2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Mario Tanzer und Markus Clemens (re.) haben zusammen mit Michael Pillmeier und Vorstand Wolfgang Wagner das SVS-Jahr im FuPa-Jahresinterview Revue passieren lassen. F: Geisler
Mario Tanzer und Markus Clemens (re.) haben zusammen mit Michael Pillmeier und Vorstand Wolfgang Wagner das SVS-Jahr im FuPa-Jahresinterview Revue passieren lassen. F: Geisler

»Unsere Mannschaft hätte mehr Potenzial gehabt«

Jahresinterview SV Schalding-Heining - Teil 1: Mit Abteilungsleiter Markus Clemens, Chefcoach Mario Tanzer, Michael Pillmeier und Vorstand Wolfgang Wagner

Der SV Schalding-Heining ist nach wie vor das Aushängeschild des niederbayerischen Fußballs. In den Tagen zwischen den Jahren hat sich die FuPa-Redaktion mit den Verantwortlichen des SVS am Reuthinger Weg getroffen und das Fußballjahr 2015 eingehend analysiert. Im ersten Teil des großen Jahresinterviews beleuchten wir zusammen mit Markus Clemens, Mario Tanzer, Michael Pillmeier und Wolfgang Wagner den Aufwand, Regionalliga-Fußball in Schalding zu bieten und die wechselhafte Vorrunde der Saison 2015/16.
FuPa: Die erste Frage geht wie immer an den Trainer: Mario, frühzeitiger Klassenerhalt im Frühjahr, toller Start in die Saison 2015/16 im Sommer, dann aber die Schwächeperiode im Herbst. Was bleibt hängen vom Jahr 2015?
Mario Tanzer (40): Naja, von der alten Saison redet ja keiner mehr. Wir hatten uns den frühzeitigen Klassenerhalt vorgenommen, das haben wir geschafft. Aber damit beschäftigen wir uns höchstens noch, wenn wir auf das Jahr zurückblicken. Aktuell liegt unser Fokus nur auf der jetzigen Situation. 21 Punkte haben wir bis jetzt geholt. Wir hätten sicher den ein oder anderen Punkt mehr holen können. Unterm Strich müssen wir aber mit der Ausbeute zufrieden sein.

Markus, die Schlagzahl in der Regionalliga ist enorm. Ihr hattet seit dem Saisonstart im Sommer in 18 Wochen 23 Pflichtspiele zu absolvieren. Bleibt da eigentlich Zeit, über jedes Spiel zu reflektieren?
Markus Clemens (41): Wenn eine Saison läuft, bist du immer im Fluß, hast deinen Rhythmus. Dann schnaufst du einen Tag durch und schon geht`s wieder Richtung nächstes Spiel. Das ist es ja auch genau das, was uns Spaß macht. Daraus ziehen wir unsere Kraft, weil wir ja viele Spiele haben, die hochinteressant sind für alle. Und das ist es ja auch, wonach die Spieler lechzen: ein Highlight nach dem anderen. Du hast ein tolles Heimspiel, danach geht`s zu Sechzig oder nach Bayreuth, das sind immer tolle Erlebnisse. Natürlich ist es zeitraubend und anstrengend, aber das ist es uns wert.

Was überwiegt bei dir nach der Hinrunde 2015, die positiven oder negativen Eindrücke?
Markus Clemens: Teils, teils. Mario hat`s ja eben erwähnt, unterm Strich müssen wir mit der Ausbeute zufrieden sein. Ich glaube aber, dass unsere Mannschaft mehr Potenzial gehabt hätte. Wir könnten vier, fünf Punkte mehr auf dem Konto haben, wenn wir das Maximum rausgeholt hätten. Das schafft man natürlich nicht immer. Aber unser Bestreben im Frühjahr ist es, das Maximum an Ausbeute herauszuholen. Und dann hoffen wir, dass es wieder reicht.

Michi, du warst der Einzige, der in allen 23 Pflichtspielen im Einsatz war. Wie hoch ist die Belastung und was muss man investieren, um Regionalliga-Fußball dauerhaft spielen zu können?
Michael Pillmeier (27): Eine gewisse Fitness ist in der Regionalliag absolut vonnöten, um das volle Programm absolvieren zu können. Wir wissen aber mittlerweile im dritten Jahr, wie wir das Training steuern müssen, dass man zum nächsten Spiel wieder fit ist. Jeder hat sich ein Stück weit an die Belastung gewöhnt, hört auf seinen Körper, weiß was er braucht.

Aufwand für den Verein ist enorm: »Haben pro Heimspiel 20 bis 30 Ehrenamtliche im Einsatz.«

Wolfgang, du stehst wie kein Zweiter für den SV Schalding. Du bist bei allen Heimspielen und bei den meisten Auswärtsauftritten dabei. Die Organisation und die Durchführung der Heimspiele ist ein riesiger Kraftakt. Wie sieht es für die Zukunft aus, wird es immer schwieriger ehrenamtliche Helfer zu finden, um das alles in Schalding stemmen zu können?
Wolfgang Wagner: Das ist durchaus nicht einfach und wird in Zukunft noch schwieriger werden. Wir haben mit jedem Heimspiel einen Großauftrag zu absolvieren. Die Auflagen, auch in puncto Sicherheit, werden immer mehr. Wir haben pro Heimauftritt 20 bis 30 Leute im Einsatz. Das beginnt bei der Parkplatzeinweisung, über den Ordnungsdienst bis hin zum Verkauf. Momentan geht`s noch, eben weil wir auch erfolgreich sind. Es wird sich zeigen, wenn sich der Erfolg mal nicht mehr so einstellen sollte, ob und wie dann alle noch zum SVS stehen. Aber dahingehend bin ich optimistisch, dass wir das auch weiterhin schaffen.

Die Vorrunde war ein Wechselbad der Gefühle. Mario, du wurdest ja teilweise nach dem tollen Start schon auf mögliche Topplatzierungen angesprochen. Danach folgte eine Schwächephase mit vielen Gegentoren, was in den letzten Jahren eher untypisch war für Schalding. Wie erklärst du dir, dass euch teilweise die defensive Stabilität abhanden gekommen ist?
Mario Tanzer: Der Saisonstart war top, das hat keiner so für möglich gehalten. Dass man sich dann auch mal mit anderen Fragen beschäftigen kann, ist ein schöner Nebeneffekt. Danach haben wir in einigen Spielen nicht das abgerufen, was wir können, das ist Fakt, gerade in den Heimpartien. Das hat uns zu denken gegeben, ob wir vielleicht die falschen Aufstellungen gewählt haben. Die Heimauftritte waren viel zu Gegentor-belastet. Das Wichtigste war aber, dass wir wieder die Kurve bekommen haben und uns in der Hinsicht wieder stabilisiert haben. Wie gesagt, es war ein Auf und Ab, was aber ganz normal ist. Nur Auf werden wir hier in Schalding in der Regionalliga nicht erleben.

Defensive Stützen wie Philipp Zacher sind euch weggebrochen.
Es ist immer so, dass Spieler mal aufhören, damit muss man sich arrangieren. Wir jammern da gar nicht rum, außerdem sind neue Spieler dazugekommen. So wie die Situation ist, so nehmen wir sie an und versuchen das Beste daraus zu machen.

Für Außenstehende hatte es manchmal den Eindruck, dass die Mannschaft nach Gegentoren regelrecht auseinanderfiel. Ist das der Unterschied, was in der Regionalliga die letzten Prozent ausmacht?
Markus Clemens: Das war für uns alle rätselhaft, auch für die Mannschaft. Wir hatten zwei, drei Ausreißer nach unten dabei. Aber man darf das auch nicht zu hoch hängen, wir reden im Endeffekt von zwei Spielen, die uns richtig wehgetan haben. Das ist halt in dieser Liga immer mal möglich. Wenn du nicht in der Lage bist, 90 Minuten psychisch stabil zu sein, kannst du gegen jeden Gegner unter die Räder kommen. Ansonsten sehe ich die Heimauftritte nicht so schlecht und bin überzeugt, dass wir das Blatt wieder wenden werden und im Frühjahr zu alter Heimstärke zurückfinden.

Pilllmeier: »Pokalspiel in Burghausen war Paradebeispiel, was wir drauf haben.«

Die große Stärke war aber in den letzten Jahren, dass der Reuthinger Weg einer Festung glich. Wie fällt die Heimbilanz des Vorstands aus, muss man sich SVS-Fan Sorgen machen?
Wolfgang Wagner: Das glaube ich nicht. Ich denke, wir haben die Kurve gekriegt. Wir haben die Lehren aus den schwachen Spielen gezogen. Die Zuschauer haben uns das auch nicht übel genommen, die waren beim nächsten Heimspiel wieder da. Es gab keine negative Stimmung. Die Liga ist wahnsinng ausgeglichen, ich glaube, die ausgeglichenste seit Bestehen. Es gibt eben keinen Gegner, den man einfach mal im Vorbeigehen schlägt. Und die erwähnten Niederlagen sind zustande gekommen, weil wir die Gegner zu einer Phase erwischten, in der wir nicht so gut drauf waren. Die Heimstärke brauchen wir im Frühjahr wieder und sie wird wieder kommen.

Michi, deine persönliche Bilanz steht im Kontrast zur Heimschwäche der Mannschaft. Du hast sieben von deinen bisherigen acht Saisontreffern zuhause gemacht. Gibt`s ein Spiel, dass dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Michael Pillmeier: Mir persönlich ist das Match gegen Rain (5:3, Anm.d.Redaktion) in guter Erinnerung geblieben. Wir hatten offensiv richtig Spaß und auch einige Tore gemacht.

Burghausen im Pokal war für dich als Ex-Wackerianer auch eine besondere Genugtuung oder?
Michael Pillmeier
: Gegen Burghausen muss mich sicherlich niemand extra motivieren. Es hat einfach alles gepasst an dem Tag, das Stadion, zudem ein Abendspiel. Noch dazu fiel das Spiel in eine Phase, in der wir nicht genau wussten, wo wir stehen. Es wurde dann ein Paradebeispiel dafür, zu was wir im Stande zu leisten sind, wenn jeder sein Potenzial abruft. Dann können wir solche Auftritte abliefern und ich glaube, Burghausen braucht sich über das Ausscheiden nicht zu beschweren.


Das Interview führten Thomas Seidl und Sebastian Ziegert. Im zweiten Teil geht`s um die Neuzugänge, die Pläne fürs Frühjahr und eine geplante Pokal-Revanche.











Aufrufe: 013.1.2016, 13:45 Uhr
ts/mwiAutor