2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Cuxhaven - Deine Schiris: Tim von Glahn

Flaschenwürfe vor dem Spiel +++ Vorsicht bei der Vereinswahl

In unserer Rubrik “Cuxhaven – Deine Schiris“ kommt heute Tim von Glahn zu Wort. Er erzählt uns von Ofen-Handschuhe, Karamellbonbons für Assistenten und verrät uns warum auch Schiedsrichter bei der Vereinswahl genau hinsehen sollten.

Sie sind so unersetzlich wie der Ball, dennoch haben sie meistens den schwierigsten Job auf dem Platz - die Schiedsrichter. Ohne sie gäbe es vielleicht nur halb so viele Emotionen beim Fußball und ein dauerhaft fairer Sport wäre nur schwer möglich.

In unserer Interview-Rubrik "Cuxhaven - Deine Schiris" stellen sich die Unparteiischen der Region vor und beantworten unsere Fragen.

Tim von Glahn studiert Germanistik und Ökonomische Bildung auf Lehramt, schreibt im nächsten Semester seine Bachelorarbeit und fuhr vor Corona an jedem Wochenende von Oldenburg nach Hause, um die Sonntage auf sämtlichen Sportplätzen des Landkreises zu verbringen. Vor dem Studium kickte der C-Lizenz-Inhaber auch selbst und trainierte Jugendliche. 2017 wurde er vom NFV Cuxhaven mit dem U23-Ehrenamtspreis "Stiller Star" ausgezeichnet.

Name: Tim von Glahn

Alter: 22 Jahre

Welches war die höchste Liga, in der Du gepfiffen hast und welche Klasse pfeifst Du aktuell?

Als Hauptschiedsrichter pfeife ich im Herren-Kreisklassenbereich, im Frauenfußball bis in die Bezirksliga und im Jugendbereich bis zur Landesliga. Als Assistent bin ich oft in der Kreisliga, gelegentlich aber auch in höheren Ligen bis zur Landesliga und der Junioren-Regionalliga unterwegs.

Warst Du selbst aktiver Fussballer?

Ja, in meiner Jugend habe ich für die JSG Am Dobrock von der F-Jugend bis zur A-Jugend und ein Jahr bei der zweiten Herrenmannschaft des VfL Wingst gespielt.

Wie kommst Du durch die coronabedingte Fußballpause? Wie sehr vermisst Du dein Hobby? Ich habe durch mein Studium sehr viel zu tun, da fehlt der Fußball als Ausgleich enorm. Es geht am Sonntag nichts über ein paar schöne Pässe, grünen Rasen und ein faires Spiel mit einem guten Gespann. Früher war ich jeden Tag in irgendeiner Funktion auf dem Platz, heute leider sowieso nur noch ein- bis zweimal zum Pfeifen.

Was hat Dich dazu bewegt, Schiedsrichter zu werden?

Ich war schon immer auf Fairness aus und habe immer eine Abneigung gegenüber Unsportlichkeiten empfunden. Da ich ein sehr ruhiger, aber konsequenter Mensch bin und das Ehrenamt schon immer geschätzt habe, war das genau die richtige Aufgabe für mich.

Hast Du ein Schiedsrichtervorbild?

Nein. Jeder sollte aus den Stärken und Schwächen anderer lernen, seine eigenen kennen und eingestehen und sich immer verbessern wollen. Ich mag im Allgemeinen aber Schiedsrichter, die besonnen das Spiel begleiten, Verständnis für die Spieler aufbringen und die zeigen, dass sie Spaß an der Sache haben, auch, wenn sie mal Fehler machen - egal ob Profi oder Jung-SR.

Was waren die Highlights Deiner Schiedsrichter-Karriere?

