2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Seit 2015 bei der SpVgg Hankofen-Hailing: Daniel Hofer ist eines der Gesichter des niederbayerischen Regionalligisten.
Seit 2015 bei der SpVgg Hankofen-Hailing: Daniel Hofer ist eines der Gesichter des niederbayerischen Regionalligisten. – Foto: Paul Hofer

Daniel Hofer - absolute Power, absolute Hingabe, absolut Hankofen

Der 31-Jährige ist eines der Gesichter von Regionaligist SpVgg Hankofen-Hailing und verkörpert die Spielweise der Dorfbuam wie wohl kein anderer

Endlich hat er am vergangenen Wochenende auch mal diejenigen mundtot gemacht, die nur auf seine Statistik achten. Gegen die SpVgg Greuther Fürth II erzielte Daniel Hofer zwei Tore - und schoss somit die SpVgg Hankofen-Hailing praktisch im Alleingang zum siebten Saisonsieg. Der 31-Jährige erledigte somit das, was sich ein Außenstehender von einem (Außen-)Stürmer erwartet. Doch das wäre zu einfach - und würde dem derzeitigen Kapitän des niederbayerischen Regionalligisten keinesfalls gerecht werden.

Der neben dem Spielfeld smarte Hofer ist nämlich nicht nur der Traum aller Schwiegermütter, sondern allen voran all derjenigen Trainer, die ihn auf seinem bisherigen Karriereweg begleitet haben. Sein aktueller "Chef" und sogleich Mitspieler Tobias Beck nämlich fasst die Vorzüge des nimmermüden Arbeitstieres auf dem Platz in vorderster Front der Dorfbuam zusammen: "Daniel steht nicht nur für absolute Power, er ist zugleich ein absoluter Teamplayer. Jeder Trainer ist froh, einen solchen Kapitän, insgesamt einen solchen Spieler in seinen Reihen zu haben."

Der Gottfriedinger sei ein Spieler, der sich regelrecht aufopfert, mehr an seine Mitspieler als an sich denkt. "Seitdem er noch einmal an Körperlichkeit zugelegt hat, arbeitet er noch einmal intensiver gegen den Ball - und nimmt somit beispielsweise den Außenverteidigern viel Arbeit ab, sodass diese mehr Kraft und Raum für Offensivaktionen haben", erklärt Beck die taktische Vorgehensweise von Hankofen etwas näher. Hofer ist also für die Balance des Spieles maßgeblich. Das Spiel ist irgendwie auf ihn ausgerichtet, weil er nicht im Mittelpunkt steht.

Generell ist das Rampenlicht eher nichts für den Mitarbeiter in der Qualitätsabsicherung in einem Betrieb im Gäuboden. Er wirkt im Gespräch mit FuPa keinesfalls wie der überbordend selbstbewusste Viertliga-Spieler, der erst vor wenigen Tagen die Zweitliga-Reserve des Kleeblatts besiegt hat. Der 31-Jährige spricht leise, wirkt zurückhaltend. Das aber, was er sagt, sitzt. Der Niederbayer ist deshalb glaubwürdig - auch wenn er sich üblicher Fußball-Floskeln zu bedienen scheint.

"Ich versuche immer alles zu geben für die Mannschaft - egal in welcher Form. Ich mache Räume zu, mache Räume auf", beschreibt er selbst seine Spielweise. "Mir ist schon klar, dass das nicht zu einem Torjäger passt. Das bin ich auch nicht. Ich bin alles andere als eiskalt. Mir fällt nur ab und zu einer rein." Drei Tore waren es im Bayernliga-Meister-Jahr, drei Tore sind es im bisherigen Saisonverlauf. Er wird sich wohl wieder eher im hinteren Bereich der Torjägerliste einordnen. Würden aber in der Regionalliga intensive Sprints und Laufkilometer statistisch festgehalten werden, wäre er vorne mit dabei.

In Vertretung des verletzten Matthias Lazar führte Hofer die Dorfbuam zuletzt auf dem Feld.
In Vertretung des verletzten Matthias Lazar führte Hofer die Dorfbuam zuletzt auf dem Feld. – Foto: Paul Hofer

Der 31-Jährige passt somit wie die Faust aufs Auge zur SpVgg Hankofen-Hailing. Die Truppe von Heribert Ketterl und eben Tobias Beck lebt vom Kollektiv, von "Herz und Emotion", wie der ältere der beiden gleichberechtigten Coaches immer wieder betont. Die Schnittmenge von Daniel Hofer und den Dorfbuam geht aber weit über diesen Aspekt hinaus. Beide haben sich stetig weiterentwickelt, sich selbst von "stürmischen Zeiten" (Hofer) nicht aus der Bahn werfen lassen. Und beide - der Verein und sein Kapitän, der den eigentlichen, aber verletzten Spielführer Matthias Lazar vertritt - leben in einer Art Ehe. Von der besseren Sorte. Mit Geben und Nehmen, das sich die Waage hält.

Der Gottfriedinger gibt alles für Hankofen-Hailing - ohne Wenn und Aber. Die drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche sind Pflicht - natürlich. Und auch darüber hinaus lebt der 31-Jährige für den Fußball. "Dehnen und Gymnastik nach Einheiten und an trainingsfreien Tagen gehört dazu. Das muss sein", berichtet er. "Auch ansonsten richte ich mein Leben danach aus, wann gespielt und trainiert wird. Das gehört aus meiner Sicht einfach dazu." Genau das ist Daniel Hofer. 101 Prozent. Ein Eingefleischter, wie man so schön sagt im Fußballer-Jargon. Einer der Gattung, die immer mehr ausstirbt.

Der Rechtsaußen gehört zum Stammpersonal der Dorfbuam.
Der Rechtsaußen gehört zum Stammpersonal der Dorfbuam. – Foto: Paul Hofer

Ohne diese Einstellung hätte er es aber nicht zu dem gebracht, was er ist: Stammspieler in der Regionalliga, der 4. Liga, der Champions League der Amateure. "Er hat - was angesichts seines Alters erstaunlich ist - im Vergleich zur vergangenen Saison noch einmal einen enormen Sprung gemacht", lobt SpVgg-Spielertrainer Tobias Beck seine Nummer 17. Dass Hofer auch im fortgeschritteneren Sportler-Alter noch dazulernt, überrascht seinen Entdecker nicht. Christian Endler holte den damaligen Youngster von seinem Heimatverein Gottfrieding 2012 nach Landshut. Von der Bezirks- in die Bayernliga. Ein großer Sprung.

"Zunächst musste er sich an die Geschwindigkeit gewöhnen", blickt Endler, der inzwischen wieder Trainer in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt ist, zurück. Er erkannte aber das Talent, das im damaligen Nachwuchsspieler schlummert - und vor allem seines Leidenschaft für das runde Leder. Denn dass Hofer im niederbayerischen Vergleich ein außergewöhnliches Können hat, stand schon früh fest. Um es allerdings an die Schwelle zum Profifußball zu schaffen, war mehr nötig. "Er ist sehr lernfähig, arbeitet ständig an sich selbst - vor allem an seinen Schwächen. Deshalb überrascht mich sein Weg nicht. Es überrascht mich nicht, dass der nun Regionalliga-Spieler ist."

Den gehobenen Amateurbereich betrat der heute 31-Jährige im Trikot der SpVgg Landshut. Dieses Foto stammt vom 15. August 12.
Den gehobenen Amateurbereich betrat der heute 31-Jährige im Trikot der SpVgg Landshut. Dieses Foto stammt vom 15. August 12. – Foto: Norbert Herrmann

Glücklicherweise liest Daniel Hofer als diese Aussagen über ihn erst im Rahmen dieses Berichtes. Wüsste er ihm Vorfeld, was Beck und Endler über ihn sagen, er würde sich womöglich sogar schämen dafür. Denn er selbst hätte es "nie für möglich gehalten, mal 4. Liga zu spielen. Man träumt davon, mal im Hachinger Stadion zu spielen oder in Würzburg vor so vielen Fans. Aber meistens bleibt es beim Traum." All diese Highlights ohne Unterbrechung geben dem ohnehin scheinbar Nimmermüden noch einmal Antrieb. "Obwohl ich mittlerweile alt geworden bin, denke ich noch gar nicht ans Aufhören - zumal meine Frau mein größter Fan ist, was mich sehr freut. Generell ist der Verein sowas wie eine Familie. An einen Wechsel habe ich noch nie gedacht."

Und auch sein Potenzial hat Daniel Hofer offensichtlich noch längst nicht ausgeschöpft. "Technisch wird er eigentlich immer besser", stellt Tobias Beck nüchtern fest. Der Angesprochene selbst sieht als Grund seiner stetig steigenden Qualität seine Lehrmeister. Von Endler natürlich, aber auch von Florian Baumgartl, Franz Finger, Vitus Nagorny hätte er viel mitgenommen. Besonders geprägt haben ihn aber eigenen Aussagen zufolge allen voran Gerry Huber sowie Beck/Ketterl.

"Unter Gerry haben wir damit begonnen, unser Spiel umzustellen. Wir sind höher draufgegangen - so wie Liverpool", blickt Hofer zurück. Heribert Ketterl und Tobias Beck hätten das dann noch verfeinert. Sie haben aus dem Kellerkind der Bayernliga einen Regionalligisten mit Perspektive auf weitere Jahre in der 4. Liga gemacht. "Es kämpft sich leichter für einen Freund als für einen Mitspieler", unterstreicht Hofer noch einmal eine der inzwischen in der Hankofen-DNA verankerten Grundtugenden.

Doch nicht nur die Mannschaft als solches hat sich - wie wir im Laufe dieser Geschichte gelernt haben - verbessert. Auch Daniel Hofer ist ein anderer als der, der 2012 seine ersten Schritte in der Bayernliga getan hat. Und, soweit darf man sich aus dem Fenster lehnen, selbst die Außenstehenden werden das in nächster Zeit noch mehr und klarer wahrnehmen. Denn Daniel Hofer lernt noch dazu - selbst oder in seinem Fall gerade mit 31 Jahren.

Aufrufe: 026.10.2022, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor