2024-05-17T14:19:24.476Z

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Schiri-Obmann Klemens Wind beklagt Schiedsrichterschwund und Nachwuchsmangel: Immer mehr Spiele werden unbesetzt bleiben.
Schiri-Obmann Klemens Wind beklagt Schiedsrichterschwund und Nachwuchsmangel: Immer mehr Spiele werden unbesetzt bleiben. – Foto: fkn/Imago/Pius Koller

„Die Zeit, dass immer ein Schiedsrichter kommt, ist vorbei“

Alarmstufe Rot auch bei den Herren

Spiele ohne Schiedsrichter? Will niemand, gibt es trotzdem. Einfach weil kaum mehr Unparteiische da sind. Über 40 Mann hat die Gruppe Weilheim verloren.

Weilheim – Mehr oder weniger mit 20 Mann stemmt die Schiedsrichtergruppe Weilheim mittlerweile den Spielbetrieb. Mehr Unparteiische sind es nicht, die wirklich zuverlässig jedes Wochenende rausfahren. An Schiedsrichtern fehlt es in Bayern schon lange, über das vergangene Jahr hat sich die Lage aber massiv verschärft, klagt Obmann Klemens Wind.

Von 214 auf 168 ist die Zahl der Schiedsrichter auf dem Papier zusammengeschrumpft, die überwältigende Mehrheit davon pfeift sehr unregelmäßig. Über 40 Mann hat die Gruppe Weilheim komplett verloren. Und das liegt längst nicht mehr an der Corona-Pandemie, sagt Wind.

Amateurfußball in Bayern: Etliche Schiedsrichter hören auf – „die Aggressionen werden immer schlimmer“

„Die Aggressionen werden immer schlimmer“, berichtet er. Die Schiedsrichter wurden zuletzt immer heftiger angegangen, mussten Spiele abbrechen. Und auch medial wurde die Gangart gegen die Unparteiischen in den letzten Monaten teils ruppig. „Da braucht sich doch niemand mehr wundern, dass wir ein Nachwuchsproblem haben“, schimpft Wind.

„Die Schiedsrichter, gerade mittleren Alters, verlieren die Lust, ihre Wochenenden für Spiele zu opfern, wenn so mit ihnen umgegangen wird“, erklärt der Obmann. So schrumpft sein „Kader“ immer mehr. Und die Altersstruktur zeigt deutlich, dass die Schiedsrichter-Truppe in den nächsten Jahren immer kleiner werden wird.

Schiri-Flucht und Nachwuchsmangel: „Ja, auch Herren C- und B-Klasse werden teils nicht besetzt“

Den Schiedsrichtermangel bekommen die ersten Herrenmannschaften schon jetzt zu spüren. „Ja, auch Herren C- und B-Klasse werden teils nicht besetzt und bald auch A-Klasse wie bei der Gruppe Schongau“, warnt Wind. Die Wurzel des Problems ist für ihn klar: „Leider haben viele Vereine seit Jahren nicht einen einzigen Schiedsrichter und zahlen lieber Strafen dafür, als sich um Nachwuchs zu bemühen.“

Die Grundidee in Bayern ist eigentlich logisch: Für jede gemeldete Mannschaft, die im Spielbetrieb mit Schiedsrichter spielt (Herren, A- und B-Junioren sowie Damen und B-Juniorinnen), muss der Verein auch einen Schiedsrichter stellen. Sonst wird eine Strafzahlung an den BFV fällig. Vereine, die keinen Schiedsrichter haben, schaden aber nicht nur dem eigenen Geldbeutel, sondern bringen auch das System ins Wanken.

Zu wenige Schiedsrichter in Bayern – Obmann Wind: „Es geht darum, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten“

„Alle wollen aber immer neutrale Schiedsrichter haben, entweder zum Leiten der Spiele oder zumindest um sie zu beschimpfen und zu beleidigen“, schiebt Wind spürbar frustriert nach. Seit Jahren beklagt er immer wieder zwei Dinge: Fehlendes Miteinander und fehlenden Nachwuchs. Um beide Brandherde zu bereinigen, braucht er die Hilfe der Vereine. Die Schiedsrichtergruppe steht sonst ziemlich alleine da.

„Mir geht es ja hier nicht um die Schiedsrichtergruppe Weilheim. Es geht darum, dass wir den Spielbetrieb aufrechterhalten“, mahnt Wind. Der Obmann ist mit seinen Mitteln aber langsam am Ende.

Spiele ohne Schiedsrichter? Vereine ohne aktive Schiedsrichter trifft es als erstes

„Die Zeit, dass immer ein Schiedsrichter kommt, wie es viele Vereine immer noch meinen, ist vorbei“, stellt er klar. Für manche Spiele wird es keinen Schiedsrichter geben, dann bleibt das Feld im Spielbericht leer und die Vereine müssen sich selbst um einen Unparteiischen bemühen. Stattfinden müssen die Partien natürlich auch ohne Offiziellen.

Spiele ohne Schiedsrichter? Kennen viele Fußballer nicht und will vermutlich niemand. Damit anfreunden müssen sich nun als erstes diejenigen Vereine, die keinen Schiedsrichter stellen. „Ich teile die Ligen von oben nach unten ein, irgendwo wird es dann natürlich eng. Die Vereine, die aktive Schiedsrichter haben, müssen sich aber erstmal keine Sorgen machen, fairnesshalber haben die dann natürlich Vorfahrt“, erklärt Wind.

Kaum Schiedsrichterinnen: „Gerade die Mädchen hätten sehr große Chancen, ganz schnell nach oben zu kommen“

Der Obmann ärgert sich besonders über den Anteil der Schiedsrichterinnen. Auf Mädchen und Frauen hofft die Schiedsrichtergruppe vergeblich. „Bei den Mädchen- und Damenmannschaften interessiert es niemanden, dass die eine oder andere auch einmal zu einem Neulingskurs geschickt wird“, ärgert er sich. Mit der Konsequenz: „Diese Spiele werden wir bald überhaupt nicht mehr besetzen, da wir gerade einmal zwei aktive Damen haben, wobei die eine, Ariane Fichtl, schon auf DFB-Ebene ist und die andere, Emilie Kluck, schon Landesliga B-Juniorinnen leitet und auch als Assistentin bei Landesliga A-Junioren eingesetzt wird.“

„Gerade die Mädchen hätten sehr große Chancen, ganz schnell nach oben zu kommen, da es auf BFV-Ebene nur ganz wenige Mädchen und Damen gibt“, merkt Wind an. (moe)

Aufrufe: 019.10.2022, 13:59 Uhr
Moritz BletzingerAutor