2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Die Gesichter zum Eggenfeldener Frühjahr (v.l.): Klaus Malec, Simon Eichinger, Alex Gordok und Jakob Reichholf. – Foto: Thomas Martner
Die Gesichter zum Eggenfeldener Frühjahr (v.l.): Klaus Malec, Simon Eichinger, Alex Gordok und Jakob Reichholf. – Foto: Thomas Martner

K-Fall beim »V«? Gerüchte, Realismus - und kein Bock auf Rechenspiele

Landesligist Eggenfelden hat "Negativlauf wie seit Jahren nicht mehr", bleibt aber dennoch in Person von Fußballchef Joe Stinglhammer cool +++ Gerüchte um Thallinger-Rückkehr +++

Der SSV Eggenfelden ist für Johannes Stinglhammer nicht nur irgendeine Station, sondern eine Herzensangelegenheit. Leidenschaft und damit verbundene Emotionen kann der Fußballchef der Rottaler deshalb nicht außen vor lassen – und darf er auch nicht, sind sie doch eine wichtige Triebfeder im 24/7-Ehrenamt Sportlicher Leiter. Es spricht für den 38-Jährigen, dass er nichtsdestotrotz in Extremphasen realistisch bleibt. So geschehen zu Beginn der laufenden Landesliga-Spielzeit, als der "V" zum Spitzenfeld der Liga gehörte und einige ("nur Außenstehende!") bereits von der Bayernliga gesprochen haben.

„Joe“ Stinglhammer kann aber auch im Frühjahr 2023 die Situation, die er nach der 1:4-Heimschlappe gegen Ampfing am vergangenen Samstag als "sehr schwierig. So einen Negativlauf hatten wir seit Jahren nicht mehr" beschrieb, mit nüchternen Funktionärs-Blick einordnen, obwohl sie ihn spürbar mitnimmt. Acht Punkte hat der SSV in den sieben Spielen nach der Winterpause geholt, ist auf einen Relegationsrang zurückgefallen und nimmt den vorletzten Platz im FuPa-Power-Ranking, dem Formbarometer der Landesliga Südost, ein.

"Wir haben ein Formtief", fasst der „V“-Manager diese Zahlen kurz und prägnant zusammen. Und "wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße" wusste nicht nur Oliver Kahn schon in Spieler-Zeiten und jetzt auf der FCB-Kommandobrücke, sondern das ist auch rund um das Stadion an der Birkenallee bestens bekannt. Es ist ein Teufelskreis, in dem Ungur & Co. derzeit gefangen sind. "Wir machen viele Fehler im Spielaufbau, die dann auch sofort bestraft werden. So bekommen wir einfachste Gegentore. Das führt natürlich dazu, dass die junge Mannschaft viel nachdenkt und das Selbstvertrauen verliert. In der Folge werden noch mehr Fehler gemacht."

Wie so oft, ist der tatsächliche Grund für diese Automatismen im negativen Sinne nicht konkret auszumachen, obwohl sich die Verantwortlichen darüber den Kopf zerbrechen. Für Johannes Stinglhammer ist die Ursache schon gar nicht der Trainer, der in derartigen Schwächephasen oft den Kopf hinhalten muss. Der überraschende Wechsel von Johannes Viehback zu Tobias Huber im Sommer sei auch im Rückblick, das betont der SSV-Verantwortliche, richtig gewesen. "Und auch jetzt passt Tobias Huber noch wie die Faust aufs Auge zu uns. Nicht umsonst haben wir kürzlich die Zusammenarbeit verlängert."

Ein Name, der zuletzt in der Gerüchteküche brodelte, ist der von Marcel Thallinger. Der 37-Jährige führte Eggenfelden von der Kreis- in die Landesliga, ehe er zu Regionalligist Buchbach wechselte. Dort zog er aber Anfang des Jahres einen Schlussstrich. "Ja, er war am Samstag mit uns auch auf der Dult", sagt Stinglhammer dazu. "Das liegt aber daran, dass Marcel einer meiner besten Freunde ist und er den SSV Eggenfelden generell nie aus den Augen verloren hat. Mehr aber auch schon nicht."



Dem SSV Eggenfelden klebt das Pech an den Stollen, verbunden mit den üblichen - meist öffentlichen - Diskussionen bei Misserfolg. Kurzschlussreaktionen schließt Stinglhammer aber aufgrund der Ergebniskrise kategorisch aus. "Keine Sorge, wir verlieren den Kopf schon nicht", unterstreicht er. "Wir brauchen einfach wieder einmal ein Erfolgserlebnis – und sei es nur eine 1:0-Führung. Dann, davon bin ich überzeugt, kann das Pendel schnell wieder in die andere Richtung ausschlagen."

Den richtigen Weg kann die Huber-Truppe dabei vermehrt bei Heimspielen auf dem vertrauten Geläuf suchen – und bestenfalls schnellstmöglich finden. Dass Eggenfelden im Frühjahr nur noch wenige Auswärtspartien bestreiten muss, ist dem geschuldet, dass der „V“ über kein Flutlicht auf dem Hauptplatz verfügt. "Deshalb müssen wir im Herbst oft in der Fremde ran. Nach der Zeitumstellung dann im Gegenzug häufiger bei uns."

"Der Klassenerhalt war vor der Saison das Ziel - und ist es auch jetzt noch", macht Stinglhammer (rechts) deutlich.
"Der Klassenerhalt war vor der Saison das Ziel - und ist es auch jetzt noch", macht Stinglhammer (rechts) deutlich. – Foto: Thomas Martner


Apropos Schicksal: Stand jetzt hat der SSV Eggenfelden im Abstiegskampf zumindest das tabellarische Glück auf seiner Seite. Weil die Mannen um Kapitän Thomas Wohlmannstetter zu den zwei besten Rang-14. aller bayerischen Landesligen zählen, würde das am Ende der Saison den direkten Klassenerhalt bedeutet. "Auf solche Rechenspiele lassen wir uns aber gar nicht ein", macht Stinglhammer deutlich. "Zumal es sowieso noch zu früh ist dafür."

Auf solche Strohhalme will der SSV-Verantwortliche generell verzichten. Weil noch fünf Spiele zu bestreiten sind, von denen "wir jedes gewinnen können". Weil sein Team ohnehin "eigentlich gut spielt, nur die Ergebnisse fehlen. Aber die kommen auch wieder." Und weil Johannes Stinglhammer einfach zu sehr Realist ist, der sich nur mit der Gegenwart beschäftigt - dem aber in diesen Tagen auch das rot-schwarze Herz weh tut...

Aufrufe: 025.4.2023, 12:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor