Alexander und Cornelius Bulanov sind mit dem Sport aufgewachsen. Papa Igor war Profi beim VfL Osnabrück. Er war der erste russische Spieler in der Geschichte der Lila-Weißen – und bestritt bis 1996 rund 100 Punktspiele für den Club. Das alles weiß Cornelius nur aus Erzählungen. Auch der zwei Jahre ältere Alexander erinnert sich kaum an diese Zeit zurück. Er war damals noch viel zu jung. Während Vater Igor den Fußball mittlerweile als stiller Beobachter verfolgt, sind seine Jungs noch immer selbst aktiv. Zuletzt sogar gemeinsam beim Landesligisten SC Peckeloh.
Ausgerechnet das birgt aber reichlich Konfliktpotenzial. Nicht selten verliefen die Heimfahrten von Peckeloh nach Bielefeld nach Trainingseinheiten oder Ligaspielen sehr schweigsam. „Ich bin Alexanders größter Kritiker“, erklärt Cornelius Bulanov. Er sagt, was er denkt. Und nicht immer teilt Alexander die Einschätzung seines jüngeren Bruders. Er sagt: „Ich nehme die Kritik von Cornelius viel mehr zu Herzen als von anderen Mitspielern in der Mannschaft. Weil er mein Bruder ist, empfinde ich die Worte sehr schnell als persönliche Beleidigung.“
Dass die Geschwister außerdem zusammen wohnen, macht es nicht einfacher. „Mit anderen Teammitgliedern ist der Ärger bis zum nächsten Training vergessen. Cornelius und ich nehmen den Streit mit nach Hause“, sagt Alexander Bulanov. Einige Male sei es vorgekommen, dass Trainer Markus Kleine-Tebbe die Streithähne trennen musste. In der kommenden Spielzeit wird er diese Aufgabe aber nicht mehr übernehmen müssen. Denn während Alexander beim SC Peckeloh bleibt und ab Herbst mit dem Club in der Westfalenliga auf Punktejagd geht, schließt sich Bruder Cornelius dem Bezirksligisten VfR Wellensiek an.
Der Jura-Student wohnt nur wenige Meter vom Sportplatz entfernt. Und auch die ersten Eindrücke von der neuen Mannschaft sind positiv. Dass er im nächsten Jahr nicht in der Westfalenliga spielt, ärgert ihn deshalb nicht. Realistisch wie Cornelius Bulanov ist, weiß er zudem, „dass es in der nächsten Saison noch schwerer geworden wäre, an Einsatzminuten zu kommen“. Schon in der Landesliga war der Angreifer nämlich oft nur Ersatzspieler. Das schmälert die Freude über den Aufstieg aber nicht.
Im Gegenteil. „Wir als Mannschaft haben uns das total verdient“, sagt Cornelius Bulanov. „Ich freue mich für die Jungs.“ Die Feier sollte eigentlich am vergangenen Samstag stattfinden. Der neuerliche Lockdown im Kreis Gütersloh machte dem SCP aber einen Strich durch die Rechnung. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, sagt Cornelius Bulanov. Ohnehin hat er ein großes Interesse an der Feier: „Schließlich will ich mich noch ordentlich von der gesamten Mannschaft verabschieden“, sagt er.
Ob er noch einmal nach Peckeloh zurückkehrt, weiß Cornelius Bulanov noch nicht. „Die Türen für ein Comeback stehen aber sicher immer offen“, sagt er. Auch, ob er noch einmal mit Bruder Alexander zusammenspielt, ließ er offen. „Wir planen unabhängig voneinander“, betont er. „Ich möchte in Wellensiek jetzt erst einmal das Maximum herausholen.“ Schwierig wird die neue Situation für die Mutter der beiden. „Mama ist unser größter Fan“, sagt Alexander Bulanov. Cornelius ergänzt: „Am liebsten würde sie sich aufteilen, um uns beiden beim Fußballspielen zuzugucken.“
Jetzt hofft sie, dass Wellensiek und Peckeloh nicht zeitgleich ihre Heimspiele austragen. „Ich rate ihr immer, sich den besseren Fußball anzugucken“, sagt Cornelius: „Zuletzt hätte sie sich deshalb immer Alexander anschauen müssen. Ich glaube aber, dass wir in Wellensiek in der nächsten Saison auch einen guten Ball spielen werden.“ Dem SC Peckeloh trauen Alexander und Cornelius Bulanov auf jeden Fall den Klassenerhalt in der Westfalenliga zu. „Ich glaube nicht, dass der Verein direkt wieder absteigt“, sagt Cornelius. Wieder zögert er nicht.