2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Mit seiner Dynamik und seiner körperlichen Wucht ist Maxi Berwein ein Fixpunkt in der Offensive von Türkgücü.
Mit seiner Dynamik und seiner körperlichen Wucht ist Maxi Berwein ein Fixpunkt in der Offensive von Türkgücü. – Foto: Sportfoto Zink / A.Schlirf

»Widerstände & Vorbehalte haben aus uns eine Einheit geformt«

Winterbilanz Regionalliga (7): Türkgücü München hat ein extrem turbulentes Jahr hinter sich

Die große Unbekannte vor der Saison 2022/23 in der Regionalliga Bayern war Türkgücü München. Nach dem insolvenzbedingten Rückzug aus der 3. Liga durfte der Verein einen Neustart in der höchsten Amateurliga hinlegen. Für viele unverständlich, die Kritik war groß - siehe Hachings Boss Manfred Schwabl, der in einem Interview sagte, er würde am liebsten erst gar nicht zweimal gegen Türkgücü antreten wollen, sondern in der Zeit lieber Benefizspiele austragen. Die Message war klar: Eigentlich solltet ihr nicht hier sein! Die Herausforderungen für die Verantwortlichen bei Türkgücü waren riesig - Kader, Stadion, Ablehnung, Imagewechsel. Wie hat es Türkgücü hinbekommen? Wir haben uns mit dem Sportlichen Leiter Roman Plesche unterhalten.

"Der Start war extrem schwierig. Wir mussten an vielen Fronten kämpfen. Wir brauchten eine komplett neue Mannschaft, dazu die leidige Stadionfrage. Noch dazu war klar, dass wir definitiv nicht überall ein gern gesehener Gast sind, um es mal vorsichtig auszudrücken", erzählt Plesche und lobt Chefcoach Alper Kayabunar, der seinen Vertrag unlängst bis 2025 verlängert hat: "Der Trainer hat es geschafft, in kürzester Zeit ein Team zu formen." Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Kayabunar Spieler zur Verfügung gestellt bekommen hat, die wohl jeder andere Regionalligist gerne in seinen Reihen sähe: Im Tor steht mit Johann Hipper einer der besten Keeper der Liga, davor verteidigen unter anderem Kevin Hingerl, Christoph Rech und Michael Zant. Auch das Trio kann man getrost ins oberste Fach des Regionalliga-Regals einsortieren. Im Mittelfeld ziehen mit Marco Holz und Ünal Tosun zwei Ex-Profis die Fäden. In der Offensive hat ein Maxi Berwein gehalten, was man sich von seiner Wucht und Präsenz versprochen hat. Mit der Verpflichtung des Brasilianers Caiuby sorgte der Klub deutschlandweit für Aufsehen. Der Ex-Bundesligaspieler wartet aber bis heute auf eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Dieses Thema ist wohl vom Tisch. Ein Spielermaterial, das zu gut ist für das bescheiden formulierte Ziel Klassenerhalt. Die Zeit der großen Töne an der Heinrich-Wieland-Straße soll allerdings der Vergangenheit angehören. Bodenständig und nachhaltig soll nun gearbeitet werden, der Verein feilt an einem neuen Image. Das funktioniert aber nicht von heute auf morgen. Ein langer Atem ist gefragt.


Ein Platz unter den Top-5 - und was kommt dann?


Auf Platz fünf überwintert Türkgücü, und hat sich damit hinter dem unangefochtenen Top-Duo Unterhaching und Würzburg in den kleinen Kreis der "Verfolger" eingenistet. Was soll am Ende der Saison herausspringen? "Wir wollen mindestens unseren Platz halten", sagt Plesche. Soll heißen: Unter den Top-5 wollen die Münchner am Ende einlaufen. Und dann? Coach Alper Kayabunar hat jüngst mit seinen Ambitionen nicht hinterm Berg gehalten: Er will in den Profifußball! Mit Türkgücü? Sie werden sich hüten, schon wieder von der Rückkehr in den bezahlten Fußball zu reden. Stichwort Bescheidenheit! Aber Plesche betont auch: "Der Trainer und ich haben schon das Ziel, in der nächsten Saison ganz vorne anzugreifen. Man kann auch mit weniger finanziellen Mitteln, aber dafür mit guter Arbeit sehr viel erreichen. Mittel- und langfristig ist die 3. Liga schon wieder ein Thema. Das muss als Münchner Klub das Ziel sein. Zunächst allerdings müssen wir an den strukturellen Gegebenheiten arbeiten und auf diesem Gebiet unsere Hausaufgaben machen. Trainingsgelände, Stadion - es gibt enorm viel zu tun." In der Winterpause wird sich am Kader nicht viel verändern. "Wir sind mit der Leistung der Jungs sehr zufrieden und vertrauen unserem Kader. Es könnte sein, dass der ein oder andere Akteur, der nicht so zum Zug kommt, noch auf uns zugeht und einen Wechselwunsch äußert. Aber das werden wir sehen", so Plesche.


Der Winterfahrplan von Türkgücü München


Vorbereitungsstart ist am Montag, den 16. Januar 2023. Ein Trainingslager ist nicht geplant. Am Freitag, den 24. Februar geht es für Türkgücü zu Gast bei den Würzburger Kickers wieder um Punkte.

Aufrufe: 021.12.2022, 12:05 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor