2024-04-25T14:35:39.956Z

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Mehr als elf Freunde: Beim SC Weßling halten alle zusammen, ob Spieler, Trainer oder Fans. Foto: Stefan Schuhbauer-von Jena
Mehr als elf Freunde: Beim SC Weßling halten alle zusammen, ob Spieler, Trainer oder Fans. Foto: Stefan Schuhbauer-von Jena

SC Weßling und der außergewöhnliche Teamgeist

„Die Jungs wollten in der Liga bleiben“

Als die obligatorische Bierdusche auch vor Florian Schober nicht haltmachte, war der Fußballtrainer des SC Weßling endgültig bedient. „Ich mache jetzt erst einmal Pause“, sagte der Coach nach dem Relegations-Krimi beim FC Landsberied, „das muss ich nicht mehr haben“.

Das Happyend für den Sportclub nach dem klaren Erfolg beim Herausforderer aus der A-Klasse und dem damit verbundenen Klassenerhalt konnte nicht verbergen, dass die abgelaufene Saison sowohl den Spielern als auch den Verantwortlichen jede Menge Substanz gekostet hat. Die unheimliche Verletztenmisere hatte die Mannschaft nach der Winterpause vom fünften Tabellenplatz in der Kreisklasse 1 auf Rang elf abstürzen lassen. Dass der drohende Abstieg letztlich vermieden wurde, schrieb der Trainer der tadellosen Mentalität seiner Spieler zu. „Die Jungs wollten in der Liga bleiben.“

Dieser besondere Wille war dem Sportclub in beiden Begegnungen mit dem Fußballclub anzumerken, die sie zu Hause mit 1:0 und in der Fremde mit 4:1 für sich entschieden. Dass sich der Ober gegen den Unter durchsetzte, war aber nicht die logische Konsequenz des ewig reizvollen Duells Groß gegen Klein. Es gab Momente, in denen andere Teams ins Trudeln geraten wären. Die Rote Karte für Daniel Gebreslasje im Hinspiel sorgte genauso für Turbulenzen wie das vorzeitige Ausscheiden von Christian Steffen und Filip Kriechenbauer im Rückspiel. Auch die 1:0-Führung für Landsberied, nach der die Stimmung bei den fast 700 Zuschauer hochkochte, war alles andere als vorteilhaft für ein glückliches Ende. Dass die Weßlinger zwar wankten, aber nicht fielen, führte Schober auf die unglaubliche Geschlossenheit seiner Kicker zurück. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, lobte er den außergewöhnlichen Teamgeist. Der Trainer musste sich selber zwicken, als er davon Kenntnis erhielt, dass seine Fußballer nach dem Üben oft bis in die frühen Morgenstunden das eigene Vereinsheim belagerten. Auch sonst verbringen die Spieler ihre Freizeit sehr oft miteinander. Die gemeinsame Verbundenheit war das große Plus in der Relegation.

Das merkte man vor allem Tobias Ostermayer an. Obwohl der Routinier seine Karriere inzwischen beendet hat, half er wegen der großen Personalnot beim Rückspiel in Landsberied noch einmal aus. Seine Einwechslung war Gold wert. Ostermayer markierte den wichtigen Ausgleich und brachte sein Team zurück in die Spur. „Das war schon eine Geschichte, dass er das 1:1 erzielt“, freute sich Sebastian Erlacher mit seinem Mitstreiter.

Dass seine Mannschaft innerhalb der 70. und 80. Minute mit vier Treffern alle Aufstiegsträume des Gegners platzen ließ, führte der ehemalige Starnberger Landesliga-Spieler nicht nur auf wohlgelungene Standards, sondern auch auf den Trainer zurück. Der hatte schon vor der Relegation die richtige psychologische Ansprache gefunden und ihnen die Angst vor dem Alles oder Nichts genommen. „Er hat den jungen Spielern stets vermittelt, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen“, lobte Erlacher das pädagogische Fingerspitzengefühl des Übungsleiters. Der eingewechselte A-Jugendliche Jan Robert Stefaniak wirkte so befreit, dass er nicht nur das 2:1 von Felix Hegetusch mit vorbereitete, sondern auch noch das 3:1 erzielte. Das 4:1 ging auf das Konto von Robin Waechter, der in diesem Jahr unter einigen Blessuren zu leiden hatte. Erlacher rechnet damit, dass die verflixte Saison und die Relegation die Mannschaft weiterbringen kann: „Vielleicht hat das Ganze doch etwas Positives, weil es uns zusammenschweißt.“

Auch Schober hatte seinen kurzen Burnout nach Spielende schnell überwunden und fieberte bereits der Relegation in der kommenden Saison entgegen. „Ich würde das immer wieder machen wollen.“ Wenn es dann zur Abwechslung nicht um den Abstieg, sondern um den Aufstieg ginge, könnten wohl alle damit leben.

Aufrufe: 014.6.2018, 09:45 Uhr
Starnberger Merkur / Christian HeinrichAutor