2024-05-14T11:23:26.213Z

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Auf Druck der FIFA streifte sich Manuel Neuer doch nicht wie geplant die "One Love"-Binde um. Die Empörung in Deutschland war riesig.
Auf Druck der FIFA streifte sich Manuel Neuer doch nicht wie geplant die "One Love"-Binde um. Die Empörung in Deutschland war riesig. – Foto: Imago Images

Kommentar: DFB gibt in Katar abseits des Platzes ein schwaches Bild ab

Ein Meinungsbeitrag von FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger

Die Nationalmannschaft spielt bislang eine durchwachsene Weltmeisterschaft in Katar. Das hat auch damit zu tun, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) abseits des Platzes alles andere als eine glückliche Figur abgibt. Ein Kommentar von FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger.

Da wäre zunächst die skurrile Debatte um die "One Love"-Kapitänsbinde, bei der Maß und Ziel komplett verloren gegangen waren. Dass sich der DFB für Vielfalt und Toleranz stark macht - richtig und wichtig! Aber der deutsche Fußball als Speerspitze der LGBTQ-Bewegung in der arabischen Welt? Eine doch etwas schräge Symbiose. Bei anderen Nationen war es maximal ein Randthema, in Deutschland wurde es hochstilisiert, als hinge das Wohl und Wehe der Welt von einem Stückchen Stoff ab. Ungefragt kamen schlaue Ratschläge aus allen Ecken der Gesellschaft, wie die Nationalspieler denn bitteschön in Katar aufzutreten haben.

Der DFB hätte sich geschickter verhalten müssen, als feststand, dass es in dieser Sache keine Gewinner geben würde. Franzosen und Engländer etwa haben das eher erkannt und die drohende Affäre, die dann nur in Deutschland eine war, im Keim erstickt. Stattdessen ließ sich der DFB von einer überschaubar großen Interessengruppe eine Moraldebatte aufzwingen, die in Anbetracht der realen Lebensverhältnisse in Deutschland völlig aus dem Ruder lief und niemals zu gewinnen war. Es ging längst nicht mehr um den Sport. Auf Biegen und Brechen wurden von der deutschen Öffentlichkeit Zeichen erwartet. Natürlich nun interessiert verfolgt von den Augen der Welt. Die großen Themen unserer Zeit sollten es sein. Vielleicht ein bisschen viel verlangt von jungen Burschen wie etwa dem 19-jährigen Jamal Musiala.

Mund zu: Nach der Affäre um das Tragen der "One Love"-Binde entschied sich die deutsche Nationalelf für diese Geste vorm Auftaktspiel gegen Japan.
Mund zu: Nach der Affäre um das Tragen der "One Love"-Binde entschied sich die deutsche Nationalelf für diese Geste vorm Auftaktspiel gegen Japan. – Foto: Imago Images


Und dann wäre da noch die seltsame Pressekonferenz vor dem Spanien-Spiel, als Bundestrainer Hansi Flick den Alleinunterhalter gab. Seltsam deshalb, weil es Usus ist, dass vor jedem Spiel von jeder Nation mindestens zwei Abgesandte den Medien zur Verfügung stehen. Daran halten sich auch alle, nur die Deutschen pfeifen darauf. Kommt natürlich gut an beim Rest der Welt.

Woher nimmt der DFB das Recht für diesen Alleingang? Der Arroganzanfall verärgert nicht nur Journalisten. So holt man verlorenen Kredit in Fußball-Deutschland nicht zurück. Der DFB wäre gut beraten, sämtliche Störgeräusche, aus welchen Richtungen sie auch kommen mögen, auszublenden und sich seiner Hauptaufgabe zu widmen: Den Fußball in Deutschland wieder in ein positives Licht zu rücken und voranzubringen, auch hinsichtlich der EM 2024 im eigenen Land. Diese Europameisterschaft ist nach der vermaledeiten WM in Katar eine Riesenchance, wieder Euphorie zu entfachen. Kinder sollten wieder mit einem Leuchten in den Augen über Fußball sprechen. Davon profitiert der Profifußball, aber sicher noch mehr der Amateurbereich!

Aufrufe: 030.11.2022, 06:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor