2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Ein häufiges Bild in dieser Landesliga-Saison: Calcio jubelt, der Gegner verzweifelt Günter E. Bergmann
Ein häufiges Bild in dieser Landesliga-Saison: Calcio jubelt, der Gegner verzweifelt Günter E. Bergmann

Meistergeschichte: Calcio Leinfelden-Echterdingen

Calcio Leinfelden-Echterdingen lieferte während seiner Meisterschaft in der Landesliga II zahlreiche Skandale.

Calcio Leinfelden-Echterdingen hat schon mal ans Tor zur Verbandsliga Württemberg geklopft - vor gut 15 Jahren jedoch vergebens. Diesmal hat das ehrgeizige Vorhaben geklappt.

Calcio Leinfelden-Echterdingen hat schon mal ans Tor zur Verbandsliga geklopft - vor gut 15 Jahren, vergebens. Diesmal hat das ehrgeizige Vorhaben geklappt: Der Filderclub mit ­italienischen Wurzeln hat in der Landesliga, Staffel 2, den Dreikampf mit Vizemeister TSV Bad Boll und dem SV Ebersbach bereits am drittletzten Spieltag für sich entschieden und spielt in der neuen Saison erstmals in seiner 42-jährigen Vereinsgeschichte in der höchsten württembergischen Spielklasse.

Begonnen hatte die Saison des stets für Schlagzeilen abseits des sportlichen Geschehens sorgenden Clubs mit einer beispiellosen Einkaufstour, sie endete in bester Calcio-Manier mit einem Knall: Mit dem Rauswurf der beiden Torjäger. Fatih Özkahraman, der mit 19 Treffern großen Anteil am Gewinn des Meistertitels hatte, wurde wie Sturmpartner Vincenzo Parrinello vor dem letzten Saisonspieltag von Trainer Cataldo Diletto mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Trainer Diletto suspendiert zwei Stürmer

Offizieller Grund: Die beiden hätten sich mehr Bedenkzeit erbeten, nachdem ihnen der Verein eine Frist gesetzt hatte, zu der sie zu erklären hätten, ob mit ihnen auch eine Spielklasse höher zu rechnen ist. Diletto (38), der sich, ohne jemals einen Trainerschein erworben zu haben, nun Meister­trainer nennen darf, hatte das Sturmduo ­zunächst suspendiert und kurz darauf kundgetan, dass er nicht mehr mit ihnen plane. Seinen eigenen Vertrag als Chefcoach hat Diletto, der bis zu seiner Premiere auf dem Calcio-Trainerstuhl im Mai 2015 noch nie als Übungsleiter gearbeitet hatte und zuvor bei Calcio als Abteilungsleiter und stellvertretender Vereinsboss tätig war, derweil ­sogleich verlängert. Kurzzeitig war Diletto - der sich nach eigenen Worten als ,,Vater dieses Erfolgs" sieht - im vergangenen Herbst von seinem Trainerposten zurückgetreten. Doch vor dem Start in die zweite Saisonhälfte feierte er sein überraschendes Comeback, woraufhin sein ehemaliger Assistent und der damalige Interimscoach Radoslav Kral, ein ehemaliger Fußballprofi mit Champions-League-Erfahrung und ausgestattet mit der Trainer-A-Lizenz, nach seiner Rückstufung verärgert das Handtuch warf.

Sportlich hatte das Team des 1974 von italienischen Gastarbeitern gegründeten Clubs SC Echterdingen (Societa Calcio, zu Deutsch: Fußballverein) in dieser Saison dennoch überzeugt, das Diletto und Mitstreiter noch nach dem Vorrundenauftakt weiterhin verstärkt hatten. Am Ende einer beispiellosen Einkaufstour mit insgesamt 19 Neuzugängen tummelten sich im Calcio-Kader mehr als 30 Mann, dem auch mehrere Ex-Profis angehören - darunter der ehemalige österreichische U-21-Nationalspieler Denis Berger (32) sowie Shkemb Miftari (22), der schon Drittliga-Luft bei den Stuttgarter Kickers geschnuppert hat.

Der Mäzen bleibt im Hintergrund

Wie solche prominente Verstärkungen von einem lediglich 80 Mitglieder zählenden Club finanziert werden? Presseanfragen dazu blocken die Verantwortlichen regelmäßig ab. Die Hände mit im Spiel habe Propizio ­Sirignano, ein Stuttgarter Unternehmer, so wird gemunkelt. Gerne hält sich die graue Eminenz des Clubs aber im Hintergrund und hat bei Calcio auch keinen offiziellen Posten. Seinen eigenen Namen, so viel ist bekannt, möchte der Mäzen in diesem Zusammenhang aber nur ungern in der Zeitung lesen.

Serie - Meistergeschichten 2016

Aufrufe: 09.6.2016, 11:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Frank PfauthAutor