2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
"Pläno" ist auch im fortgeschrittenen Fußballer-Alter Stammspieler beim ASV Cham – ohne Wenn und Aber.
"Pläno" ist auch im fortgeschrittenen Fußballer-Alter Stammspieler beim ASV Cham – ohne Wenn und Aber. – Foto: Simon Tschannerl

Der »Vorzeige-Fußballer« und sein DFB-Pokal-Traum(a)

Bayernliga-Oldtimer (6): Trotz seiner inzwischen 35 Jahre ist Michael Plänitz beim ASV Cham nach wie vor Stammspieler und Leistungsträger. Ist es nur der Pokal-Traum, der ihn antreibt?

Alter schützt vor Leistung nicht. "Es gibt nicht jung oder alt, nur gut oder schlecht" – dieser Spruch gehört inzwischen zum Fußball-Allgemeingut und wird dauerzitiert. Und das aus gutem Grund. Denn es gibt viele Ü35-Spieler, die trotz ihres fortgeschrittenen Sportler-Alters noch im Einsatz sind. FuPa stellt im Rahmen einer Serie derartige "Oldtimer" vor, die in einer der beiden Bayernligen aktiv sind. Teil 6: Michael Plänitz (35) vom ASV Cham.

Das Alter ist bekanntlich nur eine Zahl – und man ist so alt, wie man sich fühlt. Deshalb: In welchem Stadium Deines Lebens befindet Du Dich: Jugendlich frisch, mittelalterlich solide oder kurz vor dem Pflegeheim?
Zugegeben: Vor 6, 7 Jahren habe ich mich körperlich teilweise gefühlt, als wäre ich schon im Pflegeheim. Mittlerweile bin ich aber ganz zufrieden mit meinem Fitnesszustand.

Ganz allgemein: Warum bist Du trotz Deines fortgeschrittenen Fußballer-Alters noch aktiv?
Mir gefällt es einfach, Teil einer Mannschaft zu sein, mit den Jungs was zu erleben, Spaß zu haben und dabei am Besten noch erfolgreich zu sein. Mittlerweile macht es auch Bock, den ein oder anderen Spieler zu sehen, wie er sich weiterentwickelt und man dabei auch noch helfen kann.

Kannst Du nicht aufhören, willst Du nicht oder darfst Du nicht?
Das ist wohl ein Mix aus nicht können und wollen. Aktuell macht es einfach noch zu viel Spaß und der Körper spielt auch noch mit. Wahrscheinlich muss ich zwanzig Jahre älter sein als der zweitälteste Spieler unserer Mannschaft – damit's endgültig vorbei ist. Übrigens: Derzeit ist der Zweitälteste des Kaders zehn Jahre jünger.

– Foto: Simon Tschannerl


Was ist das Geheimnis, dass Du immer noch spielst?
Naja, Verletzungen hatte ich ja schon einige, vor allem in meinen ersten Herren-Jahren. Aber man lernt daraus und kann auch aus solchen Situationen viel mitnehmen. Mittlerweile gehören ein paar kleine Fitnessübungen unter der Woche einfach dazu, ohne würde es nicht mehr gehen. Es sind oftmals die kleinen Dinge im Leben, die einem am (Fuballer-)Leben lassen (schmunzelt).

War früher wirklich alles besser?
Eher anders. Ich möchte jetzt nicht das Thema Wille, Ehrgeiz hoch oder runter beten. Aber fast allen in Deutschland geht es aktuell einfach im Leben noch besser als früher. Da geht man vielleicht nicht mehr so oft dahin, wo es weh tut. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt: Wenn es drauf an kommt, sind auch die Jungen, zumindest bei uns in Cham, voll da.

Welche Veränderungen im Fußballgeschäft, vor allem auf Deinem Niveau, hast Du wahrgenommen? Welche sind gut? Welche sind schlecht?
Das Zusammensitzen nach dem Training bzw. Abschlusstraining ist nicht mehr so ausgeprägt wie früher, was natürlich grundsätzlich ein bisschen Schade ist. Aber jeder hat eben gefühlt einfach weniger Zeit – da nehme ich mich nicht aus. Positiv ist aus meiner Sicht, dass die Trainer mittlerweile durch die Bank auf einem anderen Niveau sind wie früher. Durch mehr Wissen über Psychologisches, richtiger Konditionsarbeit, taktischem Verständnis und mit der Arbeit z. B. von Videoanalysen sind viele sehr gut aufgestellt.

– Foto: Simon Tschannerl


Vergleiche Dich selber mit Dir in jungen Jahren: Welche Unterschiede – positiver wie negativer Natur – stellst Du fest?
Früher war ich – zumindest innerlich – immer sehr nervös und hatte wohl nicht das nötige Selbstvertrauen, um vielleicht mehr zu erreichen. Heute genieße ich nur jede Minute auf dem Platz und denke, es könnte immer die letzte sein, was sich meistens positiv auswirkt. Negativ ist, dass ich mittlerweile bereits bei Temperaturen unter 10 Grad mit langer Unterziehhose spielen muss, sodass mein Körper sich überhaupt noch bewegen kann (schmunzelt).

Welche Ziele verfolgst Du noch?
Was mir immer noch ein bisschen weh tut, ist, dass ich damals mit der SpVgg Weiden gegen den BVB im Pokal verletzungsbedingt nicht mitspielen konnte. Also einmal noch im DFB-Pokal spielen, wäre ein kleiner Traum. Da wir für nächstes Jahr aber im Totopokal eh schon wieder raus sind, müsste ich wohl noch ganz schön lange spielen, um das zu schaffen.

Möchtest Du noch einmal mit Deiner Karriere beginnen?
Nein, das wäre mir zu anstrengend (lacht).



– Foto: Mario Wiedel


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Stimme zum Oldtimer: "Pläno ist ein Vorzeige-Fußballer und auch menschlich – zweifelsohne – ein ganz feiner Kerl. Durch seine große Erfahrung und seine enorme fußballerische Qualität ist er absoluter Führungsspieler und ein großer Gewinn für die Mannschaft. Ich schätze seine unaufgeregte Art. Er genießt nicht umsonst riesigen Respekt innerhalb der Mannschaft – und im ganzen Verein. Der ASV Cham kann sich glücklich schätzen, so einen Fußballer und Mensch in seinen Reihen zu haben." (Jürgen Kreipl, Sportlicher Leiter Cham)

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Das ist der Oldtimer: Michael Plänitz (16. Juli 1987 in Radebeul/Sachsen) ist ein Kind der nördlichen Oberpfalz. Bis zur C-Jugend kickte er für den TV Sulzbach, dann wechselte er zum FC Amberg, für den er zunächst in der Bezirksoberliga und später in der Bayernliga spielte. 2007 bis 2010 war der Teil der SpVgg Weiden. Danach kehrte er noch einmal zum FC Amberg zurück, mit dem er von der Bezirksoberliga bis in die Regionalliga durchmarschierte. Seit 2015 spielt er in Cham. Mit dem ASV schaffte er ebenfalls einen Aufstieg. 2019 ging es von der Landesliga rauf in die Bayernliga.

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Die Serie in der Übersicht:

– Foto: Mario Wiedel

Aufrufe: 026.12.2022, 12:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor