2024-05-02T16:12:49.858Z

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"Uns sind die Hände gebunden"

Hilfloses Erstliga-Komitee

Auch das neuste Schreiben des Erstliga-Komitees sorgt nicht für Entspannung unter den Vereinen. Die Klubs aus der Promotion League und der 1. Liga prangern derweil weiter die unhaltbaren Zustände an.

Die Unruhe unter den Vereinen der Promotion League und der 1. Liga ist weiterhin gross.

Die Worte des Bieler Präsidenten Dietmar Faes stehen symbolisch für die herrschende Unzufriedenheit: "Es ist eine absolute Frechheit und zeigt, wie schwach das Komitee der Ersten Liga ist. Dessen Aufgabe wäre es, die Interessen sämtlicher Vereine wahrzunehmen. Das wird jedoch nicht gemacht", sagte dieser unlängst in einen Interview im "Bieler Tagblatt".

Stein des Anstosses ist bekanntlich die wegen der Coronakrise extra initiierte Testspiel-Serie für vierzehn U-21-Teams der Grossklubs - losgelöst der Ligazugehörigkeit.

Die "normalen" Teams dürfen hingegen weiterhin höchstens in Kleinstgruppen und ohne Körperkontakt trainieren. "Dass einige Teams trainieren dürfen und andere nicht, ist eine Wettbewerbsverzerrung und sicher auch nicht förderlich für die Stimmung unter den Klubs", sagte deshalb Biel-Präsident Faes nicht von ungefähr.

Black-Stars-Präsident nimmt im TV Stellung

Am Mittwoch doppelte nun auch Peter Faé, Präsident des Promotion-League-Klubs Black Stars, in einem Beitrag von "TeleBasel" nach und sprach von Wettbewerbsverzerrung.

Schon länger kämpfen derweil auch die Vereinsvertreter des FC Rapperswil-Jona und von YF Juventus an vordester Front gegen die Situation.

Ein nächster Anlauf, den Trainings- und Spielbetrieb innerhalb der Promotion League zu erwirken, fand aber erneut kein Gehör. Matthias Remund, der Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo), verwies auf den detaillierten Antrag von FCRJ-Präsident Rocco Delli Colli lapidar zum Bundesrat und den einzelnen Kantonen.

Und wie reagierte der Schweizerische Fussballverband (SFV)? Er sandte seinen Klubs Anfang Februar einen netten Brief. Man lasse nichts unversucht, damit unverzüglich wieder Fussball gespielt und normal trainiert werden könne, sobald es die epidemiologische Situation zulasse, betonte er darin.

Ein nächstes Schreiben an den SFV

Ein Grund für die Klubs, klein beizugeben? Mitnichten. Erneut wurde nämlich ein von den Promotion-League-Vereinen unterzeichnetes Schreiben an die SFV-Spitze gesandt. Diese bekräftigte nach mehreren Gesprächen immerhin, einen Termin bei Bundesrätin Viola Amherd und den weiteren zuständigen Stellen erwirken zu wollen.

Und bei den Vereinen gemeldet hat sich am 8. Februar tatsächlich auch das Erstliga-Komitee mit einem Schreiben. Zuversicht verbreitete es allerdings nicht. Im Gegenteil: Es zählte darin die vom Bundesrat abschliessend definierten Sportarten/höchsten Ligen "mit überwiegend professionellem Spielbetrieb" auf (Fussball, Eishockey, Volleyball, Basketball, Unihockey, Handball - Männer und Frauen) und erklärte, dass es für die Vereine der Ersten Liga deshalb ausgeschlossen sei, den Trainings- oder Spielbetrieb wieder aufzunehmen.

Als mitentscheidenden Faktor der aktuell schwierigen Situation nannte das Erstliga-Komitee in seinem Schreiben das abschlägige Urteil des Tribunal Arbitral du Sport (TAS) vom letzten Jahr im von den aufstiegswilligen Yverdon Sport und Rapperswil-Jona geführten Verfahren. Die beiden Klubs hatten erfolglos Rekurs gegen den Saisonabbruch der Promotion League eingelegt. Das TAS hielt in seinem Urteil fest, dass die Promotion League nicht zu den Ligen mit überwiegend professionellem Spielbetrieb gehöret.

Das Erstliga-Komitee thematisierte in seinem Schreiben auch die Sonderstellung der Nachwuchs-Mannschaften und die entsprechenden Vorgaben des Bundesrates: "Wenn wir diese Vorgaben missachten und den U21-Teams Trainings oder Trainingsspiele gegeneinander verbieten, verletzen wir rechtlich verbindliche Vorgaben. Sowohl die betroffenen Teams als auch das BASPO würden den Gang vor das TAS oder ein ziviles Gericht antreten und würden haushoch gewinnen."

"Wir können nichts ändern"

"Es besteht unter der geltenden Lage keine Möglichkeit, die Vereine der Ersten Liga den Trainings- oder Spielbetrieb wieder aufnehmen zu lassen", heisst es deshalb schon fast desillusioniert im vom Komitee gezeichneten Brief. Oder auch: "Uns sind die Hände gebunden. Selbst wenn wir möchten: Wir können an dieser Ausgangslage nichts ändern."

Dafür will die Erste Liga nun zumindest einige Möglichkeiten prüfen, das Ungleichgewicht zu minimieren. Sie lieferte aber auch gleich bei den präsentierten Varianten die Schwächen dazu:

  • Die U21-Mannschaften gleich in den ersten beiden Runden nach der Wiederaufnahme gegeneinander spielen zu lassen, womit ihnen der Trainings-und Spiel-Vorsprung wieder etwas genommen würde.
    - > Geht bspw. in der 1. Liga nicht, weil die jeweils zwei U21-Teams pro Gruppe bereits gegeneinander gespielt haben (es wird ja bekanntlich zuerst die Vorrunde fertig gespielt).
  • Kompensation des Vorteils durch einen Aufschub der Spiele der U21-Teams bis vier Wochen nach der Wiederaufnahme.
    - > Stark vom Zeitpunkt der Wiederaufnahme und der Spielplangestaltung abhängig.
  • Berücksichtigung im Rahmen der Wertung der Spiele.
    - > sehr heikel mit Blick auf Willkür.

Man sei für Vorschläge aus den Vereinen offen, lässt das Komitee weiter verlauten. Und relativiert aber sogleich wieder: "Wir werden nicht eine bestehende Ungerechtigkeit mit einer anderen Ungerechtigkeit oder gar Unrecht beseitigen, damit ist niemandem geholfen."

Neue Kandidaten bringen sich in Stellung

Wie auch immer: Das Wirken der Führung in der Ersten Liga hat das Vertrauen in den Klubs nicht unbedingt gestärkt - gerade in der anhaltenden Krise.

Es haben sich deshalb bereits einige neue Kräfte aus den Klubs gemeldet, mit der klaren Absicht, an der Generalversammlung vom 23. April für einen Sitz im Erstliga-Komitee zu kandidieren.

Aufrufe: 011.2.2021, 12:34 Uhr
Redaktion regional-fussball.chAutor