Eine turbulente erste Saisonhälfte hat der FC Pipinsried hinter sich. Nach einer wahren Achterbahnfahrt - inklusive Trainerwechsel - überwintert der Dorfverein aus dem Dachauer Hinterland auf dem vorletzten Tabellenplatz. FuPa hat sich mit dem Sportlichen Leiter und Interimscoach Tarik Sarisakal unterhalten.
Den Start hatten die Pipinsrieder richtig schön vergeigt. Drei Spiele, drei Niederlagen, 2:12 Tore - und dazwischen noch das Pokalaus beim Bayernligisten Türkspor Augsburg. "Es ging gleich mit einer Talfahrt los. Anschließend haben wir uns aber gefangen und dachten alle, wir seien auf einem guten Weg. Dann schlitterten wir in die zweite Talfahrt rein und die ganze Unruhe kam auf. Alles in allem sind wir sehr unzufrieden mit der Hinrunde", resümiert Sarisakal.
Erst zog sich Trainer Miljan Prijovic aus privaten Gründen zurück, Ende Oktober trennten sich der Verein und Spielertrainer Nikola Jelisic einvernehmlich, wie es immer so schön heißt. Gleich doppelt bitter, weil mit dem 27-jährigen Mittelfeldstrategen auch einer der besten Spieler weggbrach. Es folgte die Posse um das Kurzzeitengagement von Frank Peuker, mit der Pipinsried über die Regionalliga-Grenzen hinaus die Aufmerksamkeit auf sich zog. Eigentlich gekommen, um den FCPi wieder in die Spur zu bringen, warf der 50-Jährige nach nur einer Partie entnervt das Handtuch. Das Chaos war perfekt. Mit viel Überzeugungsarbeit wurde mit Atdhedon Lushi ein ehemalige Spieler ins Boot geholt, zusammen mit Ex-Löwenprofi Herbert Paul und Sarisakal, der unterstützend mit auf die Trainerbank rückte, wurde eine Lösung bis zur Winterpause gefunden.
Sarisakal hinterfragt in seiner Analyse also das Gesamtkonstrukt Pipinsried. Der kleine Dorfverein schafft es seit Jahren, auf höchstem Amateurniveau mitzumischen. Das verdient Respekt! Die Akteure kommen aber zum Großteil aus München. Mit welchen Anreizen werde die ins Dachauer Hinterland gelockt? Da werden sicher auch monetäre Gesichtspunkte eine Rolle spielen, auch wenn Sarisakal sichergestellt wissen will, dass die finanziellen Mittel in Pipinsried sehr begrenzt seien. Der Standort Pipinsried könne vielmehr damit punkten, dass sich junge, ambitionierte Kicker ins Schaufenster Regionalliga stellen können. Die meisten benutzen Pipinsried als Sprungbrett, darunter leidet aber die Identifikation mit dem Verein. Oder wie es Sarisakal sagt: "Die Spieler unterschreiben dir immer nur für ein Jahr. Sie wissen: Bringe ich Leistung, schaffe ich entweder den Sprung in den Profifußball oder bekomme einen gut dotierten Vertrag bei einem Ligarivalen. So bringst du natürlich keine Konstanz in den Kader hinein. Es ist wie ein Hamsterrad. Daraus auszubrechen ist furchtbar schwierig."
Wieder mehr regionale Spieler mit Bindung zum Verein, gleichzeitig aber weiterhin auf höchstem Amateurniveau agieren, das wird ein Balanceakt für den FC Pipinsried. Aber sie wollen es versuchen. Ein erster Schritt: Das kurz vor der Winterpause installierte Trainerteam soll auch nach dem Jahreswechsel die Geschicke leiten. "Das wäre der Wunsch des Vereins. Bei Ati Lushi wird es seines Berufes wegen schwierig, das hatte er von Anfang an so kommuniziert. Aber vielleicht können wir ihn in einer anderen Funktion weiter an uns binden. Eventuell als Teammanager, da müsste er nicht immer anwesend sein. Ein ehemaliger Spieler als Bindeglied zwischen Mannschaft und Verein, das wäre ganz wichtig."
Am Kader dürfte sich nach dem Abgang von Thiel nicht mehr großartig etwas ändern. Wie überall halten auch Sarisakal und Kollegen Augen und Ohren nach Verstärkungen offen, ob das dann finanziell darstellbar ist, das steht auf einem anderen Blatt Papier. Dass Toptalent Halit Yilmaz - der 19-Jährige ist mit sieben Treffern Toptorschütze der Pipinsrieder - von vielen Seiten umworben ist, auch das ist kein Geheimnis. "Im Winter wird sich da aber Stand jetzt nichts tun. Aber klar ist auch: Halit werden wir nicht halten können", weiß Sarisakal. Heißt: Spätestens im Sommer wird Yilmaz eine Herausforderung außerhalb von Pipinsried in Angriff nehmen.
Bis zum offiziellen Trainigsstart am Montag, den 16. Januar 2023 bekommt jeder Spieler einen individuellen Trainingsplan an die Hand. Ein Trainingslager ist nicht geplant. Im benachbarten Markt Indersdorf wird der Regionalligist dreimal pro Woche auf dem Kunstrasenplatz trainieren. Punktspielstart ist am 25. Februar beim TSV Rain am Lech.