2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines

FLF-Wahlen: Subventionen, Eigenfinanzierung und Einsparungen

Welche Risiken bergen die aktuellen geopolitischen und umweltbedingten Krisen auf finanziellem Plan?

Wir leben in ungewissen Zeiten, sei es politisch aber auch mit Blick auf die Energie- und Klimakrisen und auch Covid ist noch nicht vorbei. Welche Ideen hätten Sie, damit die FLF sich etwas mehr selbst finanzieren könnte um weniger abhängig von Subventionen seitens der UEFA, der FIFA oder auch vom luxemburgischen Staat zu werden und wo besteht Einsparpotenzial?

Paul Philipp

„Es ist offensichtlich, dass jeder Fußballverband der Welt von der FIFA abhängig ist, bzw. von der UEFA, wenn wir uns auf Europa beschränken. Dies kommt durch die Vermarktung der Fernsehrechte, die auch den größten Posten bei unseren Einnahmen darstellt und welche auf europäischem Plan mittlerweile ja bei der UEFA selbst liegt, sie übernimmt das für uns genauso wie für alle anderen ihrer Mitgliedsverbände.

Das Ganze geschieht aber mit unserem Einverständnis, was sehr wichtig ist. Als wir diese Rechte noch selber vermarkteten, konnten schon einmal Millionen dazwischen liegen, wenn der Gruppenkopf beispielsweise Italien oder Russland hieß, ohne jemandem dabei zu nahe treten zu wollen. Die Vermarktung durch die UEFA fängt diese Differenzen etwas auf, es gibt entsprechend eine größere Planungssicherheit. Zu Zeiten der Selbstvermarktung riskierte man in der Tat finanzielle Probleme, falls man mehrfach hintereinander unattraktive Gruppenköpfe zugelost bekam.

Natürlich muss man in den aktuellen Zeiten stets vorsichtig sein, aber für die nächsten Jahre ist die FLF finanziell abgesichert, um gut weiter funktionieren zu können. Es gilt, diese Gelder dann richtig einzusetzen. Wenn dies geschieht und man die Bilanz mit einem größeren Plus abschließt, kann man entsprechend auch mehr an unsere Vereine ausbezahlen.

Man darf natürlich nicht vergessen, dass wir als Verband auch gut über Sponsorenverträge abgesichert sind, die über mehrere Jahre laufen und oft auch verlängert werden können. Es ist wie gesagt klar, dass all diese Gelder gut verwaltet werden müssen. Dort wo es möglich ist, muss auch versucht werden, einzusparen, ohne, dass aber der Sport dabei kürzer treten muss. Ein Faktor ist auch das neue Stadion. Mit mehr Zuschauern und den damit verbundenen Mehreinnahmen kann man weitere Investitionen abdecken.

Ein Teil unseres Jahresetats wird ebenfalls als Sicherheit zurückgelegt. Geld, das die A-Nationalmannschaft wie erwähnt einspielt, wird als Investition in die Nachwuchskader wie die der U15, U17 oder U19 gesteckt. Man darf das nicht als Ausgabe sehen, sonst hätte man irgendwann keine A-Mannschaft mehr, mittelfristig wäre das ein Fiasko.

Durch die Covid-Pandemie sind wir erstaunlicherweise gut gekommen. Als Erklärung kann ich dazu sagen, dass die UEFA im Prinzip die Summen ausgeschüttet hatte, die vorgesehen waren. Und da wir leider weniger sportliche Aktivitäten während dieser Zeit hatten - die eben erwähnten Teams durften nicht spielen – hatten wir in diesem Bereich weniger Ausgaben, da es kaum Auswärtsreisen o.ä. gab. Das finanzielle Ergebnis fiel entsprechend ungewollt positiver aus."

Claude Kremer

„Das Wort ‚abhängig‘ gefällt mit in diesem Zusammenhang eher weniger. UEFA und FIFA finanzieren Projekte, die wir als FLF auf nationaler Ebene umsetzen. Das kann in sportlichen Bereichen, wie z.B. bei den Frauen oder im Futsal, als auch z.B. bei Infrastrukturen der Fall sein. Es handelt sich um die sog. Hattrick-Programme, die über UEFA und FIFA finanziert werden. Durch meine Quellen bei der UEFA, bei der ich wie der aktuelle Präsident auch meine Kontakte habe, weiß ich, dass wir in den kommenden Jahren mehr von dieser Seite aus erhalten werden als zur Zeit.

