2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
Der 35-Jährige kommt im bisherigen Saisonverlauf auf bisher 14 Einsätze - als Kapitän.
Der 35-Jährige kommt im bisherigen Saisonverlauf auf bisher 14 Einsätze - als Kapitän. – Foto: Mario Wiedel

Bayernliga-Oldtimer (1): Arthur, der Unendliche

35 Jahre - und noch kein bisschem müde: Arthur Ockert ist Stammkeeper bei Aufsteiger Kornburg. Ein Karriereende ist noch längst nicht in Sicht.

Alter schützt vor Leistung nicht. "Es gibt nicht jung oder alt, nur gut oder schlecht" - dieser Spruch gehört inzwischen zum Fußball-Allgemeingut und wird dauerzitiert. Und das aus gutem Grund. Denn es gibt viele Ü35-Spieler, die trotz ihres fortgeschrittenen Sportler-Alters noch im Einsatz sind. FuPa stellt im Rahmen einer Serie derartige "Oldtimer" vor, die in einer der beiden Bayernligen aktiv sind. Teil 1: Arthur Ockert (35) vom TSV Kornburg.

Das Alter ist bekanntlich nur eine Zahl – und man ist so alt, wie man sich fühlt. Deshalb: In welchem Stadium Deines Lebens befindet Du Dich: Jugendlich frisch, mittelalterlich solide oder kurz vor dem Pflegeheim?
Grundsätzlich würde ich jugendlich frisch wählen, aber nach jedem Torwart-Training eher mittelalterlich - und das ohne solide. (lacht)

Ganz allgemein: Warum bist Du trotz Deines fortgeschrittenen Fußballer-Alters noch aktiv?
Weil meine wundervolle Frau und meine beiden bezaubernden Kinder es mir noch erlauben (schmunzelt). Aber auch, weil ich das Gefühl habe, dass noch ein paar anständige Jahre in meinem Tank sind.

Kannst Du nicht aufhören, willst Du nicht oder darfst Du nicht?
Ich kann und will nicht mit dem Fussball aufhören. Das wird mir in jeder längeren Pause auch immer wieder bewusst. Vielleicht wird es vom Aufwand (3-4 Training + Spiel pro Woche) irgendwann etwas weniger... Aber wie gesagt: Solange meine Familie mich dabei unterstützt und mir mein Körper signalisiert, dass es immer noch geht, werde ich jede Gelegenheit nutzen, um diesen Sport auszuüben.

– Foto: Mario Wiedel

Was ist das Geheimnis, dass Du immer noch spielst?
Ich habe einfach immer noch eine extreme Motivation und mega viel Spaß, dieses Hobby auszuüben - und das unverändert seit rund 30 Jahren. Da ist mir dann auch egal, welche Uhrzeit, welches Wetter, welcher Untergrund, egal, ob ein platter Ball, die Kuscheltiere meiner Kinder oder eine leere Dose. Ich will immer noch genauso gerne zocken wie als kleiner Bub.

War früher wirklich alles besser?
Einfach nur Nein.

Welche Veränderungen im Fußballgeschäft, vor allem auf Deinem Niveau, hast Du wahrgenommen? Welche sind gut? Welche sind schlecht?
Ich finde es zum Beispiel absolut top, dass ich mittlerweile Spiele meines Vereins im Livestream verfolgen kann, wenn ich z. B. auf Hochzeit oder im Urlaub bin. Das Thema mit den Unterziehern ist eines das mich jedes mal aufs neue nervt. Eigenes Beispiel: Ich spiele komplett (Trikot, Hose und Stutzen) in Hellblau. Die Unterzieher (gleicher Hersteller) gibt es aber nur in Dunkelblau. Auf das Feld lässt mich der Schiri mit dem Unterzieher aber nicht, weil ihm diese Kombination zu sehr voneinander abweicht. Obwohl weder er, der Gegner noch meine Mitspieler eine ähnliche Farbe trugen. Kurze Zeit später sieht man aber in der Bundesliga einen Torwart, der komplett in Gelb spielt, aber mit schwarzen Unterzieher. Für uns Spieler, aber auch für die Schiedsrichter würde ich mir wünschen - bald ist ja Weihnachten - , dass wir das Thema im Amateurbereich entweder wieder ganz abschaffen, oder zumindest verfeinern.

– Foto: Mario Wiedel

Vergleich Dich selber mit Dir in jungen Jahren: Welche Unterschiede – positiver wie negativer Natur – stellst Du fest?
Negativ: Meine Skills mit dem Ball am Fuß sind definitiv weniger geworden. Positiv: Zu meinen Anfangszeiten im Herrenbereich war ich sehr lange Zeit zu selbstkritisch. Ich würde nicht sagen, dass mir nun alles egal geworden ist, denn ich möchte beispielsweise immer noch 10 von 10 Bälle im Training halten. Aber mittlerweile hake ich es schneller ab, wenn mal einer im Tor landet.

Welche Ziele verfolgst Du noch?
Seit 2015 bin ich nun beim TSV Kornburg - und ich würde gerne noch - mindestens - die 10 Jahre voll machen.

Möchtest Du noch einmal mit Deiner Karriere beginnen?
Nein, so wie es bis heute gelaufen ist, würde ich es nochmal machen. Von der Kreisklasse bis in die Bayernliga ist für mich völlig aktzeptabel.

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Stimme zum Oldtimer: "Bei Arthur Ockert ist es im Hinblick auf sein Alter tatsächlich so, dass er sich sportlich in den letzten drei Jahren nochmal richtig entwickelt hat. Das ist auch ein Kompliment an meine Torwart-Trainer Jonas Anschütz und Matthias Roth, aber zeigt auch seine große Bereitschaft stetig besser werden zu wollen. Gleichzeitig ist er unseren jungen Keepern gegenüber ein Teamplayer, der sie gerne unterstützt und sich auch zurücknehmen kann." (Hendrik Baumgart, Trainer Kornburg)

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Und das ist der Oldtimer: Arthur Ockert wurde am 4. August 1987 in Aktjubinsk (Kasachstan) geboren und siedelte mit seiner Familie 1989 nach Deutschland über. Seine komplette Jugendzeit verbrachte er beim VfL Nürnberg - und war dort überwiegend auf Kreisebene aktiv. Nach ersten Erfahrungen im Herrenbereich in der Kreisklasse und einer größeren Verletzung wechselte er 2007 nach Feucht und spielte dort erstmals Landesliga. Über den ESV Rangierbahnhof (Kreisklasse/Kreisliga) und dem 1. FC Kalchreuth (Kreisliga) ging es 2015 zum TSV Kornburg. Mit den Mittelfranken stehen bisher zwei Aufstiege und ein Abstieg zu Buche.

– Foto: Mario Wiedel

Aufrufe: 013.12.2022, 10:15 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor