2024-05-17T14:19:24.476Z

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Mit so manchen BFV-Aussagen ist Aschaffenburgs Trainer Jochen Seitz nicht einverstanden.
Mit so manchen BFV-Aussagen ist Aschaffenburgs Trainer Jochen Seitz nicht einverstanden. – Foto: Michael Hilpert

Seitz skeptisch: »Eigentlich ist ein Saisonabbruch unvermeidlich«

Der Cheftrainer von Viktoria Aschaffenburg ist verwundert über BFV-Aussagen

Wie geht`s weiter in der Regionalliga Bayern? Diese Frage treibt nach über vier Monaten des Füßestillhaltens Verband wie Klubs gleichermaßen um. Am Mittwoch sorgte ein Interview von BFV-Geschäftsführer Jürgen Faltenbacher und Verbands-Spielleiter Josef Janker für Aufsehen. Darin forderten die Entscheidungsträger im Allgemeinen zügig schnellere Lockerungsschritte. Im Speziellen auf die Situation in der Regionalliga Bayern und ein mögliches Szenario, dass womöglich die angepeilten Playoffs nicht stattfinden könnten, angesprochen, sagte Faltenbacher: "Davon ist nicht auszugehen, bei allen drei Klubs handelt es sich um Vereine, die seit Jahren unter Profi-Bedingungen arbeiten." Dies wiederum hat bei Spitzenreiter Viktoria Aschaffenburg für große Verwunderung gesorgt.

"Ich sag`s mal so: Die Aussage ist schon sehr unglücklich. Als wir das hörten, waren wir alle ziemlich verdutzt", erklärt Cheftrainer Jochen Seitz auf FuPa-Nachfrage und betont: "Wir in Aschaffenburg arbeiten nicht unter Profibedingungen! Das haben wir die letzten 30 Jahre nicht getan." Der Ex-Profi Seitz, für den am kommenden Montag die Fußballlehrer-Prüfungen in Frankfurt beginnen, steht einer Saisonfortsetzung unter den jetzigen Voraussetzungen skeptisch gegenüber: "Mir ist klar, dass der Verband die Spielzeit unbedingt zu Ende bringen will. Und ich habe auch vollstes Verständnis dafür, dass die Teams, die unter professionellen Bedingungen arbeiten, endlich wieder spielen wollen. Aber wir müssen der Realität ins Auge sehen. Im Moment steigen die Zahlen wieder. Bei uns sind bis auf zwei Jungs alle in Vollzeit berufstätig. An dieser Stelle müssen wir dann abwägen und sagen: Das Risiko ist zu groß."


»Da braucht nur einer das Virus haben und das ganze Kartenhaus stürzt in sich zusammen.«

Was der Aschaffenburger Erfolgscoach konkret meint: "Ich weiß nicht, ob da die Arbeitgeber der Jungs so mitspielen. Nur mal angenommen, wir führen die Saison fort, die Spieler sitzen im Bus zusammen, fahren womöglich noch in einen Hotspot, sind in einer engen Kabine zusammen. Da braucht nur einer das Virus haben und das ganze Kartenhaus stürzt in sich zusammen." Für Seitz steht außer Frage, dass eine Saisonfortsetzung nur unter Profibedingungen möglich ist. "Aber ein Großteil der Mannschaften in der Regionalliga Bayern, wie auch wir, agiert unter Amateurbedingungen. Das kann also nicht funktionieren und eigentlich ist daher ein Saisonabbruch unter den derzeitigen Voraussetzungen unvermeidlich."


Seitz: Der Modus Jeder-gegen-Jeden sollte überdacht werden!


Für die Playoffs sieht Seitz aber durchaus Handlungsspielraum: "Da wäre es zum Beispiel eine Option, dass sich die Jungs eine Woche Urlaub nehmen und dann wie angekündigt mehrfach getestet werden." Mit dem vom BFV favorisierten Modell, dass die drei beteiligten Teams aus Aschaffenburg, Bayreuth und Schweinfurt im Modus Jeder-gegen-Jeden in Hin- und Rückspiel antreten, kann der 44-Jährige allerdings wenig anfangen: "Das wären sechs Spiele in kürzester Zeit. Nicht zu vergessen, dass dann erst noch die Aufstiegsspiele gegen den Nordvertreter warten würden. Ich befürchte, dass der bayerische Sieger dann auf dem Zahnfleisch daherkommen wird. Wer auch immer dann gegen das Team aus dem Norden antreten wird, sollte schon konkurrenzfähig sein."


Kurze Vorbereitung könnte ein großes Risiko sein.


Unterm Strich läuft für eine geregelte - und sportlich faire - Saisonfortsetzung die Zeit davon. Auf dem Papier dürfte in Landkreisen und Städten mit einem Inzidenzwert unter 50 ab dem 22. März wieder trainiert werden. Vor dem Hintergrund wieder steigender Zahlen wird das, wenn überhaupt, in den allerwenigsten Regionen Bayerns der Fall sein. Also heißt es weiter warten. Vielleicht geht nach Ostern etwas. Das wäre dann Anfang, Mitte April. Und dann? "Drei Wochen Vorbereitung würden auf keinen Fall reichen. Nur mal zur Erinnerung: Wir hätten dann über fünf Monate kein fußballspezifisches Training gehabt. Werden wir gezwungen, nach kurzer Vorbereitungsphase wieder in den Wettbewerb einzusteigen, sind viele Verletzungen vorprogrammiert", gibt Seitz abschließend zu bedenken.

Aufrufe: 012.3.2021, 13:03 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor