2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
Die Relegation - ein großes Fußballfest, zu dem u.a. der FC Ehekirchen einen Teil beisteuerte. Doch es gibt auch einen Negativ-Aspekt: Nämlich die Relegation auf Verbandsebene mit Hin- und Rückspiel.
Die Relegation - ein großes Fußballfest, zu dem u.a. der FC Ehekirchen einen Teil beisteuerte. Doch es gibt auch einen Negativ-Aspekt: Nämlich die Relegation auf Verbandsebene mit Hin- und Rückspiel. – Foto: Daniel Worsch

Relegation auf Verbandsebene: Weg mit Hin- und Rückspielen!

Ein Kommentar von FuPa-Redakteur Helmut Weigerstorfer

Die zurückliegenden beiden Relegations-Wochen waren - das steht ohne Wenn und Aber fest - eine tolle Werbung für den Amateurfußball. Es waren durchwegs elektrisierende Spiele. Die Stimmung auf und neben den Plätzen war erstklassig und - noch wichtiger - von Fairness geprägt. Zudem verdienten sich die Ausrichter der Entscheidungsspiele Bestnoten. Es wurde aber wieder einmal deutlich, das bestätigen auch die Vereine selbst, dass das Rele-System mit Hin- und Rückspielen auf Verbandsebene weg muss!

Freilich, rein finanziell profitieren die Teilnehmer der Relegation zur Landesliga, Bayernliga und Regionalliga von den doppelten Highlight-Begegnungen. "Zusätzliche Einnahmen sind immer gut", weiß nicht nur Adem Gürbüz, Sportlicher Leiter von Türkspor Augsburg. Die Schwaben schafften nach vier Spielen in der Saisonverlängerung doch noch den Fünftliga-Erhalt. In Zeiten von steigenden Energiekosten und generell Preisexplosionen auf allen Ebenen nimmt jeder Verein den ein oder anderen zusätzlichen Euro gerne mit - natürlich!

Ein weiteres Argument für den Erhalt von Hin- und Rückspiel: Mit der Zwei-Partien-Variante spielt am Ende das Glück die kleinere und die Qualität die größere Rolle. Also eigentlich so, wie es sein sollte. Für die höherklassigeren und somit logischerweise besser bestückten Teams ist das natürlich ein Vorteil. "Für die unterklassigere Mannschaft ist es negativ", stellt Trainer Mario Albert fest. Sein Team, Landesliga-Vize SV Ettmannsdorf-Schwandorf, eliminierte zunächst Bayernligisten SpVgg SV Weiden. Dann allerdings war Süd-Fünftligist VfR Garching eine Nummer zu groß – deutlich zu groß.

Zugegeben, die Finanzen und auch die sportliche Fairness sind gewichtige Faktoren, warum die Relegation auf Verbandsebene so bleiben muss, wie sie sich derzeit darstellt. Es gibt allerdings ein Argument, das alle bisherigen deutlich in den Schatten stellt – und contra Hin- und Rückspiel ist. Nämlich die hohe Belastung nach einer langen, langen Saison, die in Zeiten von vermehrt auftretenden Wetterkapriolen von immer mehr Englischen Wochen geprägt ist. Angesichts der pickepackevollen Spielpläne und der entscheidenden Saisonverlängerung mit vier Partien innerhalb von rund zwei Wochen ist nicht nur Adem Gürbüz der Meinung, dass "das einfach zu viel ist."

"Für Amateurfußballer ist das extrem belastend", bestätigt Mario Albert. Viele seiner Jungs schleppten sich regelrecht durch die Partien gegen Weiden und Garching. Eigentlich hätten sie pausieren oder Verletzungen ausreichend auskurieren müssen. Aber welcher Spieler will schon beim Highlight nicht dabei sein? Keiner! Die Folgen werden die Vereine, und allen voran die betroffenen Akteure, erst in einigen Wochen und Monaten zu spüren bekommen. Nämlich, wenn der Körper komplett streikt. Und dann wird aus der schönsten Nebensache eine belastende Hauptsache!

"Unsere Variante der Relegation mit zwei Spielen pro Runde ist nicht sinnvoll", ist auch Otto Reinhard im Gespräch mit FuPa überzeugt. Der Vereinsboss des FC Dingolfing sorgt sich um seine Spieler, für die die zweite Sommerpause in Folge nur aus ein paar Tagen besteht. Und wieder einmal müssen die BMW-Städter somit nicht nur auf ausreichend Erholung verzichten, sondern auch eine Enttäuschung innerhalb kürzester Zeit verarbeiten. Heuer scheiterte der FCD an Forstinning, ein Jahr zuvor an Dachau.

Fünf Spiele innerhalb von 13 Tagen, nach der Niederlage gegen Memmingen die große Ernüchterung und als Haching den Aufstieg in die 3. Liga packte, die große Freude. Kein Verein blickt auf eine derart mentale und körperlich anstrengende Relegation zurück wie die SpVgg Ansbach. Und das nach 2021/22 zum wiederholten Male. Logisch, dass Teammanager Stefan Dehm deshalb auf eine Ausdünnung des Rele-Spielplanes pocht. "Ich kann mir vorstellen, dass Hin- und Rückspiel bleiben. Aber nur eine Runde. Wenn dann die Ligastärke ein Team mehr oder weniger beträgt, ist das eben so", schlägt der 45-Jährige vor, der sich aber auch die Variante, die bis zur Bezirksliga Usus ist, vorstellen kann: Also ein Spiel auf neutralem Platz pro Runde.

Solche Final-Spiele sind das Salz in der Suppe – sportliche Fairness hin oder her. Alles würde sich auf 90 Minuten plus vielleicht Verlängerung und Elfmeterschießen konzentrieren. Derartige Höhepunkte des Amateurfußballs würden noch einmal mehr Fans mobilisieren. Prächtige Kulissen wären noch mehr an der Tagesordnung. Und nicht nur 124 Zahlende wie bei Türkspor Augsburg gegen Traunstein oder 250 Zuschauer bei Garching vs. Großschwarzenlohe. Weil somit auch das Finanz-Argument bröckelt, steht fest: Weg mit den Hin- und Rückspielen in der Relegation auf Verbandsebene!

Aufrufe: 013.6.2023, 08:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor