2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Kommentar zum Schellenberg-Aus: Eine Frage des Stils

NLZ-Chef muss gehen

Das Ende der Ära Wolfgang Schellenberg beim TSV 1860 wirft nicht das beste Bild auf den Traditionsverein von der Grünwalder Straße. Ein Kommentar von Merkur-Sportredakteur Uli Kellner.

Wie bei jedem Traditionsverein gibt es auch beim TSV 1860 ein paar „heilige Kühe“, die man nicht ungestraft in Frage stellen darf. Allen voran die Meisterlöwen und Kultwirtin Christl (frag nach bei Ex-Boss Robert Schäfer). Auch Daniel Bierofka zählt dazu. Und jetzt auch Wolfgang Schellenberg, wie die Vereinsführung gerade schmerzlich erfährt.

Es ist durchaus legitim und im Fußballbusiness üblich, Funktionsträger auszutauschen, wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt. Abstieg eines Nachwuchsquartetts im Sommer (U 16 bis U21), Tabellenstände, die nicht auf Besserung schließen lassen – Gründe, Schellenberg als NLZ-Leiter zu hinterfragen, haben sich gehäuft, zumindest formal. Doch wie so häufig beim TSV 1860 geht es auch um Stilfragen.

Uli Kellner ist Löwen-Reporter des Münchner Merkur. Foto: Klaus Haag

Darf man einen verdienten Mitarbeiter so kühl vom Hof jagen, noch dazu kurz vor Weihnachten? Die vielen Fans, die seit Sonntagnacht auf die Barrikaden gehen, scheinen ein besseres Gespür zu haben als die Bosse im Hintergrund. Skandal, schreien die einen. Typisch 1860, die anderen. Recht haben sie alle, denn außer Schellenbergs preisgekröntem Nachwuchs gab es lange nicht viel, auf das der Anhang stolz sein durfte.

Unbestritten ist, dass sich der Regionalligist auf dem heiß umkämpften Talentemarkt neu aufstellen muss. Aber: Einen loyalen Löwen mit so viel Knowhow ziehen zu lassen, kann sich ein abgestürzter Klub wie 1860 nicht leisten, man müsste „Schelle“ wenigstens als Trainer halten. So landen auch die Bosse auf einem Abstiegsplatz – in der Gunst der Fans.

Aufrufe: 012.12.2017, 16:36 Uhr
Uli Kellner - Münchner MerkurAutor