2024-05-16T10:25:37.604Z

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Unverhofft kommt oft: Praktisch aus dem Nichts ist Max Käser Cheftrainer in der vierten Liga geworden.
Unverhofft kommt oft: Praktisch aus dem Nichts ist Max Käser Cheftrainer in der vierten Liga geworden. – Foto: Johannes Traub

Plötzlich Regionalliga-Trainer: So sieht Käsers »Traumszenario« aus

Warum der 29-Jährige beim ins Trudeln geratenen TSV Rain in die Bresche springt

Es war knapp, sehr knapp! Erst einen Tag vorm Frühjahrsauftakt gegen den FC Pipinsried konnte der TSV Rain am Lech einen neuen Coach präsentieren. Nach turbulenten Tagen samt Rücktritt des bisherigen Trainerteams soll es nun also Max Käser bei den Schwaben richten. Dass es eine mannschaftsinterne Lösung geben würde, das war vergangene Woche durchgesickert. Der 29-jährige Käser stürmt seit 2017 für die Blumenstädter, seit einem Kreuzband- und Innenbandriss vor ziemlich genau einem Jahr ist er aber nicht mehr auf dem Platz gestanden. FuPa hat sich mit Max Käser nach dessen viel beachteter Feuertaufe gegen Pipinsried unterhalten können.

Wie die Jungfrau zum Kind - diese Redewendung ist natürlich auch Max Käser geläufig. Auf die Frage, ob er vor zwei Wochen gedacht hätte, in Kürze eine Regionalliga-Mannschaft zu trainieren, da muss er lachen: "Nein definitiv nicht. Da sieht man, wie schnelllebig der Fußball ist. Durch die Umstände in Rain hat sich das eben so ergeben."

Bis zum Saisonende soll nun Käser die Geschicke beim TSV Rain leiten. Darauf haben sich Vereinsverantwortliche und Spieler geeinigt. Warum tut er sich das ohne jegliche Erfahrung an der Seitenlinie an? "Ich möchte herausheben, dass die Mannschaft einen super Charakter hat. Das Team will diese Runde mit Anstand und sportlich fair zu Ende bringen. Das haben mir die Jungs ganz klar signalisiert und das war dann letztlich auch der Hauptgrund, warum ich es mache."

Max Käser (li.) in Aktion als Spieler. Hier trifft er gerade gegen den 1. FC Schweinfurt 05 im Juli 2019.
Max Käser (li.) in Aktion als Spieler. Hier trifft er gerade gegen den 1. FC Schweinfurt 05 im Juli 2019. – Foto: Gerd Jung


Ein optimaler Einstieg sieht freilich anders aus. Im Grunde ohne Vorbereitungszeit musste Käser das Team auf den Frühjahrsauftakt einstellen. "Die Umstände waren schon extrem. Zwei Wochen fand ja kein geregelter Trainingsbetrieb statt. Es gab kein Testspiel mehr. Die Partie gegen Pipinsried war im wahrsten Sinne des Wortes ein Kaltstart", sagt Käser.

Und natürlich wisse er um die Brisanz seines Engagements. Ob nach dem großen Knall in Rain die gewünschte Ruhe in den kommenden Wochen einkehrt, das darf doch bezweifelt werden. Es gibt weiterhin vereinsinterne Diskussionen, wie es weitergehen soll. Weil der Klub künftig wohl nicht mehr auf hochklassigen Amateurfußball setzen will, wird bei jeder schwächeren Leistung sofort die Grundsatzfrage nach der Motivation an den Kader herangetragen werden. Unter diesen Umständen ist es für einen Trainernovizen wie ihn doch geradezu ein Himmelfahrtskommando, oder? "Natürlich bekomme ich den ein oder anderen Spruch gedrückt. Aber ich möchte noch einmal betonen: Die Jungs hier haben alle richtig Bock, das sauber zu Ende zu bringen. Die Mannschaft zieht voll mit."

Zum Einstand gab`s für Max Käser (re.) immerhin einen Punkt gegen Pipinsried.
Zum Einstand gab`s für Max Käser (re.) immerhin einen Punkt gegen Pipinsried. – Foto: Gerd Jung


Die Rainer haben sportlich nach wie vor alles selbst in der Hand, der Klassenerhalt ist definitiv möglich. Es wäre für Käser das "Traumszenario", würde unter diesen Umständen der Ligaverbleib auf sportlichem Wege gelingen. "Was dann passiert, das werden wir sehen und das haben auch wir nicht in der Hand. Aber was ich so mitbekommen habe, ist es noch offen, wo der Weg dann ab Sommer hinführen wird. Da ist sich der Verein selbst noch gar nicht so sicher."

Käser, der im Besitz der B+-Lizenz, besser bekannt als DFB-Elite-Jugend-Lizenz ist, sieht die schwierige Aufgabe auch als Chance: "Ich habe schon immer mit dem Gedanken gespielt, ins Trainergeschäft einzusteigen. Jetzt kann ich auf höchstem Amateurniveau Erfahrungen sammeln, von denen ich sicher profitieren werde." Neben seinem Masterstudium ist Käser derzeit als Werkstudent beim FC Bayern München tätig. Am Campus an der Ingolstädter Straße unweit der Arena arbeitet er im Nachwuchsbereich, steht auch öfters auf dem Trainingsplatz und ist vor allem für die Bereiche Spielanalyse und Gegnervorbereitung zuständig. Eine Ausbildung bei Deutschlands Nummer eins dürfte ihm sicher auch bei seiner schwierigen Mission in Rain zugute kommen...

Aufrufe: 028.2.2023, 10:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor