2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Elf Scorerpunkte liegen in dieser Saison bereits auf der Habenseite von Tobias Hoch.
Elf Scorerpunkte liegen in dieser Saison bereits auf der Habenseite von Tobias Hoch. – Foto: Helmut Weiderer

Tobias Hoch und seine neue Rolle bei der DJK Vilzing

Der gelernte Verteidiger hat beim Regionalliga-Zweiten seine „offensive Ader“ entdeckt – und kennt die Gründe für den Erfolg seines Teams

Diese Saison schwimmt die DJK Vilzing in der Regionalliga Bayern auf einer einzigen Erfolgswelle, hat schon zum jetzigen Zeitpunkt den anvisierten Klassenerhalt in der Tasche. Hinter Klassenprimus Würzburger Kickers auf Tabellenplatz zwei postiert, ist der Dorfklub aus dem Landkreis Cham plötzlich in den meisten Spielen der Favorit. Das war in der vorigen Spielzeit – Vilzings Premierensaison in Bayerns Eliteklasse – noch ganz anders.

Ein Gesicht dieser Erfolgsstory ist Tobias Hoch. Bereits seit 2017 spielt der 27-Jährige für die Schwarzgelben. Zuvor genoss er viele Jahre lang die Jugendausbildung des SSV Jahn Regensburg. Neuerdings wirbelt der gelernte Verteidiger die rechte Außenbahn der Vilzinger entlang, ist dribbelstark, durchsetzungsfähig und überdies torgefährlich (6 Tore, 5 Assists). Wir er mit der neuen Rolle klarkommt und was seine Mannschaft heuer so stark macht, das hat der Regenstaufer (Ldk. Regensburg) uns verraten.

Ihr schwimmt seit Wochen, ja Monaten auf einer Erfolgswelle – was macht Deine Mannschaft in dieser Saison so stark?
Tobias Hoch (27): Grundsätzlich ist das Aufstiegsjahr immer ein wenig geprägt von Euphorie, was aber durch Verletzungen erschwert wurde. In der Breite waren wir nicht so gut aufgestellt wie in dieser Saison. Das verschafft uns einen Riesenvorteil. Dank der Verstärkungen im Sommer können wir nun auf sämtlichen Positionen gut durchrotieren. Die Jungs, die momentan ein wenig hintendran sind – wofür oft Kleinigkeiten den Ausschlag geben – heben das Trainingsniveau unfassbar an. Auch als Stammspieler kannst man es sich unter der Woche nicht erlauben, einen Ticken vom Gas zu gehen. Dies hebt das Leistungsniveau, weil du jede Woche gefordert bist. Insgesamt haben wir eine total homogene Truppe beisammen, in der jeder den anderen mitnimmt.


Dein Trainer hatte zuletzt skizziert, dass Ihr auch in Sachen Ernährung und Körperlichkeit gegenüber der Vorsaison in der Regionalliga zulegen konntet...
Wir haben in unserer ersten Regionalliga-Saison gesehen, auf wieviele Kleinigkeiten es ankommt. Der Grundgedanke ist schon, dass jeder Spieler von der eigenen Haustür kehrt, sprich, dass er schaut, wo er noch den ein oder anderen Prozentpunkt aus sich rausholen kann. Jeder hat einen eigenen Anspruch an sich selbst. Dadurch entwickelt sich was. Zudem gehen ein Andreas Jünger, der Sportwissenschaften studiert, oder ein Jakob Zitzelsberger in Sachen Ernährung sehr professionell voran. Das hebt das Ganze nochmal ein bisschen.


Du hast die Sommerneuzugänge und Spieler der „zweiten Garde“ angesprochen...
Was ein Felix Brunner, ein Bene Fischer oder ein Martin Kauschinger die ganze Woche leistet, das ist unfassbar positiv. Sie verleihen uns mehr Qualität und Breite. Und sind ganz wichtig für den Erfolg, den wir aktuell haben.


Auch mit der neuen Nachwuchshoffnung des FC Bayern, Frans Krätzig (rechts), bekam es Tobias Hoch heuer schon zu tun.
Auch mit der neuen Nachwuchshoffnung des FC Bayern, Frans Krätzig (rechts), bekam es Tobias Hoch heuer schon zu tun. – Foto: Helmut Weiderer


Du selbst spielst bereits seit 2017 für Vilzing, hast Deinen Vertrag im Frühjahr um zwei weitere Jahre verlängert. Was begeistert Dich an der DJK?
Das Flair in Vilzing ist total cool. Es herrscht immer absolute Ruhe im Umfeld und die Verantwortlichen um Roland Dachauer und Sepp Beller arbeiten akribisch. Sämtliche Trainer in der Vergangenheit haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Etwas ganz Besonderes ist unser Stadion. Dort hatten wir schon einige kuriose Spiele. Das Gesamtpaket passt einfach. Es herrscht ein Amateur-Flair, das aber trotzdem gepaart mit guten Ambitionen. Eine gesunde Mischung.


Hast Du im Laufe der Zeit Gedanken an den Profifußball verschwendet? Zurück zum SSV Jahn beispielsweise?
Dieses Kapitel war für mich relativ schnell abgeschlossen, nachdem der Wechsel zu Vilzing zustande kam. Beim Jahn war ich wegen meines Knies zweimal relativ lange raus. Dadurch habe ich irgendwo wieder bei Null angefangen und musste die Freude am Fußball wiederfinden. Seitdem ich bei Vilzing bin, gab es Jahr für Jahr eine schöne Weiterentwicklung – gekrönt mit dem Aufstieg in die Regionalliga und diese Saison nochmal übertroffen durch den Erfolg.


Amateur-Flair mit Ambitionen: »Eine gesunde Mischung«


Du warst stets in der Abwehrkette zu finden, bekleidest seit einiger Zeit aber einen offensiveren Part auf der rechten Außenbahn. Mit sechs Saisontoren und weiteren fünf Assists bist du ganz vorne dabei in der Scorerliste der DJK. Woher rührt diese Umstellung?
Schon unsere letzten drei Trainer hatten Gedanken, eine Dreier-Abwehrkette auszuprobieren. Beppo Eibl hat das nun umgesetzt. Das erste Mal habe ich in der Rückrunde der Vorsaison weiter vorne gespielt, was für mich anfangs auch eine Umstellung war. Ich hatte keinen Vordermann wie Tobias Kordick mehr, bin mehr oder weniger allein für die Seite verantwortlich. Da habe ich mich erstmal reinfuchsen müssen. Hierzu brauchst du ein gewisses Konditionsniveau und körperliche Stabilität.


Gefällt Dir Deine offensivere Rolle?
Ich denke, je mehr Spiele ich auf der Position bestritten habe, desto besser bin ich in die Rolle reingewachsen. Und es macht schon Spaß im Fußball, wenn du immer wieder aufs gegnerische Tor schießen kannst und nicht nur verteidigen musst. (lacht) Das ist natürlich schön.


Du wohnst in Regenstauf, arbeitest bei Zollner Elektronik und spielst in Vilzing auf höchstem Amateurniveau Fußball. Ist das unter einen Hut zu bringen?
Ja, ich kann das Ganze gut verbinden mit der Arbeit. Zumal mein Arbeitgeber relativ flexibel ist. Mit Arbeit und Training muss ich um 7 Uhr aus dem Haus und komme um 10 Uhr abends nachhause. Aber je erfolgreicher man selbst und die Mannschaft ist, desto leichter lässt es sich am Montag aufstehen. (lacht)


Vor der Winterpause spielt Ihr noch gegen Schalding, Schweinfurt und Memmingen...
Wir haben innerhalb der Mannschaft gesagt, dass wir so lang wir möglich oben mitmischen wollen. Dazu müssen wir noch punkten in den nächsten Wochen. Türkgücü München und Aubstadt sind uns auf den Fersen. Das kommende Heimspiel gegen Schalding wird wieder ein Highlight vor guter Kulisse. Wir hoffen, den Zuschauern ein Spektakel bieten zu können – mit positivem Ausgang für uns.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 07.11.2023, 15:00 Uhr
Florian WürtheleAutor