2024-05-02T16:12:49.858Z

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Oktay Kaya: Der Geschäftsstellenleiter von Türkgücü München will zahlreiche neue Mitglieder gewinnen.
Oktay Kaya: Der Geschäftsstellenleiter von Türkgücü München will zahlreiche neue Mitglieder gewinnen. – Foto: Roman Halva

„Pleiteklub“? Türkgücü legt Komplett-Trendwende hin: Das ist die neue Vereins-Strategie

„Kleinere Brötchen backen“

Das Image als unverantwortlicher Pleiteklub haftet an Türkgücü München. Dabei hat der Verein einen Komplett-Reset hinter sich. Das ist die neue Strategie.

München – „Pleiteklub“, „Retortenverein“, „ab in die Kreisliga!“ … Türkgücü München muss in den sozialen Medien immer wieder derbe Worte einstecken. Am Klub klebt seit der Kivran-Ära ein Image, das er so leicht nicht mehr loswird.

Dabei hat Türkgücü nach der Insolvenz der KGaA eine totale Kehrtwende hingelegt. Noch so ein Debakel will natürlich niemand im Verein erleben. Vom größenwahnsinnigen Mindset vergangener Tage (wir erinnern uns: „Nummer zwei in München“) ist an der Heinrich-Wieland-Straße nichts mehr übrig.

Weg vom Image der Vergangenheit: Türkgücü München „will kleinere Brötchen backen“

„Denn seit Sommer wurde bei Türkgücü München, mit dem gesamten Staff, den Spielern und Mitarbeitern ein komplett neuer und langfristiger Weg eingeschlagen“, sagt Geschäftsstellenleiter Oktay Kaya zu Fussball Vorort / FuPa-Oberbayern. Der Verein habe in den vergangenen Monaten viele neue Mitglieder gewonnen und „will nun kleinere Brötchen backen, dazu auch durch einen ganz klaren Ansatz von Nachhaltigkeit herausstechen.“

„Das Image muss weg von den Fehlern aus der Vergangenheit. Denn die Schädigung durch die Personen aus den letzten Jahren beschäftigt uns leider immer noch im Alltag.“

Oktay Kaya über die Entwicklung von Türkgücü München.

„Sowohl von der Vereinsstruktur als auch von diversen Fehlern und Altlasten aus der vergangenen Zeit möchten wir uns befreien und dementsprechend handeln“, verspricht Kaya und sagt: „Das Image muss weg von den Fehlern aus der Vergangenheit. Denn die Schädigung durch die Personen aus den letzten Jahren beschäftigt uns leider immer noch im Alltag.“

Türkgücü will wachsen: Kaya hofft auf 5.000 Mitglieder – damit wäre der Regionalliga-Etat schon gesichert

Der wichtigste Hebel für Türkgücü: Die Mitglieder. Türkgücü will wachsen und sich dadurch eine gesunde Basis schaffen. Aktuell hat der Verein zwischen 800 und 850 Mitglieder. Kaya hofft, diese Zahl bis zum Ende des Jahres auf 5.000 zu steigern.

Ein passives Mitglied zahlt bei Türkgücü München 60 Euro im Jahr. Erreicht Kaya sein Mitgliederziel, hat er jährlich schon fixe 300.000 Euro im Budget. „Das ist eine gute Summe in der Regionalliga“, sagt er, so könnte die Regionalliga sogar ohne Sponsoren finanziert werden.

Wie findet Türkgücü München so viele Sponsoren? Das Geheimnis: Alle Vorstandsmitglieder sind Geschäftsleute

Natürlich verzichtet Türkgücü aber nicht auf externe Geldgeber, der Verein ist für alles offen. 30 bis 40 Sponsoren unterstützen den Verein momentan. Und das, betont Kaya, ohne etwas mitbestimmen zu wollen.

Woher kommen die vielen Geldgeber? Die Vorstandsmitglieder von Türkgücü München seien allesamt Geschäftsmänner, erklärt Kaya, sie haben ein starkes und großes Netzwerk.

Jugend aufbauen, Mitglieder sammeln: Türkgücü München hofft auf die deutsch-türkische Community

„Bei all unseren Plänen spielt die Nachhaltigkeit die Hauptrolle“, sagt Kaya. Der Verein will in der Jugend etwas aufbauen. So hat er im Sommer erst vier neue Kleinfeldmannschaften gegründet. Präsident Taskin Akkay träumt von „breiten Jugendstrukturen“ und höherklassigem Fußball in U19 wie U17.

Eine große Jugend und über 4.000 neue Mitglieder … bei einer Sache bleibt sich Türkgücü dann doch treu: Die Ziele sind ambitioniert. Das weiß auch Kaya. Er baut auf die türkische Gemeinde. „Wir haben einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland, aber auch vor allem in der Türkei. Daher möchten wir vertieft auf die türkischstämmige Community setzen“, sagt er.

Identifikation klappte in der Vergangenheit nicht: „Zu viele Deutsche im Vordergrund“

Auf die deutsch-türkische Community haben aber schon die Verantwortlichen der Kivran-Ära gehofft – vergeblich. Das Olympiastadion war bei Türkgücü-Spielen in der 3. Liga meistens gespenstisch leer.

Warum sollte das jetzt anders werden? „Es standen zu viele Deutsche im Vordergrund“, erklärt Kaya und fragt, „woher soll denn da die Identifikation kommen?“ Falsches Marketing. Bei Türkgücüs Spendenaktion in Taufkirchen halfen zwischenzeitlich etwa 1.000 Menschen mit. Das zeige, wie eng die türkische Community zusammenstehe und wie groß sie sei, betont Kaya. Der Verein müsse die Menschen aber richtig abholen.

Türkgücü braucht Platz: Vereinsheim-Pläne kommen kaum voran

„Wir haben einen Neustart gemacht, sind aber immer noch am Anfang“, sagt Präsident Akkay. Nicht zuletzt habe der Verein nach wie vor große strukturelle Probleme. Sprich: Kein eigenes Sportgelände. „Da kämpfen wir jeden Tag darum“, betont Kaya. An der Heinrich-Wieland-Straße ist schon jetzt eigentlich nicht genug Platz. Es gibt wenige Sportstätten in München. Türkgücü will am liebsten selbst bauen, findet aber keinen Platz dafür.

Akkay ist in Gesprächen mit dem Referat für Bildung und Sport und treibt die Pläne, die im Winter kommuniziert wurden, voran. Ende Februar muss er aber berichten: „Es sind leider keine Wunderwerke passiert.“ (moe)

Aufrufe: 028.2.2023, 09:16 Uhr
Moritz BletzingerAutor