Vertragspoker beim Kiezclub – Ex-Pipinsried-Trainer Fabian Hürzeler will Ausstiegsklausel

Pipinsried/Hamburg – Vor gut einem Jahr wurde der Co-Trainer beim Richtung Dritte Liga taumelnden Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli zum Cheftrainer befördert, in der Hoffnung, Hürzeler möge den Abstieg vermeiden. Das tat der 30 Jahre junge Coach, der von 2016 bis 2021 Spielertrainer beim FC Pipinsried gewesen war – und wie. Hürzeler formte ein höchst erfolgreiches Kollektiv, schaffte problemlos den Klassenerhalt und führt mit seiner Mannschaft aktuell die Tabelle der 2. Bundesliga an.

Alles prima also beim Kiezclub? Allenfalls mit Einschränkungen. Denn Hürzelers Vertrag läuft zum Saisonende aus. Verein und Hürzelers Münchner Berateragentur Roof verhandeln – bislang ohne Ergebnis.

Streit um eine Ausstiegsklausel im Vertrag

Hauptstreitpunkt: Hürzeler hätte gern eine Ausstiegsklausel im Vertrag, die aber will die Führungsriege des FC St. Pauli um Sportchef Andreas Bornemann offenbar nicht gewähren. Dennoch wollen die Hamburger ihren Glücksgriff natürlich halten. Aber Hürzelers beeindruckende Serie mit nur zwei Niederlagen in 39 Pflichtspielen bei einem Torverhältnis von 78:32 weckt auch anderswo Begehrlichkeiten. Hürzeler soll einige Anfragen vorliegen haben, aus der Bundesliga, aber auch aus dem Ausland.

„Ich kann von vornherein sagen, dass ich sehr gerne bei St. Pauli arbeite“, sagte Hürzeler jetzt der Hamburger Morgenpost. Zu Details der Vertragsverhandlungen wollte er sich jedoch nicht äußern.

Kurz vor Weihnachten zitierte der NDR Hürzeler allerdings wie folgt: „Mir geht es nie um Prestige, um Geld, um die ganzen Themen. Das Wichtigste für mich im Moment ist Entwicklung. Und nicht nur Entwicklung der Spieler, der Mannschaft, des Vereins, sondern natürlich auch von mir, dass ich mich persönlich in einem Umfeld befinde, wo ich mich weiterentwickeln kann.“

Schafft der FC St. Pauli den Aufstieg?

Man darf davon ausgehen, dass Hürzeler im Falle einer Vertragsverlängerung deutlich höhere Bezüge erhalten würde, sein beispielloser Erfolg hat schließlich seinen Preis, vor allem, wenn St. Pauli zum Saisonende tatsächlich aufsteigen sollte. Doch der Kiezclub aus der Millionenmetropole ist knapp bei Kasse, das wird sich auch nicht ändern, wenn der Sprung in die Bundesliga gelingt. Das Geschäftsjahr 2022/23 schloss der FC St. Pauli mit einem Verlust von rund fünf Millionen Euro ab, das schlechteste Ergebnis seit vielen Jahren.

Kann der klamme Verein also seine Leistungsträger halten? Kann er Verstärkungen verpflichten, wenn er Bundesliga spielt? Diese Fragen stellt sich natürlich auch Hürzeler. Sein Wunsch nach einer Ausstiegsklausel ist nachvollziehbar. Denn sollte der Aufstieg verpasst werden, könnte er vielleicht ein Angebot aus der Bundesliga annehmen und trotzdem einen Erstligisten trainieren.

„Ich werde kein Prozent weniger geben, egal wie die Vertragssituation ist.“

St. Pauli Trainer Hürzeler will alles geben.

Vertragspoker hin oder her: Der FC St. Pauli pflügt weiter durch die Saison in der 2. Bundesliga. Am Wochenende gewannen die Hamburger 2:1 bei Verfolger Düsseldorf, blieben damit auch im 19. Saisonspiel ungeschlagen. St. Pauli steuert weiter auf Kurs Richtung Liga eins. Hürzeler verspricht: „Ich werde kein Prozent weniger geben, egal wie die Vertragssituation ist.“

Während der FC St. Pauli um Meisterschaft und Aufstieg ringt, ist die Rostocker Kogge in Not geraten. Punktgleich mit Braunschweig liegt Hansa Rostock auf Rang 16 der 2. Bundesliga. Nur Schlusslicht Osnabrück ist noch schlechter. Am Tabellenende geht’s eng zu, jeder Punkt kann am Ende das Überleben bedeuten.

Dennis Dressel aus Weichs traf für Hansa Rostock gegen Elversberg

Wie gut, dass zuletzt gegen Aufsteiger Elversberg ein 2:1-Heimsieg gelang. Den wichtigen Treffer zum 1:1-Ausgleich erzielte Dennis Dressel in der 69. Spielminute mit einem Flachschuss im Fallen von der Strafraumgrenze aus. Der Mittelfeldspieler aus Weichs wechselte zur Saison 2022/23 von den Münchner Löwen zum Traditionsclub an der Ostsee, ist dort seither Stammkraft. (Thomas Leichsenring)