2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: Harneit

Cuxhaven – Deine Schiris: Hartmut Adler

Der Kult-Schiri im Interview: „Ich pfeife bis ich in der Kiste liege“ +++ „Nur Fouls zu pfeifen wäre ja langweilig“

Lange haben wir uns um ein Interview mit Hartmut Adler bemüht. Nun hat es geklappt. Er ist mit Sicherheit der bekannteste Unparteiische in unserer Region, steht seit über 30 Jahren auf dem Platz und hat einiges zu erzählen. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen als Schiedsrichter, aber wir erfahren auch Geschichten abseits des Platzes, die nicht jeder kennt: Hartmut Adler kämpfte sich vor vielen Jahren ins Leben zurück.

Sie sind so unersetzlich wie der Ball, dennoch haben sie meistens den schwierigsten Job auf dem Platz - die Schiedsrichter. Ohne sie gäbe es vielleicht nur halb so viele Emotionen beim Fußball und ein dauerhaft fairer Sport wäre nur schwer möglich.

In unserer Interview-Rubrik "Cuxhaven - Deine Schiris" stellen sich die Unparteiischen der Region vor und beantworten unsere Fragen.

Es kursieren viele Geschichten um Hartmut Adler. Oftmals werden sie noch ein wenig ausgeschmückt und werden nicht wahrer, wenn sie ständig wiederholt werden. Lustige Erlebnisse gibt es trotzdem. Er unterbrach schon Spiele, um seine Regenjacke aus der Kabine zu holen oder parkte sie gleich zu Beginn der Partie auf der Eckfahne. Daran, dass sein Auto während des Spiels mal umgeparkt wurde, erinnert er sich dagegen nicht: „Früher habe ich den Schlüssel aber auch immer stecken lassen“, berichtet er.

Der Spielball wurde schon in der Halbzeitpause in der Kabine vergessen. „Das passiert schon mal.“

Auf der Plattform „MeinVZ“ gründete sich ein „Hartmut Adler Fanclub“ und das nahm er durchaus zur Kenntnis, auch wenn er selbst keinen eigenen Internetanschluss hat. „Solange da keine Grenzen überschritten werden, finde ich das ja auch lustig“, sagt er.

Aber auch das gehört zu Hartmut Adler: Er sieht mit seiner getönten Brille viel, auch ohne übermäßig viel zu laufen - die Bandscheibe macht ihm Probleme. Er ist zuverlässig wie kaum ein Anderer, oftmals pfeift er gleich zwei Spiele an einem Tag und springt für andere Schiedsrichter ein. Er besucht regelmäßig die Lehrabende und versorgt dort seine Kollegen mit Notizkarten, Quittungsblöcken, Gelben und Roten Karten.

Einmal lehnte er ein Spiel ab. „Ich sollte beim TSV Hollen-Nord pfeifen. Da habe ich gesagt, dass ich kein Navi habe und nicht weiß wo das liegt. Wir können mit Hin-und Rückfahrt auch nur 100 km abrechnen.“

Was viele nicht wissen: Hartmut Adler ist ein Kämpfer. Nach einem schweren Verkehrsunfall 1979 lag er 9 Monate im Krankenhaus. Es folgten einige Operationen. Mit einem Gehwagen musste er das Laufen neu erlernen und er erkämpfte sich Stück für Stück seine Selbstständigkeit zurück.

Name: Hartmut Adler
Alter: 60

Welches war die höchste Liga, in der Du gepfiffen hast und welche Klasse pfeifst Du aktuell?
Aktuell pfeife ich in der 3. Kreisklasse und bei den Alten Herren. Die höchste Klasse war die 2. Kreisklasse. Da bin ich mal eingesprungen, weil ein Kollege ausfiel.


Warst du selbst aktiver Fußballer?

Nein.

Wie kommst du durch die coronabedingte Fußballpause? Wie sehr vermisst du dein Hobby?

Ich vermisse den Fußball und freue mich darauf, wenn es wieder los geht. Wenn ich nicht nachts die Zeitung austragen würde, würde ich wahrscheinlich noch einige Kilos mehr auf die Waage bringen.

Was hat dich dazu bewegt, Schiedsrichter zu werden?

Zwei Onkel von mir spielten in Uthlede und dort habe ich immer zugeschaut. Irgendwann hat der zweite Vorsitzende Hinrich Harbers mich gefragt, ob ich nicht für Uthlede pfeifen möchte. Durch die erste Prüfung bin ich noch durchgefallen, die zweite habe ich dann bestanden. Und seit 1990 bin ich Schiedsrichter.

Hast du ein Schiedsrichter-Vorbild?

Nein.

Was waren die Highlights deiner Schiedsrichter-Karriere?

Alle Spiele sind ein Erlebnis. Wichtig ist, dass alle wieder gesund den Platz verlassen.

Was waren deine schlimmsten Erlebnisse als Schiri?

Ein Spiel von Nesse II in Büttel. Ein Spieler kam blutend auf mich zu und ich habe ihm erklärt, dass ich die Szene nicht gesehen habe. Daraufhin konnte ich auch keine Bestrafung aussprechen. Dann eskalierte die Situation und Nesse ging vom Platz. Ich habe dann mein Geld geholt und bin nach Hause gefahren.

Nach einem Spiel hat mir ein Spieler mal einen „schönen Verkehrstod“ gewünscht. Das musste ich melden. So etwas gehört sich absolut nicht.

Denkst du nach dem Spiel noch viel über heikle Situationen nach?

Nein, nach dem Spiel muss man abschalten. Und man darf auch nicht nachtragend sein. Jedes Spiel beginnt wieder neu.

Fallen dir ein paar lustige Anekdoten aus deiner Schiedsrichterlaufbahn ein?

Ich fand es immer lustig was so über mich bei „MeinVZ“ geschrieben wurde, solange es im Rahmen blieb.

Welche Ratschläge würdest du Interessierten/Neulingen geben?

Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Sie sollten sich nicht verstellen und mehr Durchhaltevermögen beweisen. Viele hören zu schnell wieder auf.

– Foto: Harneit

Hast du einen Ratschlag/eine Bitte an Spieler und Funktionäre?

Wir sollten alle fair miteinander umgehen.

Welche Regel würdest du gerne ändern?

Keine. Wenn zum Beispiel das Abseits abgeschafft wird, kann man ja nur noch Fouls pfeifen. Das wäre ja langweilig.

Wie lange möchtest du noch pfeifen?

Ich sage immer: „Ich pfeife bis ich in der Kiste liege.“


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Aufrufe: 05.2.2021, 10:20 Uhr
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