Wiesbaden. Früher war nicht alles besser, aber vieles. Zumindest im Amateurfußball. Eine größere Zahl an tatkräftigeren Ehrenamtlern, höhere Identifikation der Spieler mit Verein und Ort, bessere Beteiligung an Trainings und Aktivitäten im Verein. Daniel Fröhlich hat diese Entwicklung lange Zeit ohne wirkliche Pause beobachten können. Prägte als Trainer zwölf Jahre lang die SG Bremthal, ehe er zwei Jahre lang nochmal einen Neustart beim damaligen A-Ligisten FC Lorsbach versuchte. Vergeblich. Seit 2019 hat Fröhlich kein neues Amt mehr als Trainer im Amateurbereich angetreten - und wird dies vermutlich auch nicht mehr tun.
Zu präsent sind noch die abschließenden Jahre seines Trainerdaseins. Zwei Jahre in Lorsbach und in seinen letzten beiden Jahren in Bremthal habe er oft mit einer Handvoll Spielern im Training gestanden, bei Spielen gerade so zwölf Mann zusammengekriegt: "Ich hatte lange Jahre viel Spaß gehabt. Aber wie es am Ende war - das war nicht mehr meine Welt", blickt Fröhlich, der lange Jahre in Wehens Zweiter Mannschaft Kapitän in der Regional- und Oberliga war, auf einen schleichenden Wandel der Prioritäten bei vielen Amateurspielern zurück.
Aus Buenos Aires direkt zum Auswärtsspiel
"Wir sind in der Sommerpause in den Urlaub gefahren, meine Kinder wurden getauft, als fußballfreie Zeit war, ich hatte in Bremthal mit Gerd und Martin Klein zwei Piloten im Team, die manchmal sonntagmorgens aus Buenos Aires kamen und ein paar Stunden später auswärts in Wörsdorf aufgelaufen sind. Wir haben alles um den Fußball drumherumgelegt. Heute scheinen viele den Fußball nur noch als Hobby anzusehen, das man abends macht, wenn einem wirklich nichts mehr anderes einfällt", erinnert sich der 48-Jährige an triste Trainingseinheiten und kuriose Absagen, "über die ich ein Buch schreiben könnte".
"Vereinsleben in Reinkultur"
Fast schon wehmütig erscheint da sein Rückblick auf sein erstes Jahrzehnt bei der SG Bremthal, die er 2004 als Abstiegskandidat in der Kreisoberliga übernahm, stabilisierte und schließlich gar in die Gruppenliga führte. "Man schätzt das, was man hat meistens erst, wenn es nicht mehr da ist. Das war Vereinsleben in Reinkultur und eine Truppe, die Fußball spielen wollte", erinnert sich Fröhlich an eine Mannschaft mit Spielern wie Daniel Jaroszewski und Julian Jaroszewski, David Etmans, Sascha Friedrich und Daniel Friedrich, Lukas Linicus, Jerome Friboulet oder Felix Friessleben, die als gelungener Mix aus gestandenen Spielern und Eigengewächsen gemeinsam mit ihrem Coach eine Ära mit Bremthaler DNA bei der SGB prägten. Dazu mit Präsident Alfred Friedrich, Bruder Helmut Friedrich und dem Spielausschussvorsitzenden Stefan Spahn ein umtriebiges Trio auf organisatorischer Ebene, "mit denen man sehr gut zusammenarbeiten konnte", sagt Fröhlich.
200 Zuschauer im Schnitt in den guten Zeiten
In den guten Zeiten hatte Bremthal ein Zuschauerschnitt von 200 pro Heimspiel, über 400 in den Derbys gegen Fröhlichs Heimatdorf Wildsachsen oder Lorsbach, dazu 2011 das im Elfmeterschießen verlorene Entscheidungsspiel nach der Skandal-Relegation zur Gruppenliga gegen Frauenstein vor 1.500 Zuschauern, 700 davon aus Bremthal. "Das war geiler Amateurfußball", sagt Fröhlich.
Konzept müsste überzeugen
Auf den Sportplätzen der Region trifft man ihn eher selten als Zuschauer an, meist ist er mit seinem Sohn unterwegs, der in der U13 des SV Wehen kickt oder er genießt das Familienleben. Zeit für neue Aufgaben bleibt für den in der Versicherungsbranche tätigen Fröhlich da wenig. Und Lust ebenso. Da, so betont Fröhlich, müsste schon ein Verein anklopfen, "mit einem Konzept, das mich wirklich überzeugt".
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Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir in unregelmäßigen Abständen bekannte Trainer aus der Region, die aktuell nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Ihr habt Vorschläge für einen Protagonisten, der Teil der Serie werden soll? Dann mailt uns an fupa@vrm.de!
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