2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Herbstrunde lief nicht nach Plan für den SC Ichenhausen. Die Mienen von Sportleiter Rudi Schiller und Trainer Oliver Unsöld nach dem 1:1 gegen den SV Egg sagen alles.
Die Herbstrunde lief nicht nach Plan für den SC Ichenhausen. Die Mienen von Sportleiter Rudi Schiller und Trainer Oliver Unsöld nach dem 1:1 gegen den SV Egg sagen alles. – Foto: Ernst Mayer

„Der dritte Platz war ein Fluch für uns“

Ein Dreivierteljahr nach dem besten Ergebnis der Vereinsgeschichte geht es für den SC Ichenhausen nur darum, in der Landesliga zu bleiben +++ Wie Trainer Oliver Unsöld und Sportleiter Rudi Schiller die Aussichten beurteilen

Das Saisonziel der Realisten hieß von Beginn an Klassenerhalt. Einige andere, auch Spieler, träumten von mehr. Im Nachhinein betrachtet war dieses Denken Gift für den SC Ichenhausen. Denn die laufende Runde in der Landesliga läuft ganz und gar nicht rund. Im Gegenteil: Zum ersten Mal seit dem Aufstieg 2014 befinden sich die Königsblauen ernsthaft in Abstiegsgefahr. Sportleiter Rudi Schiller zählt zu jenen, die selbst unter dem Eindruck des besten Ergebnisses der Vereinsgeschichte immer mit beiden Beinen fest auf der Erde standen. Ein dreiviertel Jahr später geißelt er die Sorglosigkeit Einzelner immer noch. Vor dem Start in die Frühjahrsrunde, sagt er: „Einige haben sich blenden lassen vom dritten Platz. Der wurde völlig überbewertet. Der dritte Platz war ein Fluch für uns.“

Selbst wenn das der Wahrheit entsprechen sollte: Die Momentaufnahme gebietet den Ichenhausern, nur nach vorne zu blicken. Über die notwendigen Schritte zum Saisonziel weiß sich Schiller mit Trainer Oliver Unsöld einig. Nun gilt es, sie zusammen mit der Mannschaft zu gehen. Allein Arbeit, Trainingsfleiß und voller Einsatz werden den SC Ichenhausen letztlich ans rettende Ufer führen, betonen beide.

Tabellenposition: Am sturmumtosten Rand zur Abstiegszone der Landesliga Südwest hat der SC Ichenhausen überwintert. Schmale vier Punkte trennen die auf Position zwölf liegenden Königsblauen von jenen Tabellenplätzen, die nach Rundenschluss in die Zusatzschicht müssen.

Mutmacher: Mit der Trainingsbeteiligung seiner Fußballer ist Coach Oliver Unsöld zufrieden. „Wir arbeiten gut und hart, gehen zum Teil schon ans Limit, weil wir wissen, was auf uns zukommt“, berichtet der frühere Spatzen-Profi aus den Einheiten. Obwohl die Ergebnisse der bisher absolvierten Testspiele nicht nur positiv waren, hat er bereits wertvolle Fingerzeige auf taktische Neuorientierungen erhalten. Erklärend fügt der Coach hinzu: „Wir sind an der Arbeit, flexibler zu spielen, also mehrere Systeme, damit wir im taktischen Bereich mal was versuchen können.“

Ein Ziel der Ichenhauser ist laut Unsöld immer, schönen Fußball zu spielen, „sodass die Zuschauer sagen, das kann man sich anschauen“. Das ändere aber nichts am primären Ziel Klassenerhalt. An fußballerischen Fähigkeiten dürfte der allerdings nicht scheitern, ist der Coach überzeugt: „Wir haben Qualität in der Mannschaft.“

Problemfelder: Den Zahlen nach liegen die Probleme der Ichenhauser in der Offensive und in den Begegnungen vor heimischem Publikum. „Zahlen lügen nicht – wir müssen ganz klar durchschlagskräftiger werden“, räumt Unsöld ein, erinnert aber gleichzeitig an sein Mantra: „Die Abwehr beginnt beim Stürmer und der Angriff beim Abwehrspieler.“

Die Abwehr, seit Jahren das Prunkstück der Mannschaft, ist mit 30 Gegentreffern nach 20 Begegnungen auch diesmal sehr solide; lediglich zwei Landesligisten haben weniger Kisten kassiert. Dem gegenüber stehen nur 35 erzielte Tore. Treffsicherster Ichenhauser war Mateusz Staron, der zehn Tore zur Bilanz beisteuerte und damit Platz neun in der Liga-Torjägerliste einnimmt. Vielleicht hat ja auch Sportleiter Rudi Schiller recht, der das Problem eher im Zwischendrin verortet und formuliert: „Die Zahl der geschossenen Tore ist gar nicht schlecht. Mir haben da eher die letzte Konsequenz und das Tempo in der Rückwärtsbewegung gefehlt.“

Etwas trügerisch ist die einen gehörigen Heimkomplex andeutende Statistik. Die Ichenhauser haben erst neun Heimspiele und damit bis zu drei weniger als ihre Konkurrenten absolviert. Trotzdem: Nur drei Siege und insgesamt elf Zähler wurden im Hindenburgpark eingefahren – eine Ausbeute, die keinem Gegner Schauer einjagt. Auswärts dagegen passt’s: 14 Zähler haben die Jungs von Trainer Oliver Unsöld in elf Spielen geholt, dazu eine positive Tordifferenz erreicht.

Personal: Wie schwer die Acht-Wochen-Sperre für Benjamin Sturm (er sah nach einer Tätlichkeit im Derby beim FC Gundelfingen Rot) tatsächlich wiegt, muss die Frühjahrsrunde zeigen. Der Plan sieht vor, dass Tim Dopfer von der rechten Seite in Sturms Position des Linksverteidigers rückt, während der von einem Auslandssemester auf Bali zurückgekehrte Marco Schlittmeier wieder seine Paraderolle als Rechtsverteidiger einnimmt. Eine Zusatz-Versicherung bekommt die rechte Seite der Hintermannschaft durch die Winter-Neuerwerbung Stefan Lukic. Der 22-Jährige spielte zuletzt beim Kreisligisten TSV Pöttmes, bringt aber von seinen vorherigen Stationen schon Landesliga-Erfahrung mit.

In Xhelal Miroci haben die Königsblauen im Winter zweifellos einen guten Offensivspieler geholt. Als Angriffsspitze allerdings taugt der 36-jährige Routinier nicht. Aufgrund seines Alters und einiger Vorschädigungen müsse man auch erst „schauen, wo und wann er uns helfen kann“, schränkt Unsöld ein. Er hätte übrigens wirklich gerne einen zusätzlichen Angreifer verpflichtet. „Dass die sehr rar gesät sind, vor allem in der Winterpause, weiß auch jeder. Ich jammere aber nicht. Ich muss mit dem arbeiten, was vorhanden ist“, fährt der Trainer fort.

Wegmarken: 14 Begegnungen stehen aus für den SC Ichenhausen, 42 Zähler sind also noch zu holen. Bereits 20 sollten ganz sicher zum Drinbleiben reichen. Richtungweisend in dieser Hinsicht wird gleich das erste Spiel der Frühjahrsrunde. Am 7. März erwarten die Königsblauen den FC Memmingen II. Die Regionalliga-Reserve konnte in 22 Begegnungen 27 Zähler einfahren und liegt demnach voll auf Augenhöhe mit dem SCI.

Prognose: Papier und Statistiken bringen auch dem SC Ichenhausen keine Punkte. Doch die Zuversicht der Verantwortlichen ist groß. „Ich halte nichts von Träumereien, aber ich sehe uns stark genug, dass wir in der Liga bleiben“, sagt Unsöld. Und Schiller bemerkt: „Wenn wir nicht in die Entscheidungsspiele müssen, ist alles gut. Das ist nicht pessimistisch, das ist realistisch.“

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Aufrufe: 029.2.2020, 11:02 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan KubicaAutor