2024-05-02T16:12:49.858Z

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Eskalation im Sportpark Heimstetten: Weil Fans des FC Bayern II Gastgeber Türkgücü mit einem Kurdistan-Banner provozierten, griff die Polizei hart durch, was einen Abbruch des Derbys zur Folge hatte.
Eskalation im Sportpark Heimstetten: Weil Fans des FC Bayern II Gastgeber Türkgücü mit einem Kurdistan-Banner provozierten, griff die Polizei hart durch, was einen Abbruch des Derbys zur Folge hatte. – Foto: fkn

Banner-Urteil frustet Türkgücü: „Werden für unsere Gastfreundlichkeit bestraft“

Nach Spielabbruch zwischen Türkgücü München und FC Bayern II

Nach dem Banner-Abbruch werden Türkgücü München und der FC Bayern bestraft. Für die Gastgeber eine unschöne Überraschung. Präsident Akkay sieht die Schuld beim FCB.

München – Es war der erste Spielabbruch dieser Art in der Regionalliga Bayern: Türkgücü München und der FC Bayern II haben Negativ-Geschichte geschrieben. Nie zuvor eskalierte es zwischen Fans und Polizei derart, dass es keine Sicherheit im Stadion mehr gab.

Die Fans des FC Bayern München hatten ein Kurdistan-Banner ausgerollt und damit die türkischen Anhänger provoziert. Als die Polizei in den Block ging, um das Plakat einzukassieren, leisteten die Bayern-Fans Widerstand. Die Polizei antwortete mit Schlagstöcken und Pfefferspray. Das Spiel wurde abgebrochen.

Spielabbruch zwischen Türkgücü und FC Bayern II: Wer ist schuld? Sportgericht belangt beide Klubs

Wer trägt jetzt die Schuld? Das hat auch das Verbandssportgericht nicht geklärt. Nur 13 Tage nach dem Vorfall verkündete der Bayerische Fußballverband aber dennoch ein Urteil: Beide sind schuld, beide müssen Strafe bezahlen. Das Spiel wird ohne Zuschauer neu angesetzt.

Der FC Bayern München wird es sich leisten können. 3.000 Euro Strafe bezahlt der FCB, Türkgücü 1.500. Die Kosten für das Wiederholungsspiel teilen sich beide Vereine. Diese anstehenden Ausgaben hat das Gericht berücksichtigt. Der FC Bayern kommt so dem Vernehmen nach auf etwa 10.000 Euro.

Urteil nach Banner-Eklat gefallen: Geisterspiel im Grünwalder Stadion

Das Nachholspiel wird wohl nächstes Frühjahr im Grünwalder Stadion stattfinden, bestätigt Präsident Taskin Akkay. Dass es eine Neuauflage gibt, findet er auch gut: „Wir wollten die Punkte nicht am grünen Tisch. Das soll sportlich entschieden werden.“

Dass das Gericht die Schuld nicht beim FC Bayern sieht, frustriert den Türkgücü-Präsidenten allerdings. Er schimpft: „Jeder Laie kann die Schuldfrage klären. Also, wir hätten schon gedacht, dass das für jeden klar ist. Das Spiel wurde nach der Randale der Bayern-Fans gegen die Polizei abgebrochen, eigentlich sind alle Fragen geklärt.“

Eskalation in Heimstetten: Polizei geht gegen Bayern-Fans vor – Verband gibt Türkgücü Mitschuld

Das Gericht hält Türkgücü aber vor, dass das Banner überhaupt ins Stadion gekommen ist. Die Kurdistan-Flagge habe die Eskalation überhaupt erst möglich gemacht. Hätte Türkgücü beim Einlass besser kontrollieren müssen? „Wir haben die Fans durchsucht, konnten die Unterhosen aber nicht ausziehen“, wendet Akkay ein.

Als Gastgeber trug Türkgücü die Verantwortung für die Kontrolle im Stadion. Die ist verloren gegangen. Weil die Bayern-Fans von Türkgücü an der langen Leine gelassen wurden? „Wir haben die Gästefans aus dem Käfig gelassen. Das war eine Empfehlung der Polizei und sollte deeskalieren. Wir wissen, dass die Bayern-Fans den Gästekäfig nicht mögen“, Akkay klagt: „Wir werden für unsere Gastfreundlichkeit bestraft.“

Bestraft wird Türkgücü aber auch dafür, dass ein Heimfan in der zweiten Minute auf den Rasen gerannt ist. Jeder hat seinen Anteil am Abbruch, sagt der BFV. Die Vereine müssen dieses Urteil jetzt akzeptieren.

Das Verhalten der Münchner Polizisten ist derweil noch ein ganz anderes Thema und wird natürlich nicht vor dem Sportgericht behandelt. Beamte sind mit Schlagstöcken auf die Bayern-Fans losgegangen. Ob der Einsatz verhältnismäßig war, beschäftigt jetzt die Politik.

Wegen Befangenheit: Banner-Fall zwischen Türkgücü und FC Bayern ging vors Verbandssportgericht

Politisch war auch der Umgang des BFV mit der Verhandlung um den Banner-Eklat. Der Verband wollte eine schnelle Entscheidung, um das Urteil öffentlich wirksam verkünden zu können. Unter anderem deshalb ging der Fall direkt in die zweite Distanz.

Außerdem ging die Verhandlung auch vor das Verbandssgericht, um Befangenheit vorzubeugen. Einer der Richter in erster Instanz sei Mitglied beim FC Bayern gewesen, verrät Akkay. Der Verband habe darum gebeten, das Verfahren weiterzugeben. Beide Vereine stimmten zu. (moe)

Aufrufe: 05.12.2022, 12:06 Uhr
Moritz BletzingerAutor