2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
– Foto: Görse

Cuxhaven - Deine Schiris: Tobias Frohböse

Die Spesen bei McDonalds verfuttert +++ "Wir sind genauso wenig Profis wie ihr" +++

In unserer Rubrik “Cuxhaven – Deine Schiris“ kommt heute Tobias Frohböse zu Wort. Er erzählt uns welches Erlebnis ihn an die Pfeife brachte, welchen Bundesliga-Schiri er am Wolfsburger Bahnhof traf und von Zuschauern, die aus von der Bierbude Abseitsstellungen bewerten.
Sie sind so unersetzlich wie der Ball, dennoch haben sie meistens den schwierigsten Job auf dem Platz - die Schiedsrichter. Ohne sie gäbe es vielleicht nur halb so viele Emotionen beim Fußball und ein dauerhaft fairer Sport wäre nur schwer möglich.

In unserer Interview-Rubrik "Cuxhaven - Deine Schiris" stellen sich die Unparteiischen der Region vor und beantworten unsere Fragen.


Name: Tobias Frohböse

Alter: 18

Welches war die höchste Liga, in der Du gepfiffen hast und welche Klasse pfeifst Du aktuell?

Aktuell leite ich im Herrenbereich Spiele mit meinem Gespann in der Kreisliga. Mein Ziel ist es, zur kommenden Saison in die Bezirksliga aufzusteigen. Als Schiedsrichterassistent „winke“ ich jedoch Spiele bis in die Landesliga sowie im Juniorenbereich bis in die Regionalliga.

Warst du selbst aktiver Fußballer?

Ich habe bis zur U17 aktiv in der B-Jugend Kreisliga des TSV Germania Cadenberge gespielt. Bis dahin bin ich zum Glück von größeren Verletzungen verschont geblieben. Da dies auch so bleiben soll, habe ich mich, unter anderem aus Zeitgründen neben der Ausbildung, für die Schiedsrichterei entschieden. Schlussendlich war dies für mich die absolut richtige Entscheidung. Wir erhalten zudem auch noch eine kleine Aufwandsentschädigung. Für ein Kreisligaspiel gibt es nämlich für den Schiedsrichter 25€ und für die beiden Assistenten jeweils 15€ zzgl. Fahrtkosten.

Wie kommst du durch die coronabedingte Fußballpause? Wie sehr vermisst du dein Hobby?

Die coronabedingte Pause kam mir zuerst gar nicht so ungelegen, da ich mir an einem der letzten Spieltage Mitte Oktober im Kreisligaspiel zwischen dem TSV Geversdorf – TSV Sievern eine Verletzung im Schienbein zuzog, mit der ich fast 2,5 Monate zu tun hatte. Danach bin ich im neuen Jahr wieder aktiv in die Saisonvorbereitung gestartet und versuche mich seitdem mit verschieden Lauf- und Krafteinheiten fit zu halten. Am Anfang war es echt ungewohnt sonntags zu Hause zu bleiben und nicht wie jedes Wochenende die Sportplätze des Landkreises zu bereisen. Ich glaube es geht uns Schiri´s in dieser besonderen Zeit aber nicht anders, als allen Fußballern, Funktionären und Zuschauern, für die sich die Welt um den Fußball dreht und die alles Erdenkliche versuchen, um an den Wochenenden wieder auf dem Platz zu stehen, um alles zu geben. Die Vorfreude die Pfeife wieder in die Hand zu nehmen und auf dem Platz Vollgas zu geben ist daher riesig!

Was hat dich dazu bewegt, Schiedsrichter zu werden?

In der Zeit, in der ich die erste Saison auf Großfeld gespielt habe, das muss so in der C-Jugend gewesen sein, kommentierte ich eine gepfiffene Abseitssituation auf der Kührstedter Sportanlage, gegen die damals noch JSG Bederkesa, mit „lächerlich“. Daraufhin zog der Schiri glatt rot und zack war das Spiel für mich zum Unverständnis aller gelaufen. Einige Zeit später, natürlich immer mit dieser Situation im Hinterkopf, bot sich mir in den Herbstferien 2017 die Möglichkeit an einem Schiedsrichteranwärterlehrgang beim NFV in Barsinghausen teilzunehmen. „Frank, da fahre ich hin!“, waren damals voller Begeisterung meine Worte zu unserem Vereinsschiedsrichterwart Frank Griemsmann, welcher uns Schiri´s im Verein super unterstützt, fördert und mich zu meinem ersten Spiel als Assistent mitnahm. Damals zu einem Spiel in der 1. Kreisklasse, welches eigentlich ohne Assistenten geleitet wird, in der Partie Grodener SV – TSV Hollen Nord.

Hast du ein Schiedsrichter-Vorbild?

Als meine Schiedsrichter-Vorbilder sehe ich den DFB-Schiedsrichter Patrick Ittrich und den FIFA-Referee Deniz Aytekin, welche sehr viel von ihren Schiedsrichtereinsätzen, als auch von Trainingseinheiten oder sonstigen Aktivitäten preisgeben. Ob durch die Dokumentation in der Sportschau über Deniz, welche übrigens sehr zu empfehlen ist, durch das Buch und Podcasts von Patrick oder mit Instagram-Storys aus der Schiedsrichterkabine wird ein großer Einblick in die Welt der Elite-Referees ermöglicht.

Tobias Frohböse mit Harm Osmers und Felix Zwayer
Tobias Frohböse mit Harm Osmers und Felix Zwayer – Foto: privat

Was waren die Highlights deiner Schiedsrichter-Karriere?

Ein großes Highlight war es Felix Zwayer mit seinem Team nach einem Bundesligaspiel am Wolfsburger Bahnhof zu treffen. Nach einem Foto und einer kurzen Unterhaltung ging es dann zurück Richtung Cuxland.

Des Weiteren wurde ich 2019 als 1. Assistent für das Kreispokalfinale zwischen dem TSV Altenwalde – TSV Otterndorf vor rund 200 Zuschauern angesetzt.

In den zweithöchsten Jugendligen Deutschlands als Assistent aufzulaufen ist immer wieder ein schönes Erlebnis. Das erste Mal direkt am Volksparkstadion aus dem Auto zu steigen, an dem bereits ein HSV-Funktionär auf uns wartete, um uns zur Kabine zu begleiten. Das Jugendspiel auf der einen, das Training der HSV-Profis auf der anderen Seite des Zaunes.

Einmal im Monat treffen sich alle Schiedsrichter des Landkreises zur Weiterbildung und zu einem großen Austausch. Bei den Lehrgängen ist eine gewisse Zahl an Teilnahmen erforderlich, um weiter pfeifen zu dürfen. Bei einem solchen Lehrabend war einmal FIFA-Referee Harm Osmers zu Gast. Er erzählte viel aus seinem Leben, seiner Schiedsrichterlaufbahn und gab uns wertvolle Tipps mit auf den Weg.

Was waren deine schlimmsten Erlebnisse als Schiri?

Über wirklich schlimme Erlebnisse kann ich glücklicherweise nicht berichten. Natürlich fällt während des Spiels, aus der Emotion heraus, auch mal etwas eher ein unschönes und unangebrachtes Wort. Solange man aber nach dem Spiel bei einer gemeinsamen Bratwurst wieder darüber lachen kann, ist alles gut.

Denkst du nach dem Spiel noch viel über heikle Situationen nach?

Während des Spiels habe ich keine Zeit mir groß Gedanken über Situationen zu machen. Ein Schiedsrichter erlebt pro Spiel knapp 200 Situationen, welche in Sekundenbruchteilen bewertet und entschieden werden müssen. In der Halbzeit werden mögliche unklare Situationen in der Kabine neben Abgleich der Spielnotizkarten kurz durchgegangen, bevor es wieder los geht. Wenn es nach dem Spiel die Möglichkeit gibt, sich das Spiel via FuPa oder Sporttotal noch einmal anzuschauen, nehme ich mir hierfür einige Tage später Zeit, um das Spiel nachträglich noch einmal zu bewerten und Verbesserungspotenzial zu erkennen. Wenn man in Drochtersen unterwegs ist, hat man fast schon eine Garantie, dass Borni sich mit seiner FuPa-Cam irgendwo zum Filmen versteckt hat😉


Fallen dir ein paar lustige Anekdoten aus deiner Schiedsrichterlaufbahn ein?

Ein Testspiel in Geversdorf musste ich wegen Gewitter und Starkregen kurz unterbrechen. Diese Unterbrechung nutzte ich mit meinen Assistenten Moritz und Marvin sinnvoll, um uns mit heißer Bratwurst bewaffnet vor der Grillbude kurz aufzuwärmen, bevor der Schauer vorüber war und es weiter ging.

Jedes Mal, wenn ich mit einem gewissen Schiedsrichterkollegen unterwegs bin, liegt McDonalds meistens auf dem Rückweg. Das in 90 Minuten erarbeitete Geld wird also im Anschluss direkt wieder verfuttert.

Welche Ratschläge würdest du Interessierten/Neulingen geben?

Aller Anfang ist schwer, besonders wenn Zuschauer die Abseitsstellung von der Bierbude aus besser bewerten zu versuchen und dies auch lautstark mitteilen. Schiedsrichter sind mittlerweile Mangelware und doch sind sie so wichtig für den Fußball. Keine Schiris – kein Fußball! Nachwuchsschiris kann ich nur raten: Geht Euren eigenen Weg, sammelt viel Praxiserfahrung und beobachtet andere Schiedsrichter während des Spiels. Harte Arbeit wird zudem auch noch belohnt, denn nur Schiedsrichter können Spiele von der Kreisklasse bis zur Bundesliga kostenlos im Stadion anschauen.

Hast du einen Ratschlag/eine Bitte an Spieler und Funktionäre?

Mein Ratschlag an Spieler, Funktionäre und Zuschauer: Erstmal abwarten, danach könnt ihr immer noch über den Sportplatz grölen. Wir versuchen immer alles abzurufen und 110% zugeben, daher ist es meiner Meinung nach völlig legitim auch mal ein Foul zu übersehen oder aus einer Ecke einen Abstoß zu machen. Wir sind genauso wenig Profis wie ihr! Nicht jeder Pass kommt an, nicht jeder Schuss ist ein Treffer. Und auf den VAR warten wir in der Kreisliga sicher auch noch ein paar Jahre.

Welche Regel würdest du gerne ändern?
Wie in den vorherigen Interviews bereits von Oliver und Jannes genannt, schließe auch ich mich einer genaueren Auslegung des Handspiels an. Durch die fast schon jährlichen Veränderungen der Regelauslegung führt das fehlende Wissen in den Vereinen so gut wie immer dazu, dass ein „Hand“ Schrei ertönt, sobald der Ball nur in die Nähe des Arm-/Handbereiches ist.


Du bist Schiedsrichter und möchtest gerne an dieser Rubrik teilnehmen? Dann melde dich gerne und schreib uns eine Mail an lueneburg@fupa.net oder kontaktiere uns über unsere Facebookseite.

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Aufrufe: 016.2.2021, 17:23 Uhr
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