2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Obwohl der 39-jährige Brasilianer 13 Jahre Profi war, bezeichnet er den Bayernliga-Aufstieg mit Erlbach als den Höhepunkt seiner Karriere.
Obwohl der 39-jährige Brasilianer 13 Jahre Profi war, bezeichnet er den Bayernliga-Aufstieg mit Erlbach als den Höhepunkt seiner Karriere. – Foto: Sven Leifer

Samba zwischen den Erlbacher Pfosten

Bayernliga-Oldtimer (11): Der gebürtige Brasilianer Welder de Souza Lima (39) hütet das Tor von Bayernligist Erlbach. Längst ist er im Holzland heimisch geworden

Alter schützt vor Leistung nicht. "Es gibt nicht jung oder alt, nur gut oder schlecht" – dieser Spruch gehört inzwischen zum Fußball-Allgemeingut und wird dauerzitiert. Und das aus gutem Grund. Denn es gibt viele Ü35-Spieler, die trotz ihres fortgeschrittenen Sportler-Alters noch im Einsatz sind. FuPa stellt im Rahmen einer Serie derartige "Oldtimer" vor, die in einer der beiden Bayernligen aktiv sind. Teil 11: Welder de Souza Lima (39) vom SV Erlbach.

Das Alter ist bekanntlich nur eine Zahl - und man ist so alt, wie man sich fühlt. Deshalb: In welchem Stadium Deines Lebens befindet Du Dich: Jugendlich frisch, mittelalterlich solide oder kurz vor dem Pflegeheim?
Gute Frage (schmunzelt). Vor dem Spiel bin ich meist jugendlich frisch. Nach dem Spiel bin ich dann oft kurz vor dem Pflegeheim. Gerade am Tag nach der Partie, wenn das Adrenalin nachgelassen hat.

Ganz allgemein: Warum bist Du trotz Deines fortgeschrittenen Fußballer-Alters noch aktiv?
Es macht einfach nach wie vor riesengroßen Spaß. Ich fühle mich fit. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich vor der Saison lange überlegen müssen, ob ich weitermache. Bayernliga ist doch viel Aufwand. Letztlich habe ich aber dann doch noch einmal um ein Jahr verlängert.

Kannst Du nicht aufhören, willst Du nicht oder darfst Du nicht?
Fußball ist mein Leben, seitdem ich mit 13 Jahren das Elternhaus verlassen habe, um zunächst Profi zu werden. Ich kann mir ein Leben ohne das runde Leder einfach nicht vorstellen.

Welder (rechts) bei Villa Nova im Jahr 1999.
Welder (rechts) bei Villa Nova im Jahr 1999. – Foto: Archiv Welder

Was ist das Geheimnis, dass Du immer noch spielst?
Ich habe mein ganzes Leben diesen Sport betrieben und mich immer fit gehalten. Von größeren Verletzungen bin ich - Gott sei Dank - verschont geblieben. Ich trainiere generell sehr gerne, bin sehr fleißig - auch wenn das eher untypisch ist für einen Brasilianer (schmunzelt).

War früher wirklich alles besser?
Wenn man über 30 Jahre alt ist, merkt man sehr schnell, dass man mehr machen muss als die Jüngeren, um mithalten zu können. Früher habe ich in den Pausen nicht viel gemacht und war trotzdem nach zwei Wochen Vorbereitung fit. Das ist jetzt nicht mehr so. Aber man lernt ja glücklicherweise dazu.

Welche Veränderungen im Fußballgeschäft, vor allem auf Deinem Niveau, hast Du wahrgenommen? Welche sind gut? Welche sind schlecht?
In meiner Jugendzeit war es üblich, dass gleich nach der Schule auf den Straßen Fußball gespielt worden ist. Wir hatten damals noch keine Playstation und kein Internet. Wir hatten nur das runde Leder. Das ist heute nicht mehr so, was mich traurig macht. Positiv ist, dass selbst über die untersten Spielklassen mehr berichtet wird. Der SV Erlbach ist ja bekanntlich aufgestiegen. Und dementsprechend wurde auch berichtet. Das führte sogar dazu, dass wir während unserer Meisterparty auf Mallorca oft erkannt und angesprochen worden sind.

– Foto: Roland Wagner

Vergleich Dich selber mit Dir in jungen Jahren: Welche Unterschiede – positiver wie negativer Natur – stellst Du fest?
Natürlich habe ich mehr Erfahrung und Wissen. Ich fühle mich insgesamt besser auf ein Spiel vorbereitet. Als junger Spieler hingegen denkt man nicht so viel nach. Man ist schneller und fühlt sich körperlich unverwundbar.

Welche Ziele verfolgst Du noch?
Ein, zwei Jahre möchte ich schon noch spielen. Wo und in welcher Spielklasse, wird sich zeigen. Die Hauptsache ist, dass ich verletzungsfrei bleibe. Und auch die Zeit nach der aktiven Karriere ist bereits auf den Weg gebracht. Ich war ja schon in der vergangenen Spielzeit als Torwarttrainer beim SV Wacker Burghausen aktiv.

Möchtest Du noch einmal mit Deiner Karriere beginnen?
Nein, das braucht's nicht. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Karriere. Alles war schön.

– Foto: Siegfried Rebhan

________________________

Stimme zum Oldtimer: "Welder spielt bei uns nach wie vor eine sehr, sehr wichtige Rolle. Er ist immer noch topmotiviert, verpasst selten ein Training und gibt immer Vollgas. Gerade in der Vorrunde war er bärenstark. Ihn zeichnet vor allem sein hervorragendes Spiel mit dem Fuß aus. Es macht richtig, richtig Spaß mit ihm zusammen zu arbeiten und zusammen zu spielen. Hinzu kommt, dass er immer gut drauf ist. Wenn man so will, ist er der typische Brasilianer in dieser Hinsicht. Ein cooler Typ." (Lukas Lechner, Trainer Erlbach)

________________________

Und das ist der Oldtimer: Welder de Souza Lima wurde am 13. April 1983 in Barra do Garcas/Brasilien geboren. Seine ersten Erfahrungen sammelte er - wie in seinem südamerikanischen Heimatland üblich - in Schulmannschaften. Dort überzeugte er derart, dass größere Mannschaften auf ihn aufmerksam wurden. Gemeinsam mit acht weiteren Mitspielern wechselte er deshalb zum Villa Nova AC, der damals in der 2. Liga spielte. Von dort aus wurde er mehrmals verliehen, war insgesamt 13 Jahre Profi. In Europa fasste er in Portugal Fuß, wo er in der 3. Liga das Tor hütete und seine heutige Frau, die auf der iberischen Halbinsel urlaubte und aus der Region um Burghausen stammt, kennenlernte. Mit ihr zog er nach Deutschland, wo er sich zunächst dem SV Gendorf angeschlossen hat. Über den FC Töging und dem TSV Kastl landete er beim SV Erlbach, mit dem er im Sommer in die Bayernliga aufgestiegen ist.

________________________

Die Serie in der Übersicht:

– Foto: Sven Leifer

Aufrufe: 010.1.2023, 12:40 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor