2024-05-08T14:46:11.570Z

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Jürgen Menger blickt auf eine bewegte Vita als Spieler und Trainer zurück. Einen Wiedereinstieg als Aktiventrainer sieht er als unwahrscheinlich an.
Jürgen Menger blickt auf eine bewegte Vita als Spieler und Trainer zurück. Einen Wiedereinstieg als Aktiventrainer sieht er als unwahrscheinlich an. – Foto: SG Orlen/stock.adobe - Bearbeitung: VRM

"Trainer müssen Konsequenz zeigen"

Der Ex-Profi hat seit fünf Jahren nicht mehr als Aktivencoach an der Seitenlinie gestanden - und zweifelt, ob sein Stil noch zur heutigen Spielergeneration passt +++ Abstiege kratzen am Ego

Taunusstein. Als Spieler, Trainer und zuletzt auch Funktionär ist Jürgen Menger dem Fußball schon seit Dekaden verbunden. Dort, wo Menger war, da kehrte meistens auch der Erfolg ein. Umso mehr fuchst es den 62-Jährigen, bei seinen letzten beiden Trainerstationen in Taunusstein mit je einem Abstieg sportliche Rückschläge erleben zu müssen. "Das hat mein Ego schwer getroffen", bekennt Menger. Der Ex-Profi könnte diese Schmach, am Ende seiner Trainerzeit abgestiegen zu sein, tilgen, indem er ein neues Engagement als Aktiventrainer begänne.

Doch dass es dazu kommt, stuft Menger als "unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen" ein. Zwei, zweineinhalb Berufsjahre stehen ihm noch bevor, ehe der Bankkaufmann in Rente geht. "Wenn mir langweilig wird und meine Frau sagt, dass ich ihr zu sehr auf die Nerven gehe, dann fange ich vielleicht nochmal an", lacht er. Dazu zweifelt Menger, ob seine Ansprüche und Art der Teamführung mit der aktuellen Spielergeneration und den Kaderstrukturen vieler Vereine überhaupt noch in Einklang zu bringen sind.

"Immer konsequent durchgegriffen"

"Als Trainer war ich auf Erfolge bedacht, habe auch immer versucht, eine gewisse Einstellung zu vermitteln. Wenn viele Sachen zusammenkamen, habe ich immer konsequent durchgegriffen. Das geht aber nur, wenn man eine gewisse Kaderstärke hat. Oft können sich das Trainer in der heutigen Zeit nicht mehr leisten, weil der Druck zu groß ist, weiter im Meisterschaftsrennen zu bleiben oder einfach, weil der Kader nicht breit genug ist. Doch man darf sich auch nicht alles bieten lassen und muss Konsequenz zeigen", sagt Menger, der sich selbst als "hart, aber herzlich" beschreibt.

Auswärts nach Vellmar - aber die Tasche bleibt im Bus

Beispiele? Zu Oberliga-Zeiten beim RSV Würges habe er bei einem Auswärtsspiel im nordhessischen Vellmar sogar seinen Kapitän mit im Bus fahren lassen - um ihm bei Ankunft mitzuteilen, "dass er seine Tasche gar nicht erst ausladen" brauche. Im entscheidenden Aufstiegsspiel zur Oberliga hatte er damals seinen Top-Stürmer draußen gelassen, als dieser tags zuvor einen Junggesellenabschied hatte. "Dummerweise habe ich diese Spiele dann immer verloren und Lehrgeld zahlen müssen", sagt Menger. Langfristig hätten sich solche Richtlinien immer gelohnt, "um den ein oder anderen vor gewissen Dingen abzuhalten".

Den RSV Würges coachte der Ex-Profi zu seiner Glanzzeit, führte das Team aus dem Raum Limburg bis in die Oberliga.
Den RSV Würges coachte der Ex-Profi zu seiner Glanzzeit, führte das Team aus dem Raum Limburg bis in die Oberliga. – Foto: Steffen Bär (Archiv)

Als Profi bei Freiburg mit Jogi Löw gekickt

Ansonsten prägten viele Erfolge die Laufbahn des ehemaligen Profis, der in den Achtzigern drei Jahre beim SC Freiburg (unter anderem mit Mitspieler Joachim Löw) spielte. Dann aber aufgrund beruflicher Perspektiven und der nahenden Geburt seines ältesten Sohnes Marvin seinen Vertrag im Breisgau kündigte und sich zurück in heimische Gefilde begab. Anfang der Achtziger bei Mainz 05 selbst von Ziehvater Herbert Dörenberg aus der C-Klasse in die Oberliga befördert, sei es während seiner Trainerzeit immer Credo gewesen, jungen Spielern eine Chance zu geben, sagt Menger. Und behauptet: "In jeder C- und B-Liga-Mannschaft gibt es Spieler, die drei Klassen höher spielen könnten, aber den geringsten Weg des Widerstands wählen."

"Einer der Macher" des heutigen Wehener Jugendbereichs

Heinz Hankammer gab ihm bei Wehen den Auftrag, die Jugend stärker an den Aktivenbereich heranzuführen. Menger sieht sich rückwirkend als "einen der Macher des heutigen Jugendbereichs" am Halberg. Die U17 übernahm er einst in der untersten Klasse, um im U19-Bereich in der höchsten Klasse, der heutigen Bundesliga, aufzuhören und sich 2000 zum Hessenmeister zu krönen. Und Anfang der Nullerjahre in der zweiten Mannschaft rund um die beiden Führungsspieler Daniel Fröhlich und Sven Zaltenbach mit einer "Bubi-Truppe" die Verbandsliga aufzumischen. Umso mehr habe Menger es bedauert, als sich sein Ex-Verein 2015 entschlossen habe, die zweite Mannschaft aufzulösen.

Class of 2001: Jürgen Menger präsentiert zahlreiche junge Neuzugänge für die Landesliga-Saison beim SV Wehen II.
Class of 2001: Jürgen Menger präsentiert zahlreiche junge Neuzugänge für die Landesliga-Saison beim SV Wehen II. – Foto: gvs (Archiv)

Abstieg mit Orlen nach Derbyniederlage gegen eigene Söhne

Nach seiner Zeit bei Wehen ging es nach Würges, wo er 2006 den Aufstieg in die Oberliga packte und sogar mal Wehen im Hessenpokal eliminierte. Rückwirkend betrachtet die Glanzzeiten des heutigen Kreisoberligisten aus der Limburger Kante. "Wir waren nicht die betuchtesten, daher habe ich mich bei Neuzugängen meist bei Vereinen aus unteren Klassen umgeschaut", blickt Menger zurück. Nach seiner Zeit beim VfB Unterliederbach heuerte er bei der SG Orlen an, stieg mit zahlreichen A-Jugendlichen in die Gruppenliga auf. Und am Ende seiner Zeit ab, weil ausgerechnet im Derby gegen den TuS Hahn (mit Mengers Söhnen Marvin und Tim im Trikot des Rivalen) der nötige Sieg ausblieb.

Bei der SG Orlen stand (oder saß) Menger an der Seitenlinie und erlebte am Ende einen Abstieg.
Bei der SG Orlen stand (oder saß) Menger an der Seitenlinie und erlebte am Ende einen Abstieg. – Foto: Tom Klein (Archiv)

Nach einem Jahr Pause übernahm er in Hahn, doch nach dem Klassenerhalt im ersten Jahr stieg der TuS in der zweiten Saison sang- und klanglos ab. "Danach habe ich die Reißleine gezogen und den stillen Abgang gewählt, ich war angefressen", sagt Menger.

Historisches Heimspiel gegen Würges im Mai 2018: Bis heute das letzte Gruppenliga-Spiel vom TuS Hahn, bis heute das letzte Spiel von Jürgen Menger als verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie. Passenderweise gegen seinen Ex-Klub Würges, den er in der Glanzzeit in der Oberliga trainiert hatte.
Historisches Heimspiel gegen Würges im Mai 2018: Bis heute das letzte Gruppenliga-Spiel vom TuS Hahn, bis heute das letzte Spiel von Jürgen Menger als verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie. Passenderweise gegen seinen Ex-Klub Würges, den er in der Glanzzeit in der Oberliga trainiert hatte. – Foto: Ingo Hörning (Archiv)

Ex-Spieler nun als Trainer unterwegs

Dem Fußball ist er weiterhin verbunden geblieben. Ehemalige Spieler von Menger, wie Maurice Burkhardt (aktuell SV Niedernhausen), Daniel Dylong (SG Kirberg) oder Mario Nogly (TSV Bleidenstadt) sind derzeit selbst als Trainer tätig und suchen ab und an dessen Ratschlag. Dazu waren wohl unzählige prägende Spieler aus der aktuellen Generation mal unter Mengers Fittichen. In der florierenden Nachwuchsabteilung der SG Orlen wirkte Menger in den vergangenen Jahren schon als U19-Coach und ist aktuell Koordinator der A- und B-Junioren. Auch als Zuschauer bei Spielen seiner Söhne und bei Spielen der Region trifft man Menger nach wie vor an. Nur eben voraussichtlich nicht mehr als Trainer.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir in unregelmäßigen Abständen bekannte Trainer aus der Region, die aktuell nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Ihr habt Vorschläge für einen Protagonisten, der Teil der Serie werden soll? Dann mailt uns an fupa@vrm.de!

Bisher erschienen:

Aufrufe: 011.4.2023, 06:00 Uhr
Philipp DurilloAutor