Meine Nachricht an die Vereine lautet - wie ich es auch in meinem Wahlkampfprogramm mitteilte - dass es die finanziellen Hilfen, die die FLF bis jetzt ausgeschüttet hat, auch in Zukunft unter einem möglichen Präsidenten Claude Kremer geben wird. Es wird nicht weniger Hilfen geben, im Gegenteil, wir werden in Zukunft sogar mehr an die Clubs verteilen können – dies wäre aber auch unter einem anderen Präsidenten als mit selber der Fall. Mit den beiden Kandidaten hat dies weniger zu tun als damit, dass die Mittel schlicht zur Verfügung stehen, u.a. über die Fernsehgelder und die erwähnten Hattrick-Programme. Ich bin aber nicht der Meinung, dass wir komplett unabhängig von UEFA oder FIFA werden können.

Wir müssen die finanzielle Situation des Fußballverbandes einmal genau unter die Lupe nehmen, nicht weil etwas falsch laufen würde, wir werden ja durch eine externe Firma kontrolliert. Die Frage, die sich stellt ist, ob wir die zu erwartenden zusätzlichen Einnahmen nicht gezielt in den Bereichen einsetzen sollen, in denen es Probleme gibt. Es soll dort investiert werden, wo Geld gebraucht wird. Dazu gehört stets der Jugendfußball, da man sich dort in einer dauerhaften Entwicklung befindet und der ja die Zukunft des luxemburgischen Fußballs ist. Weiter denke ich an den Damen-Fußball, der sich seit 2004 gut entwickelt hat. Doch auch dort müssen die Vereine unterstützt werden, die diesen nicht immer einfachen Weg gehen, da diese Teams den Clubs mehr Kosten als Einnahmen verursachen.

Ein dritter Punkt ist der Futsal. Vor sieben oder achten Jahren wurden die Futsal-Vereine in die FLF aufgenommen, seitdem stehen sie aber irgendwo in einer Ecke. Für mich ist das nicht richtig, ich finde, dass dieser Bereich ebenfalls finanziell unterstützt und ein Strategieplan entwickelt werden muss. Wo will der Futsal, der mittlerweile ein Teil unserer Familie ist, in Zukunft hinsteuern? Ich finde es Schade, dass dieser nicht ins Schaufenster gestellt wird. Nach Differdingens toller Champions-League-Vorrunde brachten wir es als FLF fertig, eine entsprechende Nachricht erst vier Tage nach dem entscheidenden Spiel gegen Tirana online zu stellen. Das ist der Wert, den wir dem Futsal beimessen. Deshalb spreche ich in meinem Programm nicht von einer Wiederaufwertung sondern von einer Wertschätzung überhaupt für den Futsal. Aus diesem Grund müssen dieser Abteilung finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Unser Ziel als FLF sollte es sein, unseren Sponsoren-Pool auszubauen. Als Mitglied der Sponsoring-Kommission muss ich die Frage stellen, ob wir auf dem bislang eingeschlagenen Weg bleiben wollen, da nur wenige Mitglieder aus diesem Ausschuss reell neue Sponsoren an Land gezogen haben, mich selber eingeschlossen. Wir haben das Glück, dass einige Sponsoren an uns herantreten, das ist ein Luxus, den es tatsächlich gibt. Weitere findet man über bestehende Verbindungen, schwerer wird es mit jenen, an denen man stets dranbleiben muss. In meinen Augen kann man diesen Pool erweitern, ohne die bestehenden Konzepte von Sponsor, Partner usw. zu ändern, in dem wir einen Marketing-Manager einstellen. Ein Ansatz wäre es, z.B. durch billigere Tarife auch kleinere Sponsoren an Bord zu holen. Die aktuellen Tarife sind manchen potenziellen Werbepartnern vielleicht zu teuer. Wenn man diese verringern würde, könnte man im Gegenzug deren eventuell mehr gewinnen. Dies soll die bisher geleistete Arbeit keineswegs in Frage stellen, sondern meine Idee soll neue Türen und Wege eröffnen. Die aktuellen Partner und Sponsoren sollen dadurch keinesfalls weniger wert werden."

>> Teil 1: wie stehen die Kandidaten zu den 16er Ligen?

>> Teil 2: wie stehen die Kandidaten zur Professionalisierung?

>> Teil 3: was tun, wenn Spieler bei mehreren Clubs unterschreiben?

>> Teil 4: wie würden die Kandidaten den Schiedsrichtermangel angehen?

>> Teil 5: wie kann man die Probleme im Ehrenamt lösen?

>> Teil 6: wie steht man zum „Groupement des divisions inférieures“?

>> Teil 7: muss das Wahlsystem der FLF reformiert werden?

>> Teil 8: die Risiken der Digitalisierung

>> Teil 10: wie stehen die Kandidaten zum Umweltschutz?

>> Teil 12: FLF-Wahlen: die Meinungen der Kandidaten zu den Livestreams

>> Teil 13: wie sehen die Kandidaten die Sicherheit im neuen Stadion?

Aufrufe: 06.10.2022, 13:45 Uhr
Paul KrierAutor