2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
– Foto: Harneit

Cuxhaven – Deine Schiris: Christian Bohling

„Ich hoffe, dass wir nicht noch eine Saison verlieren“

In unserer Rubrik “Cuxhaven – Deine Schiris“ kommt heute Christian Bohling zu Wort. Er erzählt uns wer ihn zum Pfeifen brachte, welches sein schlimmstes Erlebnis seiner Laufbahn war, warum er Schwalben härter bestrafen würde und was er sich von den Spielern wünscht.

Sie sind so unersetzlich wie der Ball, dennoch haben sie meistens den schwierigsten Job auf dem Platz - die Schiedsrichter. Ohne sie gäbe es vielleicht nur halb so viele Emotionen beim Fußball und ein dauerhaft fairer Sport wäre nur schwer möglich.

In unserer Interview-Rubrik "Cuxhaven - Deine Schiris" stellen sich die Unparteiischen der Region vor und beantworten unsere Fragen.

Name: Christian Bohling
Alter: 36

Welches war die höchste Liga, in der Du gepfiffen hast und welche Klasse pfeifst Du aktuell?
Das höchste waren Senioren-Testspiele mit Landesliga- und Bezirksliga Beteiligung, sowie Spiele in der Junioren-Bezirksoberliga.

Aktuell pfeife ich in der 1.KK und bin in der Landesliga und Bezirksliga als Assistent im Einsatz.

Warst du selbst aktiver Fußballer?

Ich war in der Jugend beim Hagener SV und später, wenn Not am Mann war, in Hagen (4.KK) und Wittstedt (3.KK) als Herrenspieler aktiv. Dazu auch noch in Wittstedt bei den Alten Herren. Aktuell konzentriere ich mich nur auf die Schiedsrichterlaufbahn.

Wie kommst du durch die coronabedingte Fußballpause? Wie sehr vermisst du dein Hobby?

Es fehlt einem schon sehr. Besonders die Geselligkeit nach den Spielen, aber auch das Miteinander auf dem Platz. Ich hoffe, dass es in naher Zukunft wieder weitergehen kann und wir nicht noch eine Saison verlieren.

Was hat dich dazu bewegt, Schiedsrichter zu werden?

Ich wurde 2001 von Günther Thielking angesprochen, ob ich nicht mit seinem Sohn zusammen in Barsinghausen einen Schiedsrichter-Lehrgang machen möchte. Da ich kein guter Fußballer war, war das eine gute Gelegenheit trotzdem aktiv dem Fußball erhalten zu bleiben.

Meine erneute Motivation wieder anzufangen, nachdem ich mehrere Jahre nur noch passiv war, war die extrem schwache Qualität vieler Schiedsrichter denen ich als Trainer beim VSK Osterholz Scharmbeck (Jugend Bezirk) begegnet war.

Ich wollte es einfach besser machen, denn ich finde die Spieler, egal ob Jugend oder Senioren, haben einen guten/fairen Unparteiischen verdient.

Hast du ein Schiedsrichter-Vorbild?

Zu meinen Vorbildern gehören auf jeden Fall ein Manuel Gräfe und Deniz Aytekin.

Da sie sich auch nicht verbiegen lassen und immer ihre Meinung äußern, auch wenn sie damit mal anecken. Ihnen ist es wichtig glaubwürdig zu sein, egal was andere sagen oder ob sie dann bestimmte Spiele nicht mehr leiten.

Was waren die Highlights deiner Schiedsrichter-Karriere?

Da gibt es sicher einige, wie die sieben Jahre Jugendcup in Wittstedt mit Top Teams aus ganz Norddeutschland. Ebenfalls ein Testspiel vom SV Henstedt-Ulzburg aus der 2. Frauen Bundesliga im Stadion Buxtehude.

Aber für mich ist es auch ein Highlight, an einem Donnerstagabend in Wellen die zweite Mannschaft von Beverstedt gegen Loxstedt zu pfeifen, wenn aufgrund eines anstehenden Feiertags mal eben über 120 Zuschauer dabei sind.

– Foto: Yvonne Stelljes

Was waren deine schlimmsten Erlebnisse als Schiri?

Mein schlimmstes Erlebnis war in Langendammsmoor, es war glaube ich erst das zweite oder dritte Seniorenspiel, welches ich als Jugendlicher gepfiffen hatte und ich wollte damals die gelernten Regeln genau umsetzen. Das führte dann zu drei Platzverweisen (heute würde ich davon nicht eine geben). Nach dem Spiel musste ich mich in der Kabine einschließen, da mir ein Spieler Schläge angedroht hatte und wütend versuchte reinzukommen. Zum Glück ist nichts passiert und der Spieler hat sich später auch entschuldigt

Denkst du nach dem Spiel noch viel über heikle Situationen nach?

Ich mache mir nach jedem Spiel, egal welche Spielklasse, Gedanken über meine Leistung und lasse das Spiel Revue passieren.

Wenn sich herausstellt, dass ich bestimmte Szenen falsch bewertet habe, nehme ich das immer mit nach Hause und mache mir meine Gedanken wie ich es nächstes Mal besser machen kann.

Über eigene Fehler ärgere ich mich am meisten von allen und nehme vernünftige Kritik gerne an.

Fallen dir ein paar lustige Anekdoten aus deiner Schiedsrichterlaufbahn ein?

Da fallen mir sicher seitenweise Anekdoten ein, die meisten davon bleiben natürlich unter uns Schiedsrichter.

Eine will ich aber mal erwähnen: Ich habe damals an einem Samstag, als unsere Damen ein Spiel in Wittstedt hatten, die Grillbude betreut. Zuvor pfiff ich unsere Jugend.

Ich habe nach dem Spiel zusammen mit dem Schiedsrichter und einigen Vereinskameraden, auch Spieler der 1. Herren, einen sehr gemütlichen Abend im Vereinsheim verbracht. Im Laufe des Abends hat der Kollege uns einige kuriose und gefährliche Szenen seiner Berufslaufbahn pantomimisch dargestellt. Auch haben wir viel gefachsimpelt, u.a über das „Abseits Erkennen“ ohne Assistenten, welches der Kollege nicht schwer fand.

Das kuriose war, dass der Schiedsrichter am nächsten Tag erneut den SV Wittstedt pfeifen musste Das Spiel fand bei der 1. Herren der SG Beverstedt statt und die Beversteder gewannen dann durch ein klares Abseitstor, da der Kollege es übersehen hatte. Das kann natürlich passieren, war aber für den Kollegen natürlich sehr bitter.

Welche Ratschläge würdest du Interessierten/Neulingen geben?

Ich kann nur jedem, der Lust am Fußball hat und überlegt einen Lehrgang zu besuchen, raten es zu machen. Ihr werdet unvergessliche Erlebnisse haben, wenn ihr euch auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lasst.

Versucht die Regeln nicht genau 1-1 umzusetzen, meistens kann der persönliche Kontakt Situationen besser lösen, als einfach nur mit Karten um sich zu werfen.

Hast du einen Ratschlag/eine Bitte an Spieler und Funktionäre?

Ich würde mich freuen, wenn weniger reklamiert wird und weniger Theatralik im Spiel ist. Schaut euch nicht alles bei den Profis ab.

Mich stört es, dass viele nach einem Foul immer diskutieren wollen oder irgendwelche Karten fordern, welche die Aktion (normal für jeden sichtbar) nicht hergibt.

Genauso finde ich Schwalben und theatralisches Verhalten absolut daneben, da würde ich mir Besserung wünschen.

Welche Regel würdest du gerne ändern?

Ich würde tatsächlich härtere Strafen für z.b klare Schwalben einführen sowie ein konsequentes Durchgreifen beim Fordern von Karten.

Wer z.b versucht bei einem knappen Spielstand mit einer Schwalbe einen Strafstoß zu provozieren, ist mit einer gelben Karte zu gut bestraft, denn wenn der SR es nicht als solche erkennt, entscheidet diese Aktion das Spiel. Dort gibt es für mich nur eine richtige Farbe: Rot.



Du bist Schiedsrichter und möchtest gerne an dieser Rubrik teilnehmen? Dann melde dich gerne und schreib uns eine Mail an lueneburg@fupa.net oder kontaktiere uns über unsere Facebookseite.

Weitere Teile dieser Rubrik:

Cuxhaven - Deine Schiris: Oliver Karpati

Cuxhaven - Deine Schiris: Jannes Müller

Cuxhaven - Deine Schiris: Henrik Tietjen

Cuxhaven-Deine Schiris: Hartmut Adler



FuPa.net - Ein Fußball-Portal, 1000 Möglichkeiten

Wie kann ich mitmachen auf FuPa? (Überblick)
Was bietet FuPa.net für mich & meinen Verein? (Überblick)
FuPa.tv: Filmen mit der YouSport-App
Bildergalerien hochladen
An die Torwand im legendären ZDF-Sportstudio mit FuPa/Hartplatzhelden

Aufrufe: 09.2.2021, 16:35 Uhr
FuPa CuxhavenAutor