2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Damit es in Geesdorf auch weiterhin Heimspiele geben wird, verabschieden sich die Unterfranken aus freien Stücken vom gehobenen Amateurbereich.
Damit es in Geesdorf auch weiterhin Heimspiele geben wird, verabschieden sich die Unterfranken aus freien Stücken vom gehobenen Amateurbereich. – Foto: Hans Will

Geesdorf sagt der Bayernliga ade - und verzichtet auch auf Landesliga

Unterfränkisches Schlusslicht glaubt nicht mehr an den Klassenerhalt, und wird "auf Rücksicht auf den Verein" auch nicht in der Landesliga antreten.

Die Verantwortlichen des 1. FC Geesdorf haben in der Karwoche eine Entscheidung getroffen, die allen wehtut. Die aber, um den Verein generell am Leben zu erhalten, unabdingbar ist - und deshalb ob ihrer Weitsichtigkeit Respekt verdient. "Die Erklärung war am Sonntag fertig und bis Dienstag habe ich gezaudert, sie auch zu verschicken", gewährt Abteilungsleiter Simon Weiglein einen Einblick in seine Gefühlswelt rund um diesen Vorgang, der in seiner Eindeutigkeit überrascht.

Dass Geesdorf den letzten Platz in der Bayernliga Nord noch verlässt, ist aus objektiver Sicht so gut wie unmöglich. Zehn Punkte beträgt der Rückstand auf die Relegationsplätze - und Feidel & Co. haben in dieser Spielzeit erst zwölf Zähler geholt. "Wir glauben nicht mehr an den Klassenerhalt", gibt Weiglein zu. "Auch, weil die Spielverläufe so sind, dass wir es trotz guter Leistungen nicht gebacken bekommen, zumindest einen Punkt zu holen." Man ist also realistisch im Ortsteil der Gemeinde Wiesentheid. Die Bayernliga wird wohl ein einmaliges Highlight in der Vereinsgeschichte bleiben.

Und auch in der Landesliga wird der 1. FC Geesdorf 2023/24 nicht an den Start gehen. "Wir sind einfach personell an ein Ende gekommen", begründet der Abteilungsleiter diesen Schritt, der in der untenstehenden Medieninformation detaillierter erklärt wird. Der 30-Jährige selber ist der letzte Einheimische im Kader des Noch-Bayernligisten. Und auch er denkt aufgrund langanhaltender Hüftprobleme schon länger an ein Karriereende. "Ich möchte mich nicht gezwungen fühlen, weiterzumachen, nur damit es in Geesdorf höherklassig weitergeht. Ganz ehrlich: Ich habe auch Angst vor körperlichen Folgen."

Auch wenn noch sieben Spieltage und zahlreiche Nachholpartien zu absolvieren sind, findet Simon Weiglein nicht, dass der Zeitpunkt der Verkündung all dieser einschneidenden Entscheidungen zu früh ist. "Wir wollen nicht über einen längeren Zeitraum irgendwelche Halbwahrheiten verbreiten. Deshalb haben wir diese klare Kommunikation gewählt. Somit können auch alle Beteiligten frühzeitig planen."

In welcher Liga die Unterfranken künftig an den Start gehen werden, steht noch nicht fest. "Der Ablauf ist: Wenn wir keine Zulassung für die Landesliga beantragen, sind wir automatisch Bezirksligist. Verzichten wir dort auf das Startrecht, können wir wählen, ob wir in die Kreisliga, Kreisklasse oder A-Klasse gehen." In den nächsten Wochen werde man in Anbetracht der übriggebliebenen Spieler - auch die der Reserve - entscheiden, wie es in der nächsten Spielzeit weitergehen wird. Dass man in Geesdorf dabei eine realistische Herangehensweise wählt, dürfte nun klar sein.

Und Simon Weiglein ist es ein großen Anliegen, noch einmal auf das Fünftliga-Abenteuer seines Vereins einzugehen: "Es war kein Fehler, in die Bayernliga hochzugehen. Denn auch in der Landesliga wäre es so gekommen, wie es nun gekommen ist. Es war und ist nach wie vor ein riesen Erlebnis, in der Bayernliga dabei zu sein. Wir sind stolz darauf. Und genau aus diesem Grund werden wir auch in den restlichen Spielen nicht die weiße Fahne hissen. Ich denke, das haben wir auch in den vergangenen Spielen bereits bewiesen."

Gegen Jahn II, Neumarkt und den WFV: Lediglich drei Spiele konnten die Unterfranken im bisherigen Saisonverlauf gewinnen.
Gegen Jahn II, Neumarkt und den WFV: Lediglich drei Spiele konnten die Unterfranken im bisherigen Saisonverlauf gewinnen. – Foto: Sportfoto Zink / Melanie Zink

Die Presseerklärung im Wortlaut:

"Nachdem uns in den letzten Wochen mehrere Spieler den Wunsch mitgeteilt haben, den
Verein im Sommer zu verlassen oder kürzer zu treten, haben wir uns dazu entschieden, keine Zulassungsunterlagen zur Landesliga einzureichen.

Wir nehmen hiermit vor allem auch Rücksicht auf den Verein, die Erfolgsgeschichte der
letzten Jahre, nicht mit einem möglichen Rückzug während einer Saison zu beenden. Die
Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen, ist aber vor allem dem geschuldet, dass wir zur neuen Saison keine einheimischen Spieler mehr im Kader der ersten Mannschaft gestellt hätten, was den handelten Personen im Verein immer wichtig war.

Natürlich stellten wir uns die Frage, ob es möglich sei, im 3. Jahr in Folge einen Umbruch mit mindestens 10 Neuzugängen gestalten zu können. Gemeinsam mit unserem Trainer kamen wir zu dem Entschluss, dass dies insbesondere auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht möglich sei.

Die letzten beiden Jahre ist es uns gelungen ohne wirtschaftliches Risiko, stets eine neue
Mannschaft zusammenstellen zu können. Dies wird für unseren kleinen Verein allerdings von Jahr zu Jahr immer schwieriger. Ein wirtschaftliches Risiko, diesen höherklassigen Fussball weiterhin auch ohne einheimische Spieler anbieten zu können, möchte der Verein
vernünftigerweise nicht eingehen. Erst als wir diesen Entschluss gefasst hatten, haben wir
Jannik in beiderseitigem Einverständnis für die neue Saison freigegeben.

Unser Trainer Jannik Feidel hat inzwischen mit dem Trainerposten der U19-Mannschaft der Würzburger Kickers eine neue Aufgabe für die neue Saison gefunden. Diese Entscheidung wurde nach dem Spiel am Samstag auch der Mannschaft mitgeteilt.

Jannik hat sich nach seiner Amtsübernahme im Sommer 2019 unglaublich um die Mannschaft und den Verein verdient gemacht. Er schaffte es mit einer neu zusammengestellten jungen Mannschaft im ersten Jahr den Klassenerhalt in der Landesliga Nordwest zu erreichen. Er entwickelte das Team in den darauffolgenden Spielzeiten vor allem fußballerisch weiter, welches mit der Meisterschaft in der Landesliga Nordwest in der Saison 2021/2022 gekrönt wurde, was gleichzeitig den Aufstieg in die Bayernliga bedeutete. Auch dieses Projekt wurde sehr akribisch angegangen, wurde jedoch nicht von Erfolg gekrönt.

Er beteuert jedoch das Ihm der Schritt dennoch nicht leicht gefallen ist, da der 1. FC Geesdorf Ihm sehr ans Herz gewachsen sei.

Wir danken Jannik für seine sehr gute Arbeit, die weit über das normale Maß hinausging, und wünschen Ihm für seine weiteren Trainerstationen alles Gute und viel Glück.

Wir führen aktuell Gespräche und Überlegungen wie es in der nächsten Saison weiter gehen soll und werden Sie zeitnah in Kenntnis setzen.

Mit freundlichen Grüßen
Simon Weiglein, Abteilungsleiter
Harald Kober, 1. Vorstand"

Aufrufe: 011.4.2023, 13:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor