2024-05-14T11:23:26.213Z

Vereinsnachrichten
Falsche Wahrnehmung unterstellen die Gilchinger Schiedsrichter Balci Yücel, der das Spiel des TSV Gilching beim TSV Fürstenfeldbruck West nach den Tumulten auf dem Feld abbrach. Die Darstellung der Gilchinger und dem Starnberger Merkur vorliegende Videoaufnahmen unterscheiden sich erheblich von dem Bericht des Unparteiischen. Und auch auf den Bildern unseres Fotografen ist keine Tätlichkeit zu erk
Falsche Wahrnehmung unterstellen die Gilchinger Schiedsrichter Balci Yücel, der das Spiel des TSV Gilching beim TSV Fürstenfeldbruck West nach den Tumulten auf dem Feld abbrach. Die Darstellung der Gilchinger und dem Starnberger Merkur vorliegende Videoaufnahmen unterscheiden sich erheblich von dem Bericht des Unparteiischen. Und auch auf den Bildern unseres Fotografen ist keine Tätlichkeit zu erk

Gilching wehrt sich: "Kaan Diker hat nicht zugeschlagen"

Skandalspiel beschäftigt sich das Bezirkssportgericht

Dieses Urteil lassen die Fußballer des TSV Gilching nicht auf sich sitzen. Der Turn- und Sportverein geht gegen die Entscheidung des Kreissportgerichts (KSG) zur Partie beim TSV Fürstenfeldbruck West vor. „Wir werden Einspruch einlegen“, erklärte Abteilungsleiter Stefan Schwartling. Nächste Instanz ist das Bezirkssportgericht in München.

Die Sportrichter aus dem Kreis Zugspitze hatten mit ihrem Urteil für große Empörung in Gilching gesorgt. Die in der 66. Minute beim Stand von 2:0 für den TSV Gilching abgebrochene Partie der Kreisklasse 1 vom 8. Oktober wurde mit 2:0 für Fürstenfeldbruck gewertet. Kaan Diker bekam eine Sperre von acht Pflichtspielen und 100 Euro Geldbuße ausgesprochen, der Westler Ferhad Balatli erhielt sechs Begegnungen Sperre. Außerdem wurden beide Mannschaften wegen Verletzung der Platzdisziplin mit einer Strafe von 50 Euro belegt. In seiner Urteilsbegründung schrieb das Sportgericht: „Durch sein mehrfach provozierendes Verhalten sowie wegen die Tätlichkeit gegen seinen Gegenspieler war der Spieler Diker Auslöser für den Spielabbruch, der nach Ansicht des KSG auch gerechtfertigt war, verantwortlich.“

Dass der Sünder sowohl Balatli als auch nach seinem Feldverweis einen Brucker Bekannten beleidigt hat, wird von niemandem bestritten. Aber welches Motiv sollte Diker gehabt haben, um einen Spielabbruch zu provozieren? Seine Mannschaft hatte zwar zu diesem Zeitpunkt mit neun Feldspielern einen Mann weniger auf dem Feld, führte aber mit 2:0. Außerdem waren nur noch 24 Minuten zu spielen. Zweifel lässt auch die Behauptung des Sportgerichts aufkommen, Diker hätte sich zu einer „Tätlichkeit“ gegen Balatli hinreißen lassen. Diese Einschätzung wird durch den Bericht von Schiedsrichter Balci Yücel erweckt: „Beide Spieler lagen am Boden, woraufhin der Spieler Balatli seinem Gegenspieler sichtlich mit dem Fuß auf den Körper trat. Aufgrund dessen standen beide Spieler auf und schlugen sich mehrfach gegenseitig.“

Video könnte zur Aufklärung beitragen

Diese Darstellung deckt sich nicht im geringsten mit der Version der Gilchinger. Die dementieren bereits Yücels Behauptung, „der Spieler Balatli wurde vom Spieler Diker zwei Meter vor dem Sechzehnmeterraum zu Fall gebracht“. Für Gilching bestand der Auslöser der Tumulte dagegen in einem Foul von Balatli an Alper Diker, der sich danach theatralisch am Boden wälzte.

Dass die Wahrnehmung des Referees nicht korrekt sein kann, wird durch ein Video genährt, das dem Starnberger Merkur vorliegt, aber das wir auf Aufforderung der Urheberin nicht veröffentlichen dürfen. Nach den Platzverweisen hätte es laut Yücels Schilderung später mit Freistoß für Fürstenfeldbruck weitergehen müssen. Aber kein Spieler nahm eine entsprechende Position ein. Kaan Diker ging nach dem Foul von Balatli an seinem Bruder Alper Diker dazwischen, worauf sich erst ein Wortgefecht entwickelte. Balatli griff dem Gilchinger zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht und schubste ihn dann zu Boden. Daraufhin versuchte er, Diker mit dem Fuß gegen den Kopf zu treten. Die Gilchinger eilten ihrem Mitspieler zu Hilfe und zogen Balatli weg.

Keine feindselige Atmosphäre auszumachen

„Kaan Diker hat nicht geschlagen, er hat keine Tätlichkeit begangen“, versichert Trainer Robert Brand, dass es gar keine Schlägerei zwischen den beiden gab, die der Referee jedoch beobachtet haben will. Und Balatli lag auch nie mit Diker zusammen am Boden. Aber das will Yücel alles gesehen haben. Die Fotos vom Spiel zeigen, wie die Gilchinger Fußballer um Deeskalation bemüht sind und ihre Gegenspieler mit den Armen auf Distanz halten. Einige Brucker wirken betroffen, eine richtig feindselige Atmosphäre zwischen beiden Parteien ist nicht auszumachen. Währenddessen rast Balatli vor Zorn und muss von einem seiner Betreuer gebändigt und abgeführt werden.

Zum eigentlichen Spielabbruch, der nach dem Urteil des Sportgerichts „gerechtfertigt war“ und an dem Diker allein die Verantwortung tragen soll, kommt es erst später. Auf dem Video ist zu sehen, wie Yücel von vier Bruckern und einem Gilchinger Spieler umringt ist, während Diker ungefähr 30 Meter davon entfernt den Platz verlässt und außerhalb des Feldes an der Bank des Gegners vorbeiläuft. Daraufhin entsteht ein neuer Tumult, und der Unparteiische bricht die Partie unverzüglich ab.

Doch es stellt sich die Frage, ob dies so überhaupt notwendig war. „Der Schiedsrichter hat nicht abgewartet, bis Diker sich weit genug vom Spielfeldrand entfernt hat“, sagt Brand. Er behauptet, dass sich Yücel in diesem Augenblick weder um das weitere Geschehen gekümmert hat noch einen Überblick gehabt haben kann. Der Referee nahm dann wahr, wie Diker die Brucker Bank erneut beleidigte. Allerdings sind auf dem Video mehrere Stimmen zu hören. Yücel hört aus der Entfernung aber nur die eine von Diker klar und deutlich und erwähnt die anderen nicht einmal in seinem Bericht. „Dass auch Diker beschimpft wurde, hört der Schiri nicht“, wundert sich Brand. Den Vorfall deutet der Referee in einem kausalen Zusammenhang. „Deshalb stürmte erneut die Ersatzbank des TSV FFB West auf das Spielfeld zum Spieler Diker.“ Aber war das wirklich zwingend so? Auf dem Video ist zu sehen, dass sich Diker außerhalb des Rasengevierts bewegte und einige Brucker ungefähr einen Meter im Spielfeld standen, denn die Partie war noch nicht angepfiffen. Wenn sich Diker außerhalb des Platzes befand, wie können dann die Brucker zu ihm auf das Grün gestürmt sein?

"Trägt der Schiri nicht selbst Verantwortung?"

Und noch etwas ist seltsam an Yücels Darstellung: „Als Folge dessen mischten sich die Angehörigen des TSV Gilching/A 2 wiederum ein und stürmten das Spielfeld ebenfalls.“ Nur war zu diesem Zeitpunkt die Partie bereits von ihm vorzeitig beendet worden. Die Gilchinger Bank betrat daher – wie übrigens viele Zuschauer auch – zurecht den Rasen. „Daraufhin sah ich keinen Sinn, das Spiel weiter zu leiten und ich brach das Spiel ab“, schreibt Yücel weiter. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte er das Spiel bereits beendet. „Kann man unseren Spieler allein für den Spielabbruch verantwortlich machen oder trägt nicht auch der Schiri selbst die Verantwortung daran?“, fragt Brand deshalb auch nach Yücels Rolle.

Das Kreissportgericht verurteilte den TSV Gilching außerdem „für das Verhalten seiner Zuschauer und Spieler“. Laut Brand war kein ausgewiesener Ordnungsdienst weit und breit zu sehen. Auf einem Foto ist ein Mann zu erkennen, der eine orangefarbene Signalweste auf dem Arm und nicht am Körper trägt, als der zweite Tumult schon am Abflauen war. Ordner, die Diker nach seinem Platzverweis in den notwendigen fürsorglichen Gewahrsam nahmen, traten nicht in Erscheinung. Bis auf zwei Ausnahmen waren keine Gilchinger Fans mit nach Fürstenfeldbruck gefahren, denn die erste Mannschaft des TSV absolvierte zur selben Zeit ein Landesliga-Heimspiel gegen den SV Mering. Aber das scheint Yücel auch nicht bemerkt zu haben.

Aufrufe: 024.10.2017, 10:23 Uhr
Christian Heinrich - Starnberger MerkurAutor