kann.

Beim Wahlsystem der UEFA hat z.B. jedes Land eine Stimme. Dort haben Frankreich oder Deutschland genauso viel oder wenig Mitspracherecht wie Luxemburg. Das asbl-Gesetz sagt ganz klar, dass alle Mitglieder einer solchen Vereinigung über die gleiche Anzahl an Stimmen verfügen müssen. Wir müssen dies analysieren, aber im Moment ist es ja so, dass z.B. ein Verein mit zehn gemeldeten Mannschaften de facto zehnmal auf dem Kongress vertreten. Aber eigentlich ist er nur einmal dort vertreten. Es stellt sich also die Frage, hat er eine Stimme oder deren zehn? Diese Frage muss zusammen mit den Vereinen erörtert werden. Immerhin können wir beim Kongress erste Meinungen hören. Aber ganz so einfach wird dieses Thema nicht werden, zumal wir am 15.Oktober noch andere Sachen im Kopf haben werden.

Ein erster Anstoß wird aber dann bereits gegeben werden können, danach muss dieser dann ganz klar mit den Vereinen ausdiskutiert werden. Wenn wir das Ganze rein juristisch betrachten würden, kämen wir nicht mehr daran vorbei, jedem Verein nur eine Stimme zuzuteilen. Ich selber hatte auch einige Ideen mit in die Runde geworfen. So könnte man die Stimmen z.B. auf Aktivitätsbereiche aufteilen, z.B.: ist ein Verein bei den Herren aktiv, bekommt er eine Stimme. Ist ein Verein bei den Damen aktiv, bekommt er eine Stimme. Ist ein Verein im Futsal aktiv, bekommt er eine Stimme. Ist er im unteren Jugendsegment aktiv, bekommt er eine Stimme. Ist er im oberen Jugendsegment aktiv, bekommt er eine Stimme. Mit dieser Methode hätte man die Anzahl der Stimmen zumindest reduziert und sie wären etwas ausgeglichener verteilt als bislang.

Ich kann natürlich nachvollziehen, dass ein Verein, der aktuell z.B. über zwanzig Stimmen verfügt, weniger froh über ein neues Wahlsystem wäre als ein Club, der deren neunzehn weniger hat. Die Diskussion zu diesem Thema muss einfach geführt werden, es ist eine Problematik die besteht. Man muss ja auch bedenken, dass z.B. die Poussins und Minimes jetzt auf kleineren Spielfeldern spielen und so gibt es natürlich mehr Mannschaften in diesen Jugendkategorien und ergo auch mehr Stimmen. Im gleichen Atemzug stellt sich dann die Frage, ob solche Kategorien, die z.Z. nicht einmal mehr von offiziellen Schiedsrichtern geleitet werden, überhaupt jeweils eine Stimme wert sein sollen. All das muss auf den Tisch kommen, ich denke aber, das wird vor dem Kongress kein Thema sein.“

>> Teil 1: wie stehen die Kandidaten zu den 16er Ligen?

>> Teil 2: wie stehen die Kandidaten zur Professionalisierung?

>> Teil 3: was tun, wenn Spieler bei mehreren Clubs unterschreiben?

>> Teil 4: wie würden die Kandidaten den Schiedsrichtermangel angehen?

>> Teil 5: wie kann man die Probleme im Ehrenamt lösen?

>> Teil 6: wie steht man zum „Groupement des divisions inférieures“?

>> Teil 8: die Risiken der Digitalisierung

>> Teil 9: Subventionen, Eigenfinanzierung und Einsparungen

>> Teil 10: wie stehen die Kandidaten zum Umweltschutz?

>> Teil 11: Paul Philipps Rolle als Champions-League-Kommentator

>> Teil 12: FLF-Wahlen: die Meinungen der Kandidaten zu den Livestreams

>> Teil 13: wie sehen die Kandidaten die Sicherheit im neuen Stadion?

Aufrufe: 04.10.2022, 13:05 Uhr
Paul KrierAutor