2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Die Schaldinger Führungscrew (von links nach rechts): Vorstand Wolfgang Wagner, Manager Markus Clemens und Trainer Stefan Köck F: Weiderer
Die Schaldinger Führungscrew (von links nach rechts): Vorstand Wolfgang Wagner, Manager Markus Clemens und Trainer Stefan Köck F: Weiderer

»Positiver Spirit« - SVS voll auf Kurs

Jahresinterview SV Schalding-Heining - Teil 1: Mit Abteilungsleiter Markus Clemens, Spielertrainer Stefan Köck und Vorstand Wolfgang Wagner

Der SV Schalding-Heining hat ein bewegtes Fußballjahr 2017 hinter sich. Im ersten Teil des großen Jahresinterviews beleuchten wir zusammen mit Markus Clemens, Stefan Köck und Wolfgang Wagner die tolle Aufholjagd im vergangenen Frühjahr und die blitzsaubere Vorrunde, die Gallmaier, Schnabel und Kameraden hinlegten.
Stefan, du bist sehr kurzfristig zu deinem Trainerjob gekommen und hast die Mannschaft in einer sportlich äußerst schwierigen Situation übernommen. Dennoch wurde in der Vorsaison der kaum mehr für möglich gehaltene Klassenerhalt geschafft. Wie hast du das Team damals so schnell wieder auf Kurs gebracht?
Stefan Köck (33): Ein Vorteil war sicherlich, dass ich trotz meiner damals schweren Verletzung voll involviert war, da ich bereits unter meinem Vorgänger zum Co-Trainer gemacht wurde. Zudem denke ich, war es gar nicht schlecht, dass ich wenig Zeit zum Nachdenken hatte, weil alles sehr schnell gehen musste. Alle Beteiligten und ich waren von Anfang an überzeugt, dass wir es schaffen werden. Mit jedem Erfolgserlebnis wurde das Selbstbewusstsein größer. Vor der Winterpause holten wir wenige Punkte und dementsprechend hatten wir auch nicht viel Selbstvertrauen. Letztlich glaube ich, dass wir von der Qualität einfach eine gute Mannschaft hatten und deswegen war es dann auch möglich, die Liga zu halten.

Köck: »Mit unsere Ausbeute sind wir definitiv zufrieden, denn 33 Punkte ist ein Haufen Zeug.«

Kommen wir zur aktuellen Saison. Mit 33 Punkten steht ihr derzeit auf einem hervorragenden siebten Tabellenplatz. Wie zufrieden bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Köck: Mit unsere Ausbeute sind wir definitiv zufrieden, denn 33 Punkte ist ein Haufen Zeug. Auch die Art und Weise, wie wir spielten, war meist sehr ordentlich. Wir haben viele Tore geschossen, aber sicher auch zu viele Gegentreffer kassiert. Auch wenn es oft anders gesehen wird, sind unsere Spiele alles andere als unspektakulär. Ob es daheim oder auswärts war, in den Partien, in denen Schalding beteiligt war, sind ligaweit mit die meisten Tore gefallen. Daher war das schon oft spektakulär, ich erinnere nur an die ersten 20 Minuten gegen Burghausen, in denen wir ein echtes Feuerwerk abgebrannt haben. Die Vorrunde hat großen Spaß gemacht, natürlich auch weil wir sehr erfolgreich agierten.

Trainerwechsel unmittelbar nach der Winterpause, ein verrückter letzter Spieltag mit einem Wechselbad der Gefühle. Erst musstet ihr euch auf die Relegation einstellen, dann seid ihr durch den Zweitliga-Abstieg der Löwen doch drin geblieben. Nun ein blitzsaubere Hinrunde. Es war ein turbulentes Jahr, oder?
Markus Clemens (43): Ja, das kann man auf alle Fälle sagen, es war vieles geboten am Reuthinger Weg. Es war ein kräftezehrendes und nervenaufreibendes Jahr. Aber alle zusammen haben wir es gut hinbekommen. Die Mannschaft hat schon in der Vorbereitung richtig gut mitgearbeitet und den neuen Trainer gänzlich akzeptiert. Am Ende haben wir die Klasse verdient gehalten, auch wenn dann durch die ganzen Umstände etwas Glück dabei war. Ich bin aber überzeugt, dass wir es auch in der Relegation gepackt hätten, weil wir zu diesem Zeitpunkt sehr stabile Leistungen abgerufen haben. Die Vorrunde der aktuellen Saison war richtig gut. Wir können auf ein sehr gutes Jahr zurückblicken, 2017 haben wir 57 Punkte geholt.


Für Aufsehen sorgten die zahlreichen Abgänge, unter anderem wanderten etablierte Kräfte wie Michael Pillmeier, Benedikt Buchinger und Maxi Huber zum Lokalrivalen 1. FC Passau ab. Hattest du kurzzeitig Bedenken, ob ihr eine schlagkräftige Truppe auf die Beine bringen könnt?
Wolfgang Wagner (51): Grundsätzlich schreit man bei so einer Sache nie Hurra. Über die Situation, die in erster Linie unsere Sportliche Leitung meistern musste, waren wir im Verein sicherlich nicht glücklich. Allerdings bin ich immer ein positiv denkender Mensch, denn bei jedem Neuen ist meist auch etwas Gutes dabei. Wir haben wieder eine gute Mannschaft zusammenbasteln können, auch wenn es nicht einfach war und vieles an Markus Clemens hängengeblieben ist. Unterm Strich ist wieder was Gutes rausgekommen, auch wenn es für uns eine Situation war, an die wir uns erst gewöhnen mussten. Unsere sportliche Leitung hat ganze Arbeit geleistet und wieder eine hervorragende Mannschaft auf die Beine gestellt.



Der neu zusammengebastelte Kader funktionierte auf Anhieb. Welchen Anteil hat das Trainerteam, dass der Umbruch so schnell und gut klappte?
Clemens: Unser Vorstand hat es bereits angesprochen und das ist auch das Credo im kompletten Verein, speziell das unserer Trainer: Es wird immer positiv an die Themen herangegangen. Alle