2024-06-14T14:12:32.331Z

FuPa Portrait
Kaminski gab in jeder Partie einhundert Prozent. „Ich komme aus dem Ruhrgebiet. Da wird man mit der Arbeitermentalität groß“, sagt der ehemalige Regionalligaspieler. Reinhauen, reinbeißen und alles geben, könne jeder. Außerdem sei er sicher nie der Begabteste gewesen, habe es aber über Einsatz und Wille kompensiert.
Kaminski gab in jeder Partie einhundert Prozent. „Ich komme aus dem Ruhrgebiet. Da wird man mit der Arbeitermentalität groß“, sagt der ehemalige Regionalligaspieler. Reinhauen, reinbeißen und alles geben, könne jeder. Außerdem sei er sicher nie der Begabteste gewesen, habe es aber über Einsatz und Wille kompensiert. – Foto: Henrik Martinschledde

Zum Karriereende von Marco Kaminski: Der »Malocher« hört auf

Ex-Profifußballer beendet mit 36 Jahren seine Karriere. Aufgrund der Corona-Krise wird es keinen sportlichen Abschied geben. Dennoch habe er seine „Mission“ beim FC Kaunitz erfüllt.

Schluss. Ende. Aus – und vorbei: Marco Kaminski hängt die Fußballschuhe an den berüchtigten Nagel und beendet im Alter von 36 Jahren seine aktive Laufbahn. Süffisant trocken in der typischen „Kaminski-Art“ sagt er: „Man muss es jetzt ja nicht auf die Spitze treiben. Irgendwann muss es auch mal gut sein.“ Da wären wir beim Stichwort: Gut sein wollte der gebürtige Verteidiger aus dem Ruhrpott auf dem Platz immer. Das war stets sein Anspruch, stets seine Mentalität. „Die Malocher-Mentalität kriegen wir bei uns mit der Muttermilch“, formuliert es Kaminski treffend. „Entsprechend war auch mein ‚Typ Fußballer‘ vorbestimmt. Man könnte auch sagen: Ich habe Fußball mehr ‚gearbeitet‘ als ‚gespielt‘.“

Der Junge aus dem Pott

Insgesamt zwölf Jahre konnte man Marco Kaminski auf den Fußballplätzen in Ostwestfalen bewundern. Von 2008 bis 2017 lief der Blondschopf für den SC Verl auf, mit 33 Jahren begann er anschließend, seine Karriere beim FC Kaunitz ausklingen zu lassen. „Dass das Ende in die Corona-Zeit fällt, ist schade. Aber ich nehme es sportlich“, sagt Kaminski. Seinen sportlichen Durchbruch erlebte Marco Kaminski außerhalb Ostwestfalens, in Ahlen.

Kaum raus der Jugend durfte Kaminski direkt in der vierten Liga angreifen. „Damals noch bei LR Ahlen direkt als junger Spieler in der Oberliga sich zu beweisen können, war etwas Besonderes.“ Trainer wie Bernard Dietz (früher u.a. SC Verl) oder Heiko Bonan (u.a. FC Gütersloh) förderten den damaligen Nachwuchs-Verteidiger, so dass sich Kaminski schnell etablieren konnte. „Ich hatte natürlich auch Glück, dass Ahlen aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. Das muss man realistisch sehen.“

Unvergessen: Das Tor beim 3:0-Sieg gegen Düsseldorf machte Kaminski (l.) 2006 zum ersten Torschützen für Rot Weiss Ahlen.
Unvergessen: Das Tor beim 3:0-Sieg gegen Düsseldorf machte Kaminski (l.) 2006 zum ersten Torschützen für Rot Weiss Ahlen. – Foto: Facebook RW Ahlen

Dennoch brachte es Kaminski – als Teil der Profimannschaft von LR Ahlen – zu einem Zweitliga-Einsatz. „Ich wurde im Spiel gegen den VfL Bochum, in Bochum, in der 73. Minute eingewechselt. So ein Erlebnis vergisst man nicht.“ Unvergessen bleibt auch sein Tor beim 3:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf in der LTU-Arena im Jahr 2006. Marco Kaminski war dadurch der erste Torschütze in einem Pflichtspiel für Rot-Weiß Ahlen, nach der Namensänderung. Seine Jubelpose von damals ist bis heute Kult. „Mit ausgestreckten Armen in der Luft? Oh je. Ja, wie der Herrgott“, kommentiert Kaminski rückblickend.


Mit Reus und Großkreutz on Tour

In seiner Ahlener Zeit hatte Kaminski auch zwei legendäre Mitspieler. Zwei A-Jugendliche, die nur wenige Jahre Später für Schlagzeilen sorgen sollten – der eine mehr, der andere weniger. „Marco Reus und Kevin Großkreutz waren zwei schüchterne Jungs“, erinnert sich Kaminski. „Kevin war vielleicht dann noch der etwas Gesprächigere von beiden. Dennoch wusste man sofort: Die Zwei haben richtig Talent.“

Auch abseits des Platzes zogen die drei Youngster häufiger mal um die Häuser. „Marco Reus war der klassische 18-Jährige. Ruhig, klein und schmächtig. Kevin Großkreutz hingegen war gefühlt auch schon mit jedem Ü30er aus der Mannschaft mal unterwegs gewesen. Wir hatten wirklich viel Spaß zusammen. Es war eine super Zeit, die ich nicht missen möchte.“


Wechsel zum SC Verl

Im Jahr 2008 fand der Linksverteidiger den Weg nach Ostwestfalen. „Beim SC Verl hatte ich eine unglaubliche Zeit. Ich glaube, es waren am Ende mehr als 260 Regionalliga-Einsätze, mit zahlreichen Highlights“, erinnert sich Kaminski. Das DFB-Pokalspiel gegen 1860 München sei ihm bis heute in bester Erinnerung geblieben. Durch Kaminskis Engagement beim Sportclub wurde Ostwestfalen seine Heimat. „In Verl konnte man immer ambitionierten Regionalliga-Fußball und Beruf unter einen Hut bringen, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Kaminski, der parallel seine Berufslaufbahn bei der Firma Alulux nie vernachlässigt hat. Obwohl der bodenständige Kaminski Angebote anderer Vereine bekam, blieb er seiner Devise treu: „Sicherheit hatte für mich Vorrang. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Da bin ich lieber immer auf Nummer sicher gegangen.“

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Die legendäre Kaminski-Autogrammkarte von 2006 gibt's aktuell bei Ebay für'n Euro! – Foto: Screenshot Ebay


„Trikot-Gate“ und Malle

So auch bei dem Schritt, im Alter von 33 Jahren zum FC Kaunitz zu wechseln. „Ich hätte auch sicherlich irgendwo Oberligafußball spielen können, aber in Kaunitz passte das Umfeld, und ich konnte bei meiner Familie bleiben“, sagt Kaminski. Bei seiner Zusage, zum FC Kaunitz zu wechseln, war dieser noch in der Landesliga. Später stieg die Mannschaft in die Bezirksliga ab. Doch ein Kaminski hält seine Versprechen: „Charakterlich und menschlich bin ich der Typ, der zu seinem Wort steht.“ Sein Amtsantritt in Kaunitz sorgte nicht nur sportlich für Schlagzeilen. Was war passiert?

Als der FC Kaunitz im Vorjahr die Landesliga wieder verlassen musste, geisterte nur wenige Wochen später ein Trikot mit der Aufschrift durch das Internet: „Bezirksligameister Saison 2017/18“. Und darunter: „Malle für die feinen Kerle.“ Und der „Präsentator“ dieses Dresses war ausgerechnet der Kaminski. „Das war mir unangenehm. Es war eigentlich für den internen Gebrauch gedacht, um die Jungs vor der Saison zu motivieren. Wie es dann ins Internet kam, weiß ich nicht“, sagt Kaminski. Am Ende kam es aber so, wie von dem Verteidiger erhofft. Kaunitz feierte die Rückkehr in die Landesliga. Der Malle-Urlaub konnte kommen.


Zeit für die Familie

„Ich bin zufrieden, wie es gekommen ist. Ich habe meine Mission hier erfüllt“, resümiert Kaminski seine FC Kaunitz Zeit. Er übernahm Verantwortung oder führte junge Spieler heran. Auch seine Torgefahr machte häufig den Unterschied aus. 15 Tore in 74 Ligaeinsätzen sprechen eine deutliche Sprache. Künftig werden andere diese Lücke in Kaunitz füllen müssen. „Der Verein ist auf einem sehr guten Weg“, sagt Kaminski.

Ob man ihn zukünftig an der Seitenlinie als Trainer sehen wird? Noch hat er sich darüber keine Gedanken gemacht. Bis zum Winter will Marco Kaminski Zeit mit seiner Familie verbringen. „Meine Frau hat mich in den letzten zehn Jahren samstags und sonntags kaum gesehen“, gibt er mit einem Augenzwinkern zum Besten. In der neuen Freizeit wolle er aber ein bisschen Fahrrad mit ihr fahren – zumindest bis zum nächsten Sportplatz. Ganz ohne Fußball geht es dann doch nicht . . .

Aufrufe: 024.4.2020, 09:00 Uhr
Marcel GrabbeAutor