2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Wacher, zweikampfstärker, technisch besser: Der FC Pipinsried hätte gegen den FCA II einen Sieg verdient gemacht. Manuel Müller, hier im Zweikampf mit Profi Markus Feulner, vergab eine dicke Möglichkeit. Foto: Haelke
Wacher, zweikampfstärker, technisch besser: Der FC Pipinsried hätte gegen den FCA II einen Sieg verdient gemacht. Manuel Müller, hier im Zweikampf mit Profi Markus Feulner, vergab eine dicke Möglichkeit. Foto: Haelke

Pipinsried lässt zwei Punkt in Augsburg liegen

Hürzeler: "Mit der Leistung bin ich zufrieden, mit der Punktausbeute nicht"

Der FC Pipinsried hat beim FC Augsburg II einen Punkt geholt – nur. Es hätten auch gut und gerne drei sein können. Beim 1:1 (0:1) waren die Hürzeler-Kicker die bessere Mannschaft.

Das altehrwürdige Augsburger Rosenaustadion ist 1951 auf dem Schutt, den der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, erbaut worden. 28 000 Menschen finden in der großen Schüssel Platz. Die Rosenau ist in die Jahre gekommen. Das Flutlicht war immer schon mies, die Schalensitze aus Holzimitat sind aus den Achtzigern und legen Zeugnis davon ab, dass die Stadt Augsburg jahrzehntelang wenig in seine Kultsportstätte investierte. Wer einmal auf dem Rasen kickte, hat die kleine Senke links vom oberen Tor gesehen, in der so mancher Kicker großer Klubs ins Straucheln geriet. Die Profis des FC Augsburg sind längst aus der Rosenau aus- und in die ultramoderne WWK- Arena eingezogen. Die zweite Mannschaft der Datschiburger jedoch tritt weiterhin im Rosenaustadion an. Gestern ging es in der Regionalliga Bayern gegen den FC Pipinsried. Gerade mal 200 Fans waren gekommen, am kalten Mittwochabend.

All die tristen Begleiterscheinungen hielten die Pipinsrieder nicht davon ab, eine prima Partie abzuliefern. Hervorragend eingestellt von Spielertrainer Fabian Hürzeler, der trotz ungeordneter Darmflora in den Tagen zuvor selbst mitmachen konnte. Im 4-4-2 drapiert, ließen sie sich mal fallen, um dann überfallartig die Augsburger hoch anzulaufen. Das zwang die Mannen von FCA-Trainer Dominik Reinhardt immer wieder zu Ballverlusten oder unpräzisen Pässen. Der FCP war wacher, zweikampfstärker, technisch besser, nur die Pille wollte in Halbzeit eins nicht über die Linie. Dabei gab es überaus taugliche Versuche. Etwa Manuel Müllers Kopfball, der von FCA-Keeper Lucca Nagel über die Latte gelenkt (10.) wurde, oder Thomas Bergers vielversprechenden Schuss, der irgendwie irgendwo in der FCA-Abwehr hängen blieb (11.).

Und die Augsburger? Außer einem schwungvollen Beginn mit einer Kopfballchance von Jonas Greppmeir nach einer Ecke (3.) kam so ziemlich nichts. Eigentlich sollte Profi Markus Feulner, der schon bei den Bayern, Dortmund, Köln und FCA I Verträge hatte, Regie führen. Das tat er auch. Aber nur verbal, nicht mit den Füßen. Er tat das, was in die Jahre gekommene Profis gerne tun: sich im Bereich des Mittelkreises verstecken, nach dem Motto: Spielt mich bloß nicht an!

Burkhard-Kracher rettet Unentschieden

Dennoch kam der FCA noch vor dem Wechsel zum Führungstreffer. Marco Greisel zog im Strafraum ab und schon war FCP-Torwart Thomas Reichlmayr geschlagen; Schiedsrichter Wolfgang Haslberger pfiff erst gar nicht mehr an.

Mit einer gehörigen Wut im Bauch kamen die Pipinsrieder aus den maroden Katakomben des Stadions auf den Platz zurück. Sie machten sofort Druck, und – jetzt der Tipp für digital-affine FCP-Fans: Wer den Kracher zum 1:1 von Christoph Burkhard im Video sehen möchte, kann dies auf der Facebook-Seite des Klubs tun. Wer es lieber schriftlich möchte!? Bitte sehr: Der Spielmacher bewegte sich in der 60. Minute ballführend und unbehelligt in gemäßigtem Tempo durch das Mittelfeld. 30 Meter vor dem Tor hielt es Burkhard für eine gute Idee, alle Kraft in einen Schuss zu legen. Dank grandioser Schusstechnik flatterte der Ball über Tormann Nagel in die Maschen; ein Traumtor.

Christoph Burkhard hingegen traf zum 1:1 – mit einem Traumtor aus 30 Metern. Foto: Habschied
Christoph Burkhard hingegen traf zum 1:1 – mit einem Traumtor aus 30 Metern. Foto: Habschied
Christoph Burkhard hingegen traf zum 1:1 – mit einem Traumtor aus 30 Metern. Foto: Habschied

Burkhard wurde im Anschluss von sämtlichen Teamkollegen derart geherzt, dass man um sein Wohlergehen fürchten musste. Der Kunstschütze konnte bis zu seiner Auswechslung in der 78. Minute weitermachen. Dass ihn Hürzeler runter nahm, hatte keine gesundheitlichen Gründe; Burkhard war bereits verwarnt. Im restlichen Verlauf der Begegnung hatten beide Teams noch Gelegenheiten – die beste vergab Kasim Rabihic (66.) – doch es blieb bis zum Schlusspfiff beim 1:1.

Das sagen die Trainer

FCA-Coach Dominik Reinhardt war hinterher ungefähr so gut gelaunt wie US-Außenminister Rex Tillerson, nachdem er via Twitter erfahren hatte, dass er gefeuert wurde: „Wir haben schwach gespielt heute. Pipinsried hat dann durch den Sonntagsschuss von Christoph Burkhard den Ausgleich gemacht. Wir hatten dann vorne nichts mehr und mussten aufpassen, dass wir hinten nicht noch das zweite Tor kriegen.“

FCP-Spielertrainer Fabian Hürzeler war auch nicht ganz zufrieden: „Das waren zwei Punkte zu wenig. Wir haben in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht und hatten drei, vier hundertprozentige Möglichkeiten. Wir sind defensiv sehr gut gestanden und haben extrem wenig zugelassen. In der Halbzeit war uns klar, dass wir cool bleiben mussten. Ich war der Überzeugung, dass wir Torchancen kriegen. Im Endeffekt war das dann auch so. Wir waren die gefährlichere Mannschaft und hatten die klareren Torchancen. Wir können mit dem Punkt besser leben als der Gegner. Mit der Leistung bin ich zufrieden, mit der Punktausbeute nicht.“

FC Augsburg II – FC Pipinsried 1:1 (1:0):

FC Augsburg II: Lucca Nagel, Nicola Della Schiava, Lasse Jürgensen, Marco Zupur, Efkan Bekiroglu, Jonas Greppmeir (69. Thomas Stowasser), Max Reinthaler, Markus Feulner (75. Bernard Mwarome), Johannes Stingl, Marco Greisel, Christoph Lannert (61. Artur Mergel)

FC Pipinsried: Thomas Reichlmayr, Thomas Berger, Luis Grassow, Arbnor Segashi, Fabian Hürzeler, Kasim Rabihic, Christoph Burkhard (78. Philip Grahammer), Andreas Schuster, Markus Achatz, Manuel Müller, Atdhedon Lushi (87. Gilbert Diep) Schiedsrichter Wolfgang Haslberger (TSV St. Wolfgang) Zuschauer: 200 Tore: 1:0 (45.) – Marco Greisel. 1:1 (60.) – Christoph Burkhard

Aufrufe: 016.3.2018, 09:24 Uhr
Thomas Zimmerly - Dachauer NachrichtenAutor