2024-04-25T14:35:39.956Z

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Nach vielen Jahren an der Seitenlinie schaffte Ralf Horst 2016 mit Viktoria Kelsterbach den Aufstieg in der Hessenliga. Bei seinen darauffolgenden Engagements im Aktivenbereich in Unterliederbach und Schwanheim wurde er hingegen weniger glücklich. Mit der jüngsten Entwicklung seiner Viktoria ist Horst zufrieden.
Nach vielen Jahren an der Seitenlinie schaffte Ralf Horst 2016 mit Viktoria Kelsterbach den Aufstieg in der Hessenliga. Bei seinen darauffolgenden Engagements im Aktivenbereich in Unterliederbach und Schwanheim wurde er hingegen weniger glücklich. Mit der jüngsten Entwicklung seiner Viktoria ist Horst zufrieden. – Foto: Marcel Lorenz (Archiv) - Bearbeitung: VRM

Viktoria-Glanzzeiten als Blaupause

Der Kelsterbacher Verein ist nicht nur die sportliche Heimat von Ralf Horst geworden +++ Aktuell als Zuschauer bei Sohn, Neffe und seinen Lieblingsklubs

Kelsterbach. Mit aktuell Platz zwei spielt Viktoria Kelsterbach eine blendende Rolle in der Kreisoberliga - sogar mit der Option, Spitzenreiter Alemannia Nied noch den Titel streitig zu machen. Oder als Vize-Champion in den Aufstiegsspielen den Durchmarsch in die Gruppenliga packen zu können. Es wäre der vorläufige Höhepunkt des jüngsten Aufschwungs bei der Viktoria, mit dem sich der Verein wieder an die Sphären annähern könnte, in denen der Verein vor nicht allzulanger Zeit noch unterwegs war. Als in Kelsterbach noch Verbands- und in der Saison 16/17 sogar ein Jahr Hessenligafußball geboten wurde.

Zeiten, die Ralf Horst maßgeblich mitgeprägt hat. Zunächst knapp zehn Jahre als Spieler, anschließend als Co-Trainer und von 2011 bis zu seinem vorzeitigen Aus 2018 als verantwortlicher Trainer. Mit seinem Zwillingsbruder Kai sowie der sportlichen Leitung um Christian Kreil und Christian "Ossi" Trupkovic prägte der ehemalige deutsche U17-Juniorennationalspieler die erfolgreichste Zeit der Viktoria-Vereinsgeschichte an der Seitenlinie entscheidend mit. Formte aus einem jahrelangen Mittelklasse-Verbandsligateam eine Topmannschaft, der nach einem vergeblichen Anlauf 2016 der Meistertitel und Aufstieg in die Hessenliga gelang. Aus der die Viktoria mit vergleichsweise geringem Etat nach nur einer Runde wieder abstieg.

So sehen Aufsteiger aus: Mit Viktoria Kelsterbach gelingt Horst 2016 der Sprung in die Hessenliga.
So sehen Aufsteiger aus: Mit Viktoria Kelsterbach gelingt Horst 2016 der Sprung in die Hessenliga. – Foto: Viktoria (Archiv)

Dennoch bleiben die alten Zeiten lebhaft in Erinnerung: "Wir wurden selbst in der Verbandsliga meist als Abstiegskandidat gehandelt. Aber wir sind als Team zusammengewachsen", sieht Horst die Gemeinschaft um Führungsspieler wie Manuel May, Dominique Groß, Tobias Fischer, Atay Koustar, Dominic Machado, Marcel Tschakert oder Jonas Scheitza als Grundstein des damaligen Erfolges an. Mit einigen Größen der ehemaligen Aufstiegsmannschaft hat sich Horst Anfang des Jahres in Oberreifenberg wiedergetroffen und alte Zeiten hochleben lassen.

Mit Führungsspielern wie Jonas Scheitza gelang Horst als Trainer von Viktoria Kelsterbach der Aufstieg in die Hessenliga.
Mit Führungsspielern wie Jonas Scheitza gelang Horst als Trainer von Viktoria Kelsterbach der Aufstieg in die Hessenliga. – Foto: Marcel Lorenz

Bei der Liebe Viktoria seine Liebe kennengelernt

"Ich bin dem Verein dankbar, bei der Viktoria fühle ich mich heimisch", sagt Horst. Bei seiner Vita nimmt man ihm das ab. Denn zusätzlich zu den fast zwei Jahrzehnten, die er im Verein verbracht hat, wohnt er in Kelsterbach und hat zu Spielerzeiten im Verein sogar seine Frau kennengelernt, deren Vater einst im Spielausschuss tätig war. Umso schwerer fiel der Abschied von der Viktoria - noch während der laufenden Saison nach dem Wiederabstieg in die Verbandsliga.

"Es fing schon in der Winterpause an: Ich merkte, dass ich keine Power mehr hatte und es nur noch als Pflicht empfand, auf dem Sportplatz zu sein. Nach einem Spiel in Oberliederbach habe ich dann nach dem Spiel in der Kabine meinen Rücktritt verkündet", erinnert sich Horst. Das war Mitte April 2017. Nur wenige Wochen später erreichte den Verein die nächste Hiobsbotschaft: Eine Steuernachzahlung ans Finanzamt brachte den Verein in eine finanzielle Notlage, der freiwillige Rückzug in die Kreisoberliga war die Folge.

Eine (zu kurze) Saison in Hornau

Während Viktoria anschließend sportliche weiter schlingerte, als Letzter in die A-Liga abstieg, versuchte sich Horst bei seinem Ex-Verein VfB Unterliederbach in der Gruppenliga. Doch das Missverständnis endete nach nur acht Spielen und sieben Punkten. In der Folgesaison coachte Horst die A-Junioren der TuS Hornau in der Hessenliga, ehe die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach und für einen Abbruch der Saison sorgte. "Wenn Corona nicht gewesen wäre, hätte ich gerne auch über die Saison weitergemacht. Aber ich sehe mich eher als Coach im Seniorenbereich", erinnert sich der 46-Jährige an ehemalige Schützlinge wie Maxim Andreutti, Luke Lange, Jakob Archut oder Alessandro de Maio, die momentan in der Hornauer Ersten auf den Gruppenliga-Titel zusteuern.

Zeit in Schwanheim "kräfteraubend"

Seinen Wiedereinstieg im Herrenbereich erlebte Horst dann 2021, an der Seite von Andreas Schreier und Torwarttrainer Dominique Groß. Nach dem erneuten, pandemiebedingten Abbruch der Saison stand am Ende der Abstieg in die Gruppenliga und Horsts Abgang als Trainer nach "kräfteraubenden" Jahren, wie Horst sagt. "Wir haben eine junge Mannschaft ohne Geld zusammengestellt. Es hat Spaß gemacht, aber wir wurden vom Verein komplett allein gelassen", analysiert Horst.

Mit Dominique Groß (Mitte) und Andreas Schreier (rechts) war Horst eineinhalb Jahr bei Germania Schwanheim. Doch er fühlte sich vom Vorstand alleingelassen und hörte im Sommer auf.
Mit Dominique Groß (Mitte) und Andreas Schreier (rechts) war Horst eineinhalb Jahr bei Germania Schwanheim. Doch er fühlte sich vom Vorstand alleingelassen und hörte im Sommer auf. – Foto: Marcel Lorenz

Vertrauen und viele helfende Hände im Vorstand des Vereins, kombiniert mit einer guten Mannschaft und der Ambition auf erfolgreichen Fußball: Unter diesen Voraussetzungen erlebte Horst in Kelsterbach, aber auch in seiner kurzen Phase in Hornau positive Zeiten als Trainer. Und quasi die Blaupause für funktionierende Engagements als Trainer. An die der aktuell vereinslose Coach bei dem geeigneten Angebot auch gerne weiter anknüpfen würde. "Aber", sagt Horst, "es muss schon einiges passen". Interessant werden könnte es für ihn ab der Gruppenliga, hin zu einem leistungsorientierteren Fußball, durch den Wohnort Kelsterbach wären viele Ziele im Rhein-Main-Gebiet für Horst gut erreichbar.

Viktoria-Aufstieg in dieser Saison käme zu früh

Eilig, wieder einen Posten an der Seitenlinie zu ergattern, hat es der Inhaber einer Versicherungs-Agentur nicht. Über die Entwicklung im heimischen Fußball ist er aber weiterhin im Bilde. Und schaut sich aktuell viele Spiele von seiner Frankfurter Eintracht an, bei der er im Jugendbereich unter anderem mit Oscar Corrochano (aktuell SV Sandhausen) und Patrick Glöckner (Ex-Coach Hansa Rostock, Waldhof Mannheim) zusammenspielte. Oder er guckt bei Spielen von seinem Sohn Luca (U19 Kickers Offenbach) oder seinem Neffen Robin (Verbandsliga bei der Spvgg. Neu-Isenburg) zu. Oder eben seinem Herzensverein Viktoria Kelsterbach, bei dem sein ehemaliger Schützling Dominique Groß mittlerweile wieder im Tor steht. "Es macht wieder Spaß der Viktoria zuzusehen. Ich habe diese Saison einige überragende Spiele gesehen, allerdings auch die 1:6-Derbypleite gegen den BSC. Es freut mich, dass sie aktuell vorne mitspielen. Aber ich denke, dass ein Jahr mehr in der KOL der Mannschaft gut tun würde", sagt Horst.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir in unregelmäßigen Abständen bekannte Trainer aus der Region, die aktuell nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Ihr habt Vorschläge für einen Protagonisten, der Teil der Serie werden soll? Dann mailt uns an fupa@vrm.de!

Bisher erschienen:

Aufrufe: 02.5.2023, 13:30 Uhr
Philipp DurilloAutor