2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Zuversicht beim TSV Aindling

Hinter verschlossenen Türen fällt Beschluss zu Vergleich mit den Gläubigern: Details soll es später geben

Eine Entscheidung ist gefallen in der außerordentlichen Versammlung des TSV Aindling. Das zumindest will und kann Präsident Ludwig Grammer bestätigen. Über alles Weitere will der Verein in der kommenden Woche die Öffentlichkeit informieren. Hinter verschlossenen Türen hat der Vereinschef rund 70 Mitglieder über die neuesten Entwicklungen in der Steueraffäre informiert, die den Verein seit Jahren belastet.

Im August vergangenen Jahres hat der TSV einen Insolvenzantrag gestellt. Eine Entscheidung in diesem Verfahren ist bis heute nicht gefallen. Die Mitglieder haben am Donnerstagabend einen Beschluss „über einen eventuellen außergerichtlichen Vergleich“ gefasst. Dieser Punkt stand auf der Tagesordnung der Versammlung. Die sei nichtöffentlich abgehalten worden, weil es dabei um Zahlungen von Privatleuten zum Ausgleich der Forderungen der Gläubiger gegangen sei, so Grammer. Wie gesagt, zum Inhalt will er sich nicht, beziehungsweise erst dann, wenn alles fixiert sei, äußern. Und zu seiner Stimmungslage? „Ich bin optimistischer.“

Sollte die Insolvenz abgewendet werden, dann spielt der TSV in der neuen Fußballsaison ab Juli wieder in der Landesliga. Andernfalls droht der Zwangsabstieg in die Bezirksliga. Am 30. Juni endet beim Bayerischen Fußball-Verband offiziell das Spieljahr. Eine Entscheidung erst nach diesem Termin hätte für den Verein gravierende Folgen: Aindling würde zwar weiterhin in der Landesliga kicken, aber schon von Beginn an als erster Absteiger feststehen. Die Mannschaft müsste dann ohne Chance zu jedem Spiel antreten, sonst würde der Verein in die unterste Klasse strafversetzt. Das heißt: eine komplette Saison mit Pflicht-Freundschaftsspielen, die weder Zuschauer noch die Spieler interessieren. Der Verein hat also größtes Interesse an einer rechtzeitigen Entscheidung vor Monatsende.

Schon am Montag könnte der Prozess vor dem Augsburger Schöffengericht gegen vier Funktionäre des Vereins mit Bewährungsstrafen enden. Eine Zahlung von 550.000 Euro als Wiedergutmachung ist von den vier Angeklagten und zwei weiteren Vereinsvertretern, die nicht auf der Anklagebank sitzen, bei der Verhandlung in dieser Woche angekündigt worden. Sie gleichen damit aus eigener Tasche einen großen Teil des Schadens aus, der bei Fiskus und Rentenversicherung über acht Jahre hinweg (2003 bis 2011) durch Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug mit Schwarzgeldzahlungen an Bayernliga-Fußballer entstanden ist.

Das Gericht hat den Angeklagten in einer sogenannten Verständigung angeboten, dass die Freiheitsstrafen (zwischen elf Monaten und einem Jahr) zur Bewährung ausgesetzt werden. Voraussetzung war auch ein Geständnis, dass die Funktionäre abgelegt haben. Wenn der Prozess nicht noch eine unerwartete Wende nimmt, dann wird er am Montag abgeschlossen.

Die Wiedergutmachung ist aber auch Kern des Vergleichsangebots an die Gläubiger, um die Insolvenz des Vereins abzuwenden. Bei der Verhandlung in Augsburg wurde bekannt, dass neben Finanzamt und Sozialversicherung auch der Bayerische Landessportverband (BLSV), sowie eine Bank und eine Brauerei aus der Region Forderungen gegenüber dem Verein haben. Die Strafverfolger rechneten zu Prozessbeginn den Schaden für Fiskus (rund 500.000 Euro) und Kassen (1,7 Millionen Euro) noch auf insgesamt 2,2 Millionen Euro hoch. Bei einer Schadensneuberechnung – das war die Bedingung der Verteidigung in den Verständigungsgesprächen mit Gericht und Staatsanwaltschaft – sind jetzt die „Geringverdiener“ unter den Fußballern herausgefallen.

Der Gesamtschaden verringert sich damit deutlich. Insgesamt fehlen dem Fiskus jetzt rund 175.000 Euro statt den zunächst angeklagten 500.000 Euro – ein gutes Drittel der Schadenssumme. Wenn sich das bei der Neuberechnung der Sozialkassen fortsetzt, dann werden aus 2,2 Millionen etwa 750.000 Euro Gesamtschaden. Die Zahlen der Rentenversicherung werden am Montag, dem voraussichtlich letzten Prozesstag, öffentlich gemacht. Dann soll auch klar werden, wie es im Insolvenzverfahren weitergeht.

Rückblick auf den Prozessverlauf

Aufrufe: 025.6.2016, 09:49 Uhr
Aichacher Nachrichten / Christian LichtensternAutor