2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Mit klarer Zielsetzung: Für U23-Cheftrainer Petr Ruman steht der Entwicklungsprozess junger Spieler im Vordergrund.
Mit klarer Zielsetzung: Für U23-Cheftrainer Petr Ruman steht der Entwicklungsprozess junger Spieler im Vordergrund. – Foto: Sven Leifer

»Eine Aufgabe, die mein Team und mich fast 24 Stunden beschäftigt«

Kleeblatt-Urgestein Petr Ruman steht wieder vor der Aufgabe, einen Umbruch bei der SpVgg Greuther Fürth II meistern zu müssen

Zwischen personellem Umbruch und einer großen Herausforderung im Nachwuchsbereich: Fürths U23-Coach Petr Ruman (43) spricht im Interview vor der Wiederaufnahme des Punktspielbetriebs in der Regionalliga Bayern mit FuPa-Reporter Niklas Korzendorfer über das Feingefühl im Umgang mit jungen Spielern, den neuen Ligapokal und ein persönliches Zukunftsziel. Dabei findet der Ex-Bundesligaprofi lobende Worte für sein erfahrenes Trainerteam um Daniel Adlung (als Co-Spielertrainer) und Roberto Hilbert (Co-Trainer).

FuPa: Petr Ruman, am Wochenende geht es endlich wieder los. Der Auftakt nach einer langen COVID-19-Pause in Bayern. Wie sehr freuen Sie sich, dass der Ball nun wieder rollt?
Petr Ruman (43)
: Ich freue mich riesig, dass wir wieder im Wettbewerbsbetrieb spielen können. Es ist das geilste Gefühl, sich am Wochenende vor Zuschauern mit anderen Mannschaften zu messen und daraus neue Erkenntnisse ziehen zu können.

Wie schätzen Sie die Leistungen Ihrer Mannschaft in der Vorbereitung auf den bevorstehenden Re-Start in Bayern mit dem spielklasseninternen Ligapokal ein?
Wir haben während der COVID-19-Pandemie einen großen Umbruch durchlaufen. Vereinsintern haben wir uns an die geregelten Laufzeiten der Verträge gehalten, weshalb wir ab dem 01. Juli eine fast komplett neue Mannschaft aufgebaut haben. Anfangs wurde deutlich, dass die Jungs noch Zeit brauchen. Positiv aber ist, dass die Mannschaft tagtäglich über die ganze Vorbereitung die richtige Einstellung und eine starke Bereitschaft gezeigt hat.

Der Kader hat sich - Stand vor der COVID-19-Pause - stark verändert. Der Umbruch für die kommende Restsaison ist sichtbar. Darf von einer neuen Mannschaft die Rede sein?
Unser Ziel ist es, das leistungstechnische Niveau weiterhin genauso aufrechtzuerhalten wie vorher. Das hängt auch von der Gesamtentwicklung des Teams ab. Wir haben richtig gute Jungs dazubekommen, haben auch einige U19-Akteure in die Regionalligamannschaft hochgezogen. Es braucht noch Zeit, um sich einzuspielen und weiterzuentwickeln. Der Kader ist sicherlich eine Wundertüte zum Auftakt. Dennoch wollen wir an dem Punkt anknüpfen, wo wir im März aufgehört haben.

Haben einen guten Draht zur Mannschaft: Co-Trainer Roberto Hilbert (li.) und Co-Spielertrainer Daniel Adlung (r.).
Haben einen guten Draht zur Mannschaft: Co-Trainer Roberto Hilbert (li.) und Co-Spielertrainer Daniel Adlung (r.). – Foto: Sven Leifer, Mike Megapix

Die U23 der SpVgg Greuther Fürth stellt den jüngsten Kader (Ø 20,69) in der Regionalliga Bayern. Der Durchlauf der Akteure von den U19-Junioren bis in den Herrenbereich ist nach Ablauf der Spielzeit hoch. Wie gehen Sie mit der Herausforderung um, jedes Jahr eine neue Mannschaft zu formen?
Mich reizt dieser Entwicklungsprozess. Jedes Jahr kommen neue Spielertypen und neue Charaktere dazu. Als Trainerteam sind wir gefordert mit diesen Spielern umzugehen, ihnen die richtigen Anweisungen zu geben. Am Ende macht es Spaß zu sehen, dass aus einzelnen Jungs ein funktionierendes Team entsteht. Zudem begeistert es mich die individuelle Entwicklung eines jeden Einzelnen zu begleiten. Es ist eine sehr interessante Aufgabe, die mein Trainerteam und mich fast 24 Stunden am Tag beschäftigt.

Sie sprechen Ihr Trainerteam an. Daniel Adlung als Co-Spielertrainer und Roberto Hilbert als Co-Trainer an der Seitenlinien bringen jahrelange Praxiserfahrung aus dem Profibereich mit. Inwiefern können Sie zur Entwicklung des jungen Kaders beitragen?Daniel, Roberto und ich haben als Trio über viele Jahre vermutlich fast alle möglichen Erfahrungen auf dem Fußballplatz machen dürfen. Daher glaube ich, dass es für die Jungs eine gute Möglichkeit ist sich mit den Erfahrungen und tagtäglichen Tipps kontinuierlich weiterzuentwickeln. Daniel und Roberto sind richtig coole Typen mit großen Fußballerkarrieren, die einen sehr guten Draht zur Mannschaft pflegen. Sie können die Jungs enorm fordern, aber gleichzeitig auch Spaß mit ihnen auf dem Platz haben. Das ist eine gute Mischung.

Die Arbeit mit jungen Spielern ist nicht nur sportlich, sondern auch zwischenmenschlich eine große Herausforderung. Müssen Ihr Trainerteam und Sie die Spieler in Puncto Motivation teilweise in Trainingseinheiten darauf hinweisen mal einen Gang zurückschalten?
Wir haben in der Mannschaft unterschiedliche Spielertypen. Grundsätzlich arbeite ich lieber mit Spielern, die ich bremsen muss. Und das ist aktuell in unserem Kader der Fall. Die Jungs bringen von sich aus viel Motivation mit, egal ob im Training oder in den bisherigen Testspielen. Wir achten aber auch auf die richtige Belastungssteuerung. Als Trainerteam müssen wir sie manchmal eher bremsen, als ihnen in den Allerwertesten zu treten. Das ist grundsätzlich gut und daher ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Jungs in Sachen Einsatz und Leidenschaft manchmal nicht über das Ziel hinausschießen.


Der Fokus liegt auf der Weiterentwicklung junger Akteure.



Freut sich auf die kommenden Herausforderungen: Petr Ruman fiebert dem Re-Start in der Regionalliga Bayern und im Ligapokal mit Tatendrang entgegen.
Freut sich auf die kommenden Herausforderungen: Petr Ruman fiebert dem Re-Start in der Regionalliga Bayern und im Ligapokal mit Tatendrang entgegen. – Foto: Andreas Roith

Der Fokus liegt wettbewerbsunabhängig also auf der kontinuierlichen Weiterentwicklung junger Spieler.
Genau, das ist für uns der ausschlaggebende Punkt. Unser primäres Ziel ist die ständige Weiterentwicklung unseres Kaders. Dazu zählt die Jungs leistungstechnisch Stück für Stück an die Lizenzmannschaft heranzubringen. Dafür brauchen wir Spielpraxis und vor allem Gegner auf Augenhöhe. Trotzdem nehmen wir auch aus sportlicher Sicht beide Wettbewerbe sehr ernst. Wir sind enorm motiviert und wollen versuchen, im Ligapokal und in der Regionalliga so gut wie möglich abzuschneiden.

Im Ligapokal warten in der Gruppe 1 mit dem TSV Aubstadt, Viktoria Aschaffenburg und Schweinfurt 05, dem aktuellen Tabellenführer der Regionalliga Bayern, drei starke Gradmesser auf Ihre Mannschaft. Ihre Analyse.
Ich finde die Gruppe spannend. Das sind vier Mannschaften, die alle attraktiven Fußball spielen wollen. Mit dem Tabellenführer aus Schweinfurt wartet auf uns eine Mannschaft mit hoher fußballerischer Qualität, einem starken Trainerteam und einer Umgebung, die in Richtung 3. Liga schielt. Bei Viktoria Aschaffenburg haben wir im bisherigen Saisonverlauf gesehen, dass sie jeden Gegner schlagen können. Sie waren vor der COVID-19-Pause auf der Erfolgsspur unterwegs. Den TSV Aubstadt bezeichne ich gerne als "Männerfußballtruppe", die für uns als junge Mannschaft ein idealer Gegner sind. Sie können uns zeigen, wie weit unser Entwicklungsstand ist und inwiefern wir uns gegen ältere, robustere Gegenspieler durchsetzen können. Wir freuen uns auf die Spiele, die uns hoffentlich alles abverlangen werden.

In der Regionalliga Bayern belegt die U23 aktuell Platz 5 mit 35 Punkten. Der Viertplatzierte Viktoria Aschaffenburg (38 Punkte, ein Spiel weniger) liegt in unmittelbarer Distanz. Setzen Sie sich mit Blick auf die rein sportliche Ausgangslage trotzdem das Ziel unter die erste vier Plätze zu kommen?
Nein, wir wollen nicht über die ersten vier Tabellenplätze reden. Natürlich gehört zu einer gelungenen Entwicklung dazu, dass die Jungs jedes Spiel gewinnen wollen. Die Mannschaft ist enorm motiviert die mögliche Anzahl an Punkte zu holen, aber tabellarisch setzen wir uns kein konkretes Ziel. Wir gehen jedes Spiel mit der Motivation an, dass wir am Ende als Sieger vom Platz gehen. Im Rahmen dieser Bedingungen wollen wir dann die bestmögliche Entwicklung für unsere Akteure erzielen.


»Ich spüre nicht sofort Feuer auf dem Dach.«



Kommunikativer Austausch: Petr Ruman spürt die Rückendeckung der Kleeblatt-Verantwortlichen,
Kommunikativer Austausch: Petr Ruman spürt die Rückendeckung der Kleeblatt-Verantwortlichen, – Foto: Karl-Heinz Hönl

Ist der Spagat zwischen dem Fokus auf das Weiterentwickeln junger Spieler und trotzdem sportlich wichtigen Erfolg zu erzielen eine schwierige Herausforderung für Sie als Trainer?
Das hängt davon ab wie der Verein grundsätzlich denkt. Bei der SpVgg Greuther Fürth ist das klare Ziel für die U23, dass wir der Regionalliga Bayern erhalten bleiben. Als Trainerteam sollen wir die Spieler auf den Profibereich vorbereiten. Wir werden zum einen daran gemessen, wie sich die Jungs individuell entwickeln, aber auch gleichzeitig daran, mit welcher fußballerischen Art und Weise wir uns präsentieren. Selbst wenn das Ergebnis negativ ausfällt, spüre ich nicht sofort Feuer auf dem Dach. Vorausgesetzt unsere Spielweise kann überzeugen. Das ist ein entscheidender Faktor für die nachträgliche Beurteilung der Leistung.

Abschließend eine persönliche Frage: Sie haben vor der Station als U23-Trainer beim Kleeblatt die U19-Mannschaft des Bundesligisten FSV Mainz 05 (Saison 2012/13), sowie die A-Junioren des FSV Frankfurt (Saison 2013/14) und des SV Darmstadt 98 (Saison 2016/17, 2017/18) trainiert. Können Sie sich in der Zukunft eine Position als Cheftrainer einer Profimannschaft vorstellen?
Durch meine Aufgabe in Mainz als Co-Trainer der U19-Bundesligamannschaft, den Stationen beim FSV Frankfurt und Darmstadt in der A-Junioren Hessenliga habe ich unterschiedliche Jugendmannschaften trainiert. Ich hatte bei meinen Wechseln immer das Gefühl, dass ich persönlich den nächsten Schritt mache. Auch der Wechsel vom SV Darmstadt 98 zur U23 nach Fürth war eine nächste persönliche Entwicklungsstufe. Ich weiß, dass sicherlich wieder ein nächster Schritt kommen wird. Mein Zukunftsziel ist es, ob in Fürth oder bei einem anderen Verein, als Cheftrainer im Profibereich zu arbeiten.

Aufrufe: 017.9.2020, 10:30 Uhr
Niklas KorzendorferAutor