2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
"Ich empfinde es als vollkommen in Ordnung, eher im Hintergrund zu agieren - und fühle mich damit auch sehr wohl", sagt Florian Grau über seine Rolle als Co-Trainer.
"Ich empfinde es als vollkommen in Ordnung, eher im Hintergrund zu agieren - und fühle mich damit auch sehr wohl", sagt Florian Grau über seine Rolle als Co-Trainer. – Foto: Johannes Traub

"Feierabend-Co-Trainer" Flo Grau: »Hermann Gerland ist mein Vorbild«

Die neue FuPa-Serie über die Co-Trainer der Regionalliga Bayern +++ Teil 3: Florian Grau, VfB Eichstätt

In Eichstätt kennt er jeden Grashalm. Mit dem VfB hat er in der Saison 2016/17 den Aufstieg in die Regionalliga Bayern geschafft. Und nach einem kurzen Abstecher nach Hilpoltstein, wo er seine ersten Erfahrungen als Spielertrainer sammeln durfte, ist er wieder dorthin zurückgekehrt, wo sein grün-weißes Herz schlägt: in die Altmühlstadt, an die Seite von Chef-Coach Markus Mattes.

Die Rede ist von Florian Grau, der von seinem "Vorgesetzten" als wichtiges Bindeglied zwischen ihm und der Mannschaft bezeichnet wird. "Vor allem, wenn die Jungs mit einer Entscheidung mal nicht ganz so zufrieden sind - dann ist der Flo da, um mögliche Konflikte im Voraus zu lösen und vorab die Dinge zu steuern", sagt Mattes über seinen Assistenten.

Bevor der heute 35-Jährige als Spieler in der Saison 2012/13 zum VfB Eichstätt kam, schnürte er die Fußballstiefel für die SpVgg Ansbach, den SC Schwabach und den SV Seligenporten. Der Rechtsfuß steht seit nunmehr zehn Jahren bei den Altmühltalern unter Vertrag, davon zwei als Co. "Er hat bereits eigenverantwortlich als Übungsleiter gearbeitet und wird das mit Sicherheit auch künftig wieder tun", blickt Markus Mattes voraus. "Ich denke, dass er als Trainer einen guten Weg vor sich hat."

Wir haben uns mit dem einstigen Angreifer über seine Tätigkeit als zweiter Mann an der Seitenlinie unterhalten und Florian Grau unter anderem gefragt, wie groß seine Einflussmöglichkeiten während eines Spiels sind und warum "der Tiger" sein Vorbild ist.

Florian: Was unterscheidet den Co-Trainer in eurem Verein vom Cheftrainer, außer dass Letztgenannter die spielerische Grundausrichtung vorgibt?

Der Cheftrainer trägt die komplette Verantwortung und Entscheidungsgewalt im sportlichen Bereich. Er ist der alleinige Ansprechpartner für alle Stakeholder – ob Trainerteam, Spieler, Betreuerteam, Sportliche Leitung bis hin zur Presse. Der Co-Trainer übernimmt ein bestimmtes Aufgabenpaket, um dem Cheftrainer zuzuarbeiten und in verschiedenen Teilen zu unterstützen. Darüber hinaus dient er als Sparrings- und Diskussionspartner bei gewissen Entscheidungen.

Welche Aufgaben als Co-Trainer übernimmst Du innerhalb des Trainerteams konkret?

Grundsätzlich übernehme ich die Spielnachbereitung, sprich: die Videoanalyse der Spiele, die ich in Absprache mit dem Cheftrainer der Mannschaft präsentiere. Auf dem Platz kümmere ich mich vorrangig um den Warmup-Part. Dieser erstreckt sich meistens von Passübungen bis hin zu Dehn- und Stabilisationsübungen - und in manchen Einheiten auch zu Sprintübungen. Wobei wir uns hier auch in Absprache abwechseln. Es kommt auch vor, dass der Chefcoach den ersten Part der Einheit übernimmt und ich inhaltliche Dinge bei Spielformen und Torabschlüssen mit den Jungs erarbeiten darf.

Siehst Du Deine Aufgabe als Co-Trainer nur als Zwischenstation hin zum Cheftrainer-Posten?

