2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
Scheiden tut weh: Geschäftsführer Markus Fauser mit NLZ-Chef Wolfgang Schellenberg (r.).© M.I.S.
Scheiden tut weh: Geschäftsführer Markus Fauser mit NLZ-Chef Wolfgang Schellenberg (r.).© M.I.S.

Hammer: NLZ-Chef Schellenberg vor dem Aus

1860 VERGRAULT SEIN „DIAMANTENAUGE“

Der Vater der preisgekrönten Jugendarbeit des TSV 1860 soll gehen – weil die aktuellen Nachwuchsteams schwächeln.

München – Die Absage des Totopokal-Spiels in Bayreuth hat dem TSV 1860 eine vorzeitige Winterpause beschert. Nach einem turbulenten Jahr, das im historischen Doppelabstieg gipfelte, schien der Tabellenführer der Regionalliga wenigstens vor einer friedlichen Winterpause zu stehen. Das aber wären nicht die Löwen.

In die vorweihnachtliche Ruhe platzt eine Nachricht, die für Außenstehende nur eine Randnotiz sein mag, für den Verein aber eine Hiobsbotschaft nicht absehbaren Ausmaßes darstellen würde: Nachwuchsleiter Wolfgang Schellenberg, 46, steht vor dem Aus.

Schellenberg „geschockt“

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte der verdiente Talentsichter die mehr als überraschende Entwicklung. Zwar sei noch nichts fix, in einem persönlichen Gespräch aber habe ihm Geschäftsführer Markus Fauser eröffnet, dass der Verein künftig ohne ihn planen möchte. Schellenberg zeigte sich „geschockt“ – zumal die Begründung ebenso skurril wie hanebüchen klingt: Ausbleibende Erfolge werden dem NLZ-Leiter angekreidet. Dabei ist Schellenberg hauptverantwortlich dafür, dass sich die Löwen trotz zuletzt schon schwieriger Jahre im Nachwuchsbereich stets an der nationalen Spitze behaupten konnten.

Noch im Mai 2016 scheiterten die A-Junioren erst im Halbfinale an Borussia Dortmund, das Nachwuchsleistungszentrum blieb trotz des Absturzes mit drei Sternen – der höchstmöglichen Klassifizierung – zertifiziert. Von Julian Weigl über Marius Wolf oder zuletzt Felix Uduokhai und Florian Neuhaus wurden unzählige 1860-Talente unter Schellenbergs Verantwortung ausgebildet. Mehrfach retteten Notverkäufe von Eigengewächsen die Lizenz. Als Trainer errang Schellenberg 2006 mit der U 17 um die Bender-Zwillinge den bis heute einzigen deutschen Meistertitel im Nachwuchsbereich für den TSV 1860.

Dass auch die beiden Abstiege der U 17 sowie der U 19 im Sommer zweifelsohne in seinen Verantwortungsbereich fallen, räumt Schellenberg ohne Umschweife ein. Neben der ohnehin komplizierten Kaderplanung für die Erste Mannschaft, die er nach dem Doppel-Abstieg zusammen mit Trainer Daniel Bierofka vornahm, übernahm der NLZ-Leiter zusätzlich noch das Traineramt bei der U 19. Zuletzt habe er selbst, so Schellenberg, wegen der enormen Belastung mit dem Gedanken gespielt, „ob ich das alles noch brauche“. Zumindest einen Posten als Juniorentrainer hätte er gerne behalten, ist Schellenberg nach insgesamt 13 Jahren an der Grünwalder Straße doch auch ein bekennender und leidenschaftlicher „Blauer“.

Sein Verlust jedenfalls wäre für den Verein ein abschließender Tiefpunkt im turbulentesten Jahr der Vereinsgeschichte.

Matthias Horner

Aufrufe: 010.12.2017, 20:44 Uhr
Matthias HornerAutor