2024-05-08T14:46:11.570Z

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Tobias Michels kritisiert den DFB scharf.
Tobias Michels kritisiert den DFB scharf. – Foto: Nico Paetzel / Neue Osnabrücker Zeitung

„Was da abläuft, ist eine Frechheit“

GMHütter Michels schlägt neuen Verband für Amateure vor

Der Deutsche Fußball-Bund macht seit einigen Wochen mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. In der Serie „WIR sind der DFB“ erhalten die DFB-Mitglieder der Region eine Stimme – heute blickt Tobias Michels, U-19-Trainer und Kapitän der 1. Herren bei Viktoria GMHütte, auf die Probleme im Amateur- und Jugendbereich.

Der 30-jährige Michels und seine Sportkollegen nehmen vor allem durch die Medien zur Kenntnis, was beim Deutschen Fußball-Bund los ist. „Grundsätzlich ist das ziemlich arm. Es herrscht dort keine Einigkeit“, sagt er. Weil es keine Vertreter für den Amateurbereich gebe, befürchtet Michels, dass es bald noch weniger Unterstützung von der Verbandsspitze gibt. Das ganze Geld fließe bereits in die Jugendleistungszentren. Zwar sei dort eine gesonderte Unterstützung völlig gerechtfertigt, aber „es muss alles auch im Verhältnis stehen. Die Orte, an denen schon jetzt mehr drin ist, werden vonseiten des DFB auch noch zugefüttert.“

Das werde den kleineren Vereinen in naher Zukunft noch mehr Probleme bereiten. An sich gebe es laut Michels auf der Amateurfußball-Ebene eine sehr hohe Bereitschaft, auf ehrenamtlicher Basis Einsatz zu zeigen. Weil sich der Landessportbund (LSB) und der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) aber an das halten, was der DFB vorgibt, bekämen die Vereine auch von deren Seite keine große Unterstützung. „Gott sei Dank gibt es beim DFB aktuell einen Restart. Was da abläuft, ist einfach eine Frechheit“, sagt Michels.

Daher hat der leidenschaftliche Fußballer einen konstruktiven Vorschlag: „Es sollte in Zeiten des Umbruchs beim DFB ein neuer Verband nur für Amateure gegründet werden. Dann würde nicht mehr über unseren Kopf hinweg entschieden werden, sondern mehr mit uns zusammen.“ Immerhin wisse er um das Glück, das sein Verein erfährt: „Ohne den Rückhalt der Stadt Georgsmarienhütte wäre es noch viel schwieriger für uns.“

Vor allem mit dem NFV habe Michels schlechte Erfahrungen gemacht. Bei einem Online-Meeting für die Niedersachsenliga, in der seine U19 spielt, gab es im Vorjahr eine Abstimmung über eine mögliche Weiterführung des Spielbetriebs zu Corona-Zeiten. „80 Prozent haben damals dagegen gestimmt. Aber weil dem NFV das Ergebnis nicht gepasst hat, haben die die Abstimmung einfach für nichtig erklärt“, so Michels.

Noch weniger wurden die Vereine einbezogen, als der NFV kürzlich per Mail mitteilte, dass die Niedersachsenliga trotz besserer Corona-Situation geteilt bleibt. Dadurch würden laut Michels nur die beiden Siegerteams um den Aufstieg spielen, wobei es normalerweise eine Aufstiegsrunde gebe. „Es wurde keine Befragung der Vereine durchgeführt. Wer da noch davon spricht, dass der Verband mit der Basis zusammenarbeiten möchte, hat völlig den Bezug zur Realität verloren“, so Michels. Dies zeige noch einmal mehr, dass niemand mit den Amateur-Vereinen zusammenarbeite. „Dadurch baut sich Frust auf“, sagt er.

So viel Frust, dass Michels es kaum wundere, wenn immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene keinen Fußball mehr spielen oder keinen anderen Vereinssport treiben wollen – auch weil die Anlagen in die Jahre kommen und durch die fehlenden Mittel teilweise nicht renoviert werden können. „Klar ist die Situation für alle schwierig. Aber der DFB muss sich nicht wundern, wenn es immer mehr Abgänge gibt“, sagt Michels.

Aufrufe: 012.6.2021, 09:37 Uhr
Sven Stahmann / NOZ SportAutor