Nein, weil ich das Ganze nur als Hobby mache und mein Fokus auf meinem eigentlichen Beruf als Management-Mitglied eines Ingolstädter Start-Ups im Bereich Recruiting-Process-Outsourcing liegt. Ich bin quasi ein Feierabend-Co-Trainer, wenn man so will. Ich bin sehr happy damit, dass ich sowohl Arbeit als auch Co-Trainertätigkeit in der Regionalliga unter einen Hut bringe.

Bitte nicht falsch verstehen, aber: Bist Du Co-Trainer, weil Du es bislang nicht zum "Chef" geschafft hast - oder bist du's ganz bewusst geworden?

Um Co-Trainer in der Regionalliga zu werden, ist es definitiv nicht ungeschickt, vorher schon mal als Chef gearbeitet zu haben. Dies habe ich in der Bezirksliga getan - und somit die Grundlage dafür gelegt, einen Co-Trainer-Posten in der höchsten bayerischen Amateurliga übernehmen zu können.

"Er ist für mich ein wichtiges Bindeglied zwischen mir und der Mannschaft", sagt Eichstätts Chefcoach Markus Mattes (rechts) über seinen Co-Trainer.
"Er ist für mich ein wichtiges Bindeglied zwischen mir und der Mannschaft", sagt Eichstätts Chefcoach Markus Mattes (rechts) über seinen Co-Trainer. – Foto: Johannes Traub

Wie groß sind Deine Einflussmöglichkeiten während eines Spieles? Oder liegt Dein Schwerpunkt ohnehin eher auf der täglichen Arbeit zwischen den Partien?

Während des Spiels gibt es eine ganz klare Aufgabenverteilung und ich fokussiere mich dabei auf das Spielsystem des Gegners und kurzfristige taktische Änderungen, auf die wir dann in gegenseitiger Absprache reagieren. Darüber hinaus dokumentiere ich schon während des Spiels wichtige Szenen, die ich definitiv im Analyse-Video sehe. Außerdem ist es an mir, die nötige Aufgabenverteilung bei Auswechslungen gegenüber unseren Einwechselspielern nachzusteuern, sodass alle starren Aufgaben während des Spiels auch bei Auswechslungen verteilt sind.

Wie empfindest Du die Wahrnehmung der Co-Trainer in der Öffentlichkeit? Als stets im Schatten des Cheftrainers? Wird die Arbeit der Co-Trainer öffentlich so honoriert, wie sie's verdient hätten?

Ich empfinde es als vollkommen in Ordnung, eher im Hintergrund zu agieren - und fühle mich damit auch sehr wohl. Meine Arbeit soll lieber von meinem Chef- und Torwarttrainer-Kollegen, der sportlichen Leitung und von meinen Spielern honoriert werden. Das ist das, was am Ende zählt - und was mir hier wichtig ist.

Was würdest Du sagen: Bist Du bei Deinem aktuellen Verein aufgrund Deines Cheftrainers gelandet bzw. derzeit aktiv? Oder wärst du auch unabhängig von ihm dort?

Was wäre wenn, kann ich nicht beantworten. Fakt ist, dass mich der aktuelle Cheftrainer der sportlichen Leitung weiterempfohlen hat. Er war lange mein Coach, als ich noch gespielt habe - und wir hatten super erfolgreiche Jahre miteinander. Im Laufe der Zeit ist dadurch ein sehr vertrauensvolles Verhältnis entstanden. Durch meine ersten Erfahrungen als Cheftrainer in der Bezirksliga und aufgrund dessen, dass ich den Verein in und auswendig kenne, hat er mich als seinen Co-Trainer in Betracht gezogen.

Welches (Co-)Trainer-Vorbild hast Du?

Hermann Gerland oder Peter Herrmann – das sind absolute Co-Trainer-Legenden, die stets eine Top-Arbeit im Hintergrund geleistet haben. Jeder, der über sie spricht, schwärmt von ihnen hinsichtlich ihrer Loyalität dem Verein und dem Chef gegenüber. Obendrein sind sie auch noch echte Typen.

Wie schaut Dein weiterer Weg aus binnen der nächsten fünf Jahre?

Beruflich bedingt schaue ich nur in eine kurzfristige Zukunft - und kann daher nicht so lange vorausplanen. Der Weg in den kommenden fünf Monaten sieht so aus, dass ich alles dafür geben werde, um mit dem aktuellen Trainerteam unser großes Ziel, den Klassenerhalt, zu erreichen.

Vielen Dank für die Beantwortung und weiterhin alles Gute!

Aufrufe: 021.1.2023, 06:00 Uhr
Stephan HörhammerAutor