Stunden zuvor hatten sie auf dem wohl gepflegten, aber wegen der Regenfälle in den Tagen zuvor tiefen Rasen Historisches geleistet. Der TSV Höfingen war mit zwei Last-Minute-Toren in der Nachspielzeit mit 3:1 bezwungen worden. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte spielt der Club aus der 1200-Einwohner-Gemeinde in der Bezirksliga. Zum ersten Mal überhaupt nahm ein Kapitän des SV Perouse einen Meisterwimpel entgegen. Und das alles wollten sie nun zusammen mit einigen wenigen Verantwortlichen ganz unter sich feiern und Revue passieren lassen – unten in der Umkleidekabine. Trainer Jörg Holm machte sich am Montag in der Früh gegen 4.30 Uhr auf den Heimweg. „Und ich war nicht der Letzte“, fügt er an.
Bis die Beine nicht mehr tragen – so wird beim SV Perouse gefeiert, so wird dort aber auch Fußball gespielt. „Ich denke, der Sieg war verdient, weil mit mehr Willen und Leidenschaft aufgetreten sind“, sagt Jörg Holm, der vor drei Jahren nach Perouse gekommen ist und mit dem Club als Spieler auf Anhieb über die Relegation den Sprung in die A-Liga geschafft hat.
Zunächst Co-Trainer, übernahm er mit Beginn der vergangenen Runde das sportliche Kommando. Der 30-Jährige, der im Altkreis Leonberg schon für den TSV Weissach, die SKV Rutesheim, die SpVgg Renningen, den TSV Münchingen und den TSV Wimsheim gespielt hat, pflegte mit dem Verein das Image des Außenseiters. Holm: „Uns hat doch keiner auf der Rechnung gehabt.“ Der Vereinsvorsitzende Reinhard Giek schon. „Das war kein Zufall“, sagt der Chef höchstpersönlich, „wir hatten uns schon vorgenommen, zwei Jahre nach dem Aufstieg anzugreifen. Die Weichen sind so gestellt gewesen.“
Der SV Perouse hat sich konstant weiter entwickelt. Neider werfen dem Club vor, das in erster Linie mit Geld zu tun. Jörg Holm kontert das ganz gelassen: „In der heutigen Zeit fließt doch überall eine Kleinigkeit.“ Das ist nicht sein Thema. Die Mannschaft ist es. Und auch wenn es mit Denis De Salvatore einen Goalgetter in den Reihen des SVP gibt, der 18mal getroffen hat, will der Übungsleiter keinen Spieler aus dem Kollektiv herausheben. „Das hat uns doch ausgezeichnet. Wir sind nicht fokussiert auf ein oder zwei Spieler. Alle sind jederzeit bereit, für den anderen Gras zu fressen.“
In der Hinrunde lag die Mannschaft noch zehn Punkte hinter dem TSV Höfingen zurück. Holm beschwor in der Winterpause noch einmal den Teamgeist. Mit Muhammed Sivri und Luca Giagnorio kamen zwei Neuzugänge, und dann ging die Post richtig ab. Elf Siegen standen nur die Niederlagen gegen Warmbronn (0:1) und Heimsheim (1:3) sowie das 1:1 gegen Gebersheim gegenüber. Das reichte, um Höfingen aufgrund der besseren Tordifferenz hinter sich zu lassen.
Bis auf Daniel Jamborek, Daniel Luhmer und Yüksel Riza bleibt das Team zusammen. 19 Zusagen aus dem eigenen Kader liegen vor. Vier oder fünf Neue sollen möglichst noch dazu kommen. Dem Trainer jedenfalls ist vor der neuen Liga nicht bange: „Wir haben eine entwicklungsfreudige Mannschaft. das haben wir bewiesen.“