2024-04-25T14:35:39.956Z

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Dieter Priglmeir
Dieter Priglmeir – Foto: pir

Wenn Erdinger Fußballer reisen: Immer diese Saisonurlauber

DAS SPORTGEFLÜSTER

Darf ein Fußballer während der Saison Urlaub machen? Ich bin da hin- und hergerissen: persönliche Entfaltung versus Teamspirit.

Darf ein Fußballer während der Saison Urlaub machen? Früher nutzten sie dafür das vierwöchige Zeitfenster zwischen Saisonende und Vorbereitung. Das tun sie auch heute noch. Das Problem ist allerdings, dass sie ihren Trip nach Malle als Fußball-Nachbesprechung ansehen und sich gemeinsam mit tausend Amateurkickern an die geilste oder schlimmste Saison aller Zeiten erinnern – je nachdem, ob der Alkohol aus einem einen Euphoriker oder Jammerlappen macht. Unterm Strich kommt aber immer raus: Das kann’s noch nicht gewesen sein – also mit dem Urlaub. Dann ist es ja geradezu logisch, dass da noch eine Reise mit Freund oder Freundin, ein verlängertes Wochenende bei der Verwandtschaft in Buxtehude und diverse Gauditouren mit den Malle-Kumpels folgen.

Ist das wirklich okay? Nein, sagt der Fußballer in mir, der in über 20 Jahren nur drei Punktspiele wegen Urlaubs verpasst hat: bei der Hochzeit (meine Frau machte aber immerhin noch den Anstoß) und während der Flitterwochen. Naja, findet der Vater, und Trainer, der ich auch bin. Der Nachwuchs hat halt inzwischen auch noch andere schöne Dinge im Kopf wie etwa eine Alpenüberquerung oder andere sportliche Herausforderungen. Man muss nur mal sehen, wie viele Fußballer heuer am Hindernislauf Xletix oder am Erdinger Stadttriathlon teilnahmen. Die Möglichkeiten sind eben ganz andere. Außerdem hat vor vielen Jahren einmal ein weiser Lengdorfer Fußballtrainer gesagt: „Mindestens bis zur Kreisliga kann der Fußball nur Nebensache sein. Es ist ein Hobby, nicht mehr.“

Deshalb habe ich beschlossen, das Ganze positiv zu sehen, weil sich die jungen Menschen weiterbilden und Erfahrungen sammeln. Und weil ja sowieso alle Mannschaften gleichermaßen betroffen sind. Deshalb – und auch wenn ich eine andere Auffassung bezüglich eines Mannschaftssports habe – kommt hier der leicht umgewandelte Satz eines anderen Fußball-Weisen (nicht aus Lengdorf): „Geht’s naus und spielt’s ned bloß Fußball!“

Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Nicht gemeint sind Shoppingtouren in Mailand oder zum Primemark in Innsbruck oder Ikea nach Eching, Weinfeste in Bardolino, Junggesellenabschiede. Auch mit dem mehrtägigen Besuch einer Hundeschule tue ich mich schwer. Ebenso mit der Begründung, man könne sich nur mit einem ausgiebigen Angelausflug vom harten Job erholen. „Bin auf Wellness“, klingt ebenfalls sonderbar, und der 80. Geburtstag der dritten Oma sowieso. Das alles ist nicht erfunden, es sind Geschichten, die mir Trainer erzählt haben. Ganze Hitparaden kurioser Absagegründe können sie erstellen (Darüber mehr im nächsten Sportgeflüster). Die reichen von „Unser Baby kriegt die ersten Zähne“ bis „Ich komme mit meinen Blasen nicht mehr in die Schuhe“. Das macht die Trainer ein bisschen müde.

Manchmal erheitert sie das aber auch. Benji Tas erinnert sich an einen Spieler, der absagte, „weil mein Vater Geburtstag hat und eine fette Feier ansteht“. Am Spieltag war er nicht da – im Gegensatz zum Papa. „Der hat bei uns zugeschaut und wusste nichts von seiner eigenen Geburtstagsfeier.“ Was ich besagtem Spieler empfehle? Eine Vorbereitung beim hier mehrfach erwähnten FC Lengdorf. Da weht ein anderer Wind, wie Spielertrainer Franco Soave selbst zu spüren bekam. Im Trainingslager hatten er und Stürmer Mathias Holzer lediglich ein Training verschlafen. „Was uns gleich eine Sau gekostet hat.“ Saustark!

Aufrufe: 01.10.2022, 12:30 Uhr
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