Ich vereine das immer gerne mit meiner Trainerkarriere. Wie gesagt, ich liebe den fairen Umgang miteinander. Deshalb ist jedes solcher Spiele ein Highlight für mich - egal, ob als Spieler, Trainer oder Schiedsrichter.
Die Schiedsrichterei bietet natürlich auch kostenlose Stadionerlebnisse als Highlights, aber ich durfte auch schon Stars wie den Trainer Dieter Hecking, Bundesliga-Schiri Sven Jablonski oder Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald persönlich kennenlernen. Als Assistent war ich schon bei einem Jubiläumsspiel dabei, indem ehemalige Bundesligaspieler wie Manfred Kaltz gespielt haben. Auch im Ausland war ich schon als Schiedsrichter unterwegs.
Auf besondere Weise belohnt wurde die investierte Zeit ins Ehrenamt, dass ich mal die Chance bekam, ein Freiwilliges Soziales Jahr beim SV Werder zu machen, die ich aber schweren Herzens ungenutzt lassen musste.

Was waren deine schlimmsten Erlebnisse als Schiri?

Relativ zu Beginn meiner Schiedsrichter-Karriere, da war ich vielleicht 14 oder 15, war ich als Assistent bei einem Kreisliga-Spiel dabei. Kurz vor Schluss erkannte ich ein Tor aufgrund einer Abseitsstellung ab, woraufhin ein großer und kräftiger Spieler zu mir gerannt kam und fragte, ob ich denn behindert sei. Solche unsanften Ausdrücke kommen leider das ein oder andere Mal vor. Heute kann ich damit wesentlich besser umgehen, als noch vor ein paar Jahren.
Es ist auch schon zweimal vorgekommen, dass ich mit einem Kollegen an der Schiedsrichterkasse (!) vor dem Spiel mit Flaschen beworfen und aufgrund meiner Trikotauswahl beschimpft wurde.
Auch Verletzungen sind nie schön.

Denkst Du nach dem Spiel noch viel über heikle Situationen nach?

Ich reflektiere mich selbst sehr oft. Natürlich gehören da auch heikle Situationen dazu. Aber wenn man mal den Austausch darüber braucht, gibt es oft Kollegen, mit denen sich das routiniert machen lässt. Auch das Gespräch mit Spielern und Trainern suche ich im Nachhinein öfter.

Fallen dir ein paar lustige Anekdoten aus deiner Schiedsrichterlaufbahn ein?

Es gibt in jedem Spiel neue Geschichten. Einmal war ich als Assistent in einem nebligen Flutlichtspiel unterwegs, da fiel der andere Assistent ohne Fremdeinwirkung hin und der Torhüter schrie: "Schiri, da liegt schon wieder einer von uns!". Der Schiri unterbrach das Spiel und der Kollege wurde mit ausreichend Eisspray und einem Karamell-Bonbon fitter als vor dem Sturz gemacht. Auch Torhüterinnen mit Ofen-Handschuhen, Schwalben, die mit "Steh auf, die Oscars sind erst nächstes Jahr wieder" kommentiert wurden und abgeknickte Winkel sind schon vorgekommen

Welche Ratschläge würdest du Interessierten/Neulingen geben?

Fangt mit Spielen der Kleineren an, Brust raus, Bauch rein, zeigt, dass ihr Spaß habt und befasst euch nicht mit dem, was andere euch im Spiel sagen. Und Augen auf bei der Vereinswahl. Leider habe ich bereits von mehreren Vereinen gehört und mitgewirkt, die weder die Ausrüstung bezahlen, noch sich in irgendeiner Art dankbar zeigen". Das Buch von Patrick Ittrich kann ich als Lektüre ebenfalls empfehlen.

Hast Du einen Ratschlag/eine Bitte an Spieler und Funktionäre?

Die Bitte an die Funktionäre kam in der Antwort auf die letzte Frage schon durch. Die Schiedsrichter, besonders die jungen und neuen, müssen unterstützt werden. Was ist an einer Whatsapp oder einem Anruf mit der Frage "Wie war dein Spiel heute?" so schwer und wie kommt man darauf, die Kollegen nicht auszustatten?

An die Spieler hab ich ebenfalls eine Bitte. Wir alle sollten froh sein, wenn wir sonntags wieder kicken können. Also was soll dieses unsportliche Gesabbel untereinander?

Welche Regel würdest du gern ändern?

Die Regel 12. Na, wer hat das Regelwerk studiert? ;-)

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Aufrufe: 018.4.2021, 11:40 Uhr
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