2024-04-30T13:48:59.170Z

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„Mein Spielerpass lag damals mehr beim Verband als beim Verein“, sagt Josef „Beps“ Michl.
„Mein Spielerpass lag damals mehr beim Verband als beim Verein“, sagt Josef „Beps“ Michl. – Foto: dm

Das Papierdokument geht in Rente: Erinnerungen an über 70 Jahre Spielerpass

Ausweis nur noch online

Am 1. Juli ging eine Ära zu Ende: Nach über 70 Jahren schickte der Bayerische Fußballverband (BFV) den Spielerpass in Rente.

Fürstenfeldbruck – Künftig werden keine gedruckten Pässe mehr an die Vereine versandt. Die Vorlage des Spielerpasses in Papierform galt über sieben Jahrzehnte schlechthin als der Nachweis der Spielberechtigung – und stand im Mittelpunkt zahlreicher Ankedoten, die noch heute gerne erzählt werden.

Als Josef „Beps“ Michl mit 39 Jahren zu den Alten Herren des TSV Alling wechselte, war er zuvor 32 Jahre beim FC Emmering. „An meine aktive Zeit als Spieler erinnere ich mich noch sehr gut“, sagt der heute 73-jährige, der einst der erste Bayernliga-Referee war, den der Landkreis gestellt hat. Doch auf dem Spielfeld war Michl alles andere als ein Vorbild, denn, so erinnert sich „Beps“ heute schon mehr amüsiert zurück: „Mein Spielerpass lag damals mehr beim Verband, als beim Verein.“ Die Erklärung dazu ist einfach: Jedes Mal, wenn Beps vom Platz flog, nahm der Schiri seinen Pass mit. Und erst, wenn der Spieler seine Strafe abgesessen hatte, schickte der Verband den Pass zurück. „So war das jahrzehntelang.“

Fußball-Chef: Aufkirchens Stephan Böck leitet die Vereinsgeschicke.
Fußball-Chef: Aufkirchens Stephan Böck leitet die Vereinsgeschicke. – Foto: dm

Auch Stephan Böck, Fußballchef beim FSV Aufkirchen, erinnert sich zurück. „Ich habe meinen Spielerpass immer mitnehmen müssen, da ich damals noch mit Sondergenehmigung neben der A-Jugend auch noch in der ersten Mannschaft gespielt habe“, erzählt Böck. „Gottseidank habe ich den nie vergessen, sonst hätte ich natürlich nicht spielen dürfen.“ Früher sei der Schiri immer in die Kabine gekommen, habe die Pässe in der Hand gehabt, jeden Spieler vorgelesen und Gesichtskontrollen durchgeführt. „Da gab es aber Schiris, die haben häufig das Foto auf dem Pass durchgestrichen, da es längst nicht mehr der Wirklichkeit entsprach“, erzählt Böck. Wollte man nächste Woche wieder spielen, musste man schnellstens ein neues Passbild besorgen.

Es sei auch nicht selten vorgekommen, dass die gesamte Mappe mit den Spielerpässen in der Schiri-Kabine vergessen wurde. „Wenn der Schiri nach dem Spiel die Pässe nicht an die Vereine zurückgegeben hat, blieben sie halt in der Schiri-Kabine liegen“, sagt Böck. „Wenn wir die aber dann auch vergessen haben, zum Beispiel bei einem Auswärtsspiel, musste einer zurückfahren und sie holen. Das hat uns dann auch noch einen Kasten Bier gekostet.“

Als Spieler: Mit einer Sondergenehmigung war Böck in der Jugend und der ersten Mannschaft aktiv.
Als Spieler: Mit einer Sondergenehmigung war Böck in der Jugend und der ersten Mannschaft aktiv. – Foto: dm

Auch Schiri-Chefeinteiler Michael Stahl erinnert sich noch an die Zeiten, als Schiris nach Platzverweisen die Pässe einzogen. „Da passierte es dann auch schon mal, dass der Referee Pass samt Spielbericht und Meldung wochenlang im Auto spazieren fuhr, wenn sich der Verein nicht rührte. Der Spieler konnte ohne Pass nicht eingesetzt werden.“

Auch wegen solchen Geschichten ist Schiri-Obmann Christian Erdle aus Aufkirchen, mehr als froh, dass der Pass durch die elektronische Ausführung ersetzt wurde. Doch der Nostalgiefaktor der alten Pässe bleibt. Und zu erzählen gibt es über die Online-Variante in Zukunft wohl auch nicht so viel wie früher. (dm)

Aufrufe: 014.7.2023, 06:59 Uhr
Dieter MetzlerAutor