2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
SSV Ulm 1846 vs Bundeswehr Nationalmannschaft am 05.05.2015. Oliver Unsöld (links) gab ein letztes Mal im Bundeswehr-Trikot Vollgas. Beim Abschiedsspiel mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft siegte am Ende der SSV 1846 Ulm Fußball mit 8:1.
SSV Ulm 1846 vs Bundeswehr Nationalmannschaft am 05.05.2015. Oliver Unsöld (links) gab ein letztes Mal im Bundeswehr-Trikot Vollgas. Beim Abschiedsspiel mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft siegte am Ende der SSV 1846 Ulm Fußball mit 8:1.
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Portrait-Serie (7): Spatzen-Urgestein Oliver Unsöld

Mit Oliver Unsöld gelang dem SSV Ulm 1846 der Durchmarsch von der Regionalliga in die 1. Bundesliga

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Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Fußball-Szene waren. Im 7.Teil der Portrait-Serie haben wir uns mit Oliver Unsöld unterhalten:
Zur Person:

Oliver Unsöld entstammt der Jugend des SSV Ulm 1846 und kehrte nach Stationen beim FC Gundelfingen in der Bayernliga und der SpVgg Au 1996 wieder zu seinem Heimatverein zurück..

Mit den Spatzen schaffte Unsöld 1998 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mit 32 Spielen, in denen ihm vier Tore gelangen, war er eine Stütze der Mannschaft, die überraschend den Durchmarsch in die Bundesliga schaffte.

Auch in der Bundesligasaison 1999/2000 gehörte er zu den Stammspielern. Er spielte 33 Saisonspiele und erzielte einen Treffer. Auch nach dem Abstieg blieb er dem Verein treu und lief in der Zweitligasaison 32-mal für die Spatzen auf. Dabei gelangen ihm drei Tore.

Nach dem Zwangsabstieg der Ulmer wechselte Unsöld zur SpVgg Greuther Fürth. Er blieb dort eine Spielzeit und kam in 22 Spielen auf drei Treffer. Zur Spielzeit 2002/2003 zog es ihn zurück ins Schwabenland und "Oli" unterschreib beim SSV Reutlingen, der ebenfalls in der 2. Bundesliga spielte. Nach dem Abstieg in die Regionalliga wechselte er zu Sportfreunde Siegen - ebenfalls für ein Jahr.

2004 schnürte Unsöld für den FV Olympia Laupheim in die Verbandsliga Württemberg die Stiefel. Er übernahm dort das Amt des Kapitäns und war Teil der Mannschaft, die den FC Bayern München in einem Freundschaftsspiel anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Laupheimer Vereins mit 2:0 besiegte. Ab 2006 war er neben seiner Spielertätigkeit als Co-Trainer für den Verein tätig.

Ab Dezember 2007 übernahm er als Spielertrainer die erste Mannschaft der Laupheimer, die er zwei Spielzeiten in der Verbandsliga Württemberg betreute. Im Sommer 2010 kehrte er ein weiteres Mal zum SSV Ulm 1846 zurück, bei dem er als Trainer der zweiten Mannschaft eingestellt wurde. Nach dem Engagement war er ein Jahr Trainer in der Kreisliga B beim SV Oberelchingen. Zu Beginn der Saison 2013/2014 betreute er die U19 des SSV Ulm 46 Fußball. Nachdem die erste Mannschaft zu Beginn der Spielzeit 2013/14 in der Regionalliga in den Abstiegskampf geraten war, rückte er nach dem Rücktritt von Paul Sauter als Cheftrainer nach und war zusammen mit Herbert Zanker bis April 2014 für das Team verantwortlich. Im Sommer 2014 übernahm er die B-Jugend-Mannschaft des Klubs. Nach einer Station beim FC Burlafingen trainiert Unsöld seit der Saison 2017/2018 den SC Ichenhausen in der Landesliga Südwest.

Oli, was war das schönste Erlebnis deiner Laufbahn?

Die zwei Aufstiege und der damit einhergehende Durchmarsch von der Regionalliga in die 1. Bundesliga. Auch die Military World Games in Rio De Janeiro mit der Bundeswehr Nationalmannschaft waren ein tolles Erlebnis.

Der beste Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast? Was hat ihn ausgezeichnet?

Rachid Azzouzi. Er war auf und neben dem Platz immer für einen da, und war ein überragender Spieler, technisch, torgefährlich und zweikampfstark.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit?

Alle meine Stationen hatten etwas Schönes, aber als gebürtiger Ulmer kann und muss ich die Zeit beim SSV Ulm 1846 nennen.

Das fußballerische Vorbild deiner Jugendzeit...

Als Kind Pierre Littbarski, später Lothar Matthäus - aber nicht wegen den Frauengeschichten :-)

Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft?

Es gibt keine Loyalität mehr, alles dreht sich nur noch ums Geld, selbst in den untersten Klassen.

Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut? Wenn ja, was?

Nein, ich bin absolut im Reinen und bin sehr dankbar für diese Zeit, denn man muss immer mit dem, wie es ist, zufrieden sein.

Deine Lieblings-Rückennummer...

Die Nummer 15

Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst? Was war daran besonders?

Mein erstes Zweitligaspiel gegen SG Wattenscheid 09. In diesem Spiel gelang mir mein erstes Tor im Profibereich zum 1:0 und wir gewannen 2:0.

Auch den 1:0-Auswärtssieg gegen den FC St. Pauli werde ich nie vergessen. Ich sehe heute noch den Ball von Dragan Trkulja fliegen und oben im Winkel einschlagen. Das Fest danach war auch sehr schön :-)

Wer war der beste Trainer, den du hattest und warum?

Ralf Rangnick (hatte ich schon in der E-Jugend als Trainer) und Hermann Gerland.

Oliver Unsöld wechselte selbst in Trainerlager. Derzeit trainiert er den SC Ichenhausen in der Landesliga Südwest.
Oliver Unsöld wechselte selbst in Trainerlager. Derzeit trainiert er den SC Ichenhausen in der Landesliga Südwest.

Die sinnloseste Regel im Fußball....

Die aktuelle Handspielregelung ist sinnlos. Es gibt keine klare Regelung und nur unterschiedliche Meinungen. In jeder Spielsituation wird ein Handspiel anders bewertet: Ist ein Arm angelegt, ging der Arm aktiv raus? Alles ist hier unklar und die Diskussionen bringen nichts.

Auch sinnlos empfinde ich die gelben und roten Karten für uns Trainer. Wir haben eine Vorbildfunktion, das ist mir sehr bewusst. Es muss uns aber auch gestattet sein, Emotionen zeigen zu dürfen. Eine normale Diskussion mit dem Schiedsrichter ist so nicht mehr möglich, da dieser sofort eine Karte zieht. Auch mich hat es schon mit einer roten Karte erwischt, warum weiß ich bis heute nicht.

Die größte Enttäuschung deiner Karriere...

Ganz klar die Abstiege mit Ulm aus dem Profibereich.

Dein Lieblings-Fußballschuh...

Der „World Cup“ von Adidas.

Wo hast du auswärts nie gerne gespielt?

Im Osten war es nie angenehm zu spielen. Auch auf dem Tivoli bei Alemannia Aachen war es immer furchtbar, hier haben wir glaube ich, nie einen Punkt geholt.

Zur aktuellen Corona-Situation: In Bayern wird vor dem 1. September 2020 definitiv kein Ball rollen. Wie schätzt du allgemein die derzeitige Lage für die Vereine ein? Wie schwierig ist die Situation für dich als Trainer?

Die aktuelle Situtation ist für die Vereine und Spieler sehr unbefriedigend. Alle Verbände folgen einer einheitlichen Regelung zum Abbruch, nur Bayern und Thüringen gehen einen Sonderweg und unterbrechen nur. Ich weiß nicht, was der Bayerischen Fußballverband (bfv) hier bezweckt.

Dieser Alleingang ist für mich nicht nachvollziehbar. Am besten wäre es, auch in Bayern abzubrechen, gerne mit einer Quotientenregelung zum Aufstieg und die kommenden Spielzeiten mit verschärftem Abstiegskampf. Die Vereine könnten so viel vernünftiger planen und es wäre nicht alles in der Schwebe. Ich glaube der bfv muss reagieren und sich den anderen Verbänden anpassen.

Eine neue Abstimmung wäre sinnvoll. Bei der ersten gab es keine Alternativen und viele Fragen zu Themen wie Sperren und Transfers wurden nicht beantwortet. Was sollen die Spieler, die wechseln wollen in der aktuellen Situation machen? Ein Wechsel in einen Bezirk, der seine Saison durch einen Abbruch beendet hat, ist nicht möglich, da die Saison in Bayern ja noch läuft. Ende Mai startet die 3. Liga wieder. Ich bin gespannt, wie das gelöst wird, wenn die neue Spielzeit in dieser Liga beginnt und Türkgücü München als Tabellenführer der Regionalliga Bayern noch in der "alten" Spielzeit steckt.

Eines muss uns klar sein: Der Fußball ist wichtig, aber nicht alles. Wir Fußballer sollten Demut zeigen und uns nicht wichtiger machen als wir sind. Die Gesundheit steht immer im Vordergrund.



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Aufrufe: 028.5.2020, 13:35 Uhr
Florian HuthAutor