2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Sebastian Schulik ist - wie sollte es auch anders sein - in dieser Spielzeit der beste Torschütze des TSV Kornburg.
Sebastian Schulik ist - wie sollte es auch anders sein - in dieser Spielzeit der beste Torschütze des TSV Kornburg. – Foto: Sportfoto Zink/O. Gold

»Neuner« Schulik - einer der letzten einer aussterbenden Gattung

Bayernliga-Oldtimer (9): Sebastian Schulik (36) weiß immer noch, wo das Tor steht, was er aktuell bei Bayernliga-Aufsteiger TSV Kornburg unter Beweis stellt.

Alter schützt vor Leistung nicht. "Es gibt nicht jung oder alt, nur gut oder schlecht" - dieser Spruch gehört inzwischen zum Fußball-Allgemeingut und wird dauerzitiert. Und das aus gutem Grund. Denn es gibt viele Ü35-Spieler, die trotz ihres fortgeschrittenen Sportler-Alters noch im Einsatz sind. FuPa stellt im Rahmen einer Serie derartige "Oldtimer" vor, die in einer der beiden Bayernligen aktiv sind. Teil 9: Sebastian Schulik (36) vom TSV Kornburg.

Das Alter ist bekanntlich nur eine Zahl – und man ist so alt, wie man sich fühlt. Deshalb: In welchem Stadium Deines Lebens befindet Du Dich: Jugendlich frisch, mittelalterlich solide oder kurz vor dem Pflegeheim?
Für mein Alter fühle ich mich soweit noch recht fit. Auch wenn ich oft der Meinung bin, mich jugendlich frisch zu fühlen, sieht die Wahrheit dann doch etwas anders aus. Im Prinzip gehöre ich doch eher dem mittelalterlich solidem Stadium an. Wobei ich auch ehrlich bin: Nach einigen intensiven Spielen fühle ich mich, als wäre das Pflegeheim jetzt die richtige Anlaufstelle (schmunzelt).

Ganz allgemein: Warum bist Du trotz Deines fortgeschrittenen Fußballer-Alters noch aktiv?
Weil ich gesundheitlich und körperlich noch in der Lage bin und weil es einfach noch immer viel Spaß macht, diesen Sport auszuüben.

Kannst Du nicht aufhören, willst Du nicht oder darfst Du nicht?
Ich kann und will einfach nicht aufhören. Solange mir mein Körper signalisiert, dass es noch geht und solange das Team auch weiterhin auf mich baut und mich braucht, werde ich stets versuchen, mein Bestes zu geben, damit wir unsere gesteckten Ziele zusammen erreichen.

– Foto: Sportfoto Zink/O. Gold

Was ist das Geheimnis, dass Du immer noch spielst?
Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich die Tatsache, dass ich von vielen größeren Verletzungen verschont geblieben bin. Und hier spielt die allgemeine körperliche Fitness eine große Rolle und ist die Grundvoraussetzung für eine lange aktive Laufbahn bis ins gehobene Fussballalter. Mit den Jahren muss man einfach immer etwas mehr machen. Von Kraft- und Ausdauertraining bis hin zur richtigen Regeneration und Ernährung ist es wichtig, ein gesundes Maß zu finden.

War früher wirklich alles besser?
Das würde ich nicht sagen. Es war einfach anders. Während man in jungen Jahren nach einem kräftezehrenden Spiel direkt am nächsten Tag wieder fit für die nächste Einheit war, braucht es im Alter dann noch ein paar Regenerationstage mehr, um wieder einigermaßen fit auf dem Platz stehen zu können. Aber das bringt nunmal das Alter mit sich. Wenn man das erstmal akzeptiert, ist man schon einen guten Schritt weiter.

Welche Veränderungen im Fußballgeschäft, vor allem auf Deinem Niveau, hast Du wahrgenommen? Welche sind gut? Welche sind schlecht?
Neben den immer besseren taktischen sowie athletischen Gegebenheiten, die bereits auf unserem Niveau erkenntlich sind, gibt es allerdings auch Dinge, die doch etwas nachdenklich stimmen. Mit den Jahren ist mir besonders aufgefallen, dass sich die ganz junge Generation nicht mehr so sehr für Fußball begeistern lässt. Dies zeigt sich deutlich an den vielen Vereinen, die in den vergangenen Jahren bedauerlicherweise aufgelöst wurden.

Viele versuchen sich mit Spielgemeinschaften über Wasser zu halten, um den wenigen Kindern und Jugendlichen einen einigermaßen geregelten Vereinsfussball zu ermöglichen. Und dies nimmt letztlich auch starken Einfluss auf alle Vereine, die versuchen wollen, auf einem gewissen gehobenen Amateurniveau zu spielen. Immer weniger können dabei ausschließlich auf den eigenen Nachwuchs zurückgreifen und müssen deshalb in den Nachbarvereinen nach Talenten Ausschau halten. Dadurch nimmt die Spielerfluktuation vermehrt zu und die kleineren Vereine haben das Nachsehen.

– Foto: Sportfoto Zink/O. Gold

Vergleich Dich selber mit Dir in jungen Jahren: Welche Unterschiede - positiver wie negativer Natur - stellst Du fest?
Also negativ ist sicherlich die Tatsache, dass ich nicht mehr so schnell, wendig und reaktionsschnell bin. Auch die Regeneration dauert einfach länger. Positiv ist dagegen, dass ich durch die vielen Jahre mehr an Ruhe, Übersicht und spielerischen Intuition verfüge, die in vielen Situationen immer noch entscheidenden Einfluss auf das Spiel sowie auf meine Teamkollegen nehmen können. Diese Erfahrungen gebe ich auch gerne an die Jüngeren weiter und hoffe Ihnen dabei auf ihrem Weg einen kleinen Erfahrungswert mitzugeben.

Welche Ziele verfolgst Du noch?
In erster Linie will ich gesund, fit und verletzungsfrei bleiben und versuchen, solange es mir möglich ist, weiterhin aktiv zu spielen und dabei noch erfolgreich mit meine Team zu sein. Was die Zukunft dann bringt, wird sich zeigen.

Möchtest Du noch einmal mit Deiner Karriere beginnen?
Es gibt sicherlich ein paar Dinge, die ich gegebenfalls anders angegangen wäre. Aber ich bin dennoch sehr dankbar und froh über jede meiner fussballerischen Stationen. Neben den Siegen aber auch Niederlagen, bin ich vor allem dankbar für alle Kollegen und Weggefährten, die ich während meiner Stationen kennenlernen durfte und die mich begleitet haben. Alle haben mich in gewissermaßen geprägt und zu dem Fußballer und vor allem dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

– Foto: Sebastian Kastner

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Stimme zum Oldtimer: "Basti ist ein Vorbild als Kapitän, immer mit vollem Einsatz dabei und absolut zuverlässig. Man merkt ihm sein Alter nicht an, da er immer bereit ist, über den Schmerzpunkt hinaus zu gehen. Er ist einer der letzten Stürmer seiner Art, die im Sechzehner noch diesen absoluten Torriecher haben, der heutzutage überall vermisst wird." (Hendrik Baumgart, Trainer Kornburg)

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Und das ist der Oldtimer: Hochgearbeitet - das ist das Schlagwort, das Sebastian Schulik (22. Dezember 1986) wohl am besten charakterisiert. Denn seine Karriere startete bei der DJK Bayern Nürnberg in der A-Klasse. Und dann ging es rasant aufwärts, allerdings immer wieder mit Schritten zurück, um neuen Anlauf zu holen: SV 1873 Nürnberg (Bezirksoberliga/Landesliga), 1. SC Feucht (Bezirksoberliga/Landesliga), SC Eltersdorf (Regionalliga), 1. FC Kalchreuth (Kreisliga), 1. SC Feucht (Landesliga/Bayernliga), FC Amberg (Bayernliga) und seit 2018 TSV Kornburg. Mit den Mittelfranken stieg er vor dieser Spielzeit in die Bayernliga auf.

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Die Serie in der Übersicht:

Aufrufe: 06.1.2023, 08:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor