2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
Geht es nach dem BFV, werden in der anstehenden Relegation vermehrt Becher zum Einsatz kommen.
Geht es nach dem BFV, werden in der anstehenden Relegation vermehrt Becher zum Einsatz kommen. – Foto: Imago Images

Kommentar zum Flaschen-Verbot: Das ist Gängelei!

Ein Meinungsbeitrag zum Thema Relegation von FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger

Die schönste Zeit des Jahres im Amateurfußball steht kurz bevor: Relegation! Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden werden bald wieder zigtausende Zuschauer den Freizeitkickern zujubeln. Feiertage für Freunde des runden Leders - und höchst willkommene Zahltage für Vereine, die ein Relegationsspiel ausrichten dürfen! Für die Klubs ist die Bewirtung von oft über 1.000 durstigen Fans eine riesige Herausforderung. In Zeiten, in denen immer weniger Menschen fürs Ehrenamt zu begeistern sind, werden helfende Hände in diesen Tagen dringend gesucht. Und was macht der Bayerische Fußballverband? Wirft den Vereinen auch noch Knüppel zwischen die Beine. Der Ausschank ist zum Großteil nur noch in Bechern erlaubt, so will es der BFV. Was soll diese Gängelei? Ein Kommentar von FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger.

Als hätte der Amateurfußball nicht schon genügend Sorgen! Nachwuchsprobleme, Schiedsrichtermangel, Gewalt gegen Schiedsrichter, Vereinssterben... Es gibt an allen Ecken und Enden Handlungsbedarf. Aber was macht der Bayerischen Fußball-Verband (BFV)? Anstatt den Vereinen unterstützend unter die Arme zu greifen, werden diese gegängelt.

Denn nichts anderes als Gängelei ist es, den Ausrichtern von Relegationsspielen nun vorzuschreiben, dass diverse Getränke nur noch in Bechern ausgeschenkt werden dürfen. Für viele Klubs ist so ein Relegationsspiel ohnehin ein großer Kraftakt. Nicht selten über 1.000 Zuschauer wollen bewirtet werden. Da braucht es viele Ehrenamtliche, die immer weniger werden. Und jetzt stehen die Vereine vor einem Spagat, denn es werden noch mehr Helfer benötigt. Getränke einfach in Glasflaschen rausgeben - das ist passé.

Die Folgen? Müssen die Vereine abfangen. Beispiel eins: Vor dem Spiel bildet sich vor dem Verkaufsstand eine lange Schlange, alle sind durstig. So, jetzt muss aber beispielsweise das Bier erst in den Becher gefüllt werden. Und alle, die schon mal versucht haben, ruckzuck ein Bier in einen Becher zu kippen, wissen: so einfach ist das Ganze nicht! Es ist hektisch, das Personal am Stand wahrscheinlich in Sachen Ausschank nicht ganz so erfahren. Das Bier schäumt, es dauert. Der Unmut wächst - beim Personal und bei den wartenden Anhängern.

Beispiel zwei: Viele Vereine haben halt nur einen Kiosk. Bei Relegationsspielen laufen Jungs und Mädels mit Bollerwägen ums Feld und verkaufen Bier, Wurstsemmeln etc. Kronkorken ab, Bier an den Mann oder die Frau, weiter geht`s. Jetzt muss erst aufwändig das Bier in die Becher gefüllt werden. Jeder, der das in der Praxis schon mal erlebt hat, weiß: Das kann nicht funktionieren.

Ganz abgesehen von der einfachen und zugleich komplizierten Frage: Wo bekomme ich die Becher her? Kaufen, leihen? Und was mache ich danach mit mehreren hundert Bechern? Freilich, der Verband weist explizit auf die Möglichkeit hin, Einwegbecher zu verwenden. Frage aber dann an den BFV: Nachhaltigkeit und weltweites Müllproblem - noch nie gehört von den großen Themen unserer Zeit?

Das Argument, Glasflaschen stellen ein Sicherheitsrisiko dar, zieht nur bedingt. "Eine wichtige Präventionsmaßnahme" will der BFV in der Verordnung erkennen. In den letzten Jahren ist jedenfalls nichts bekannt, dass Flaschen flächendeckend etwa als Wurfgeschosse benutzt worden wären. Natürlich gibt es immer mal wieder Einzelfälle, aber deswegen gleich ein allgemeines Verbot? Eine Verhältnismäßigkeit ist hier nicht erkennbar. Dann müsste der BFV aber auch so konsequent sein und Regenschirme etc. bei Eingangskontrollen rausfischen. Der Sicherheitsgedanke in allen Ehren, aber wollen wir das ernsthaft?

Und so werden sich Vereine die Frage stellen: Schön und gut, ein Relegationsspiel auszurichten, aber der Aufwand steigt weiter, wir brauchen noch mehr Personal, tun wir uns das an? Ein falsches Signal seitens des Verbands an den Amateurfußball in Zeiten, in denen es Vereine eh schon schwer genug haben. Ehrenamt fördern? Hier werden Freiwillige eher vergrault. Der BFV hat scheinbar den Schuss immer noch nicht gehört. Was soll diese Gängelei?

Aufrufe: 05.5.2023, 12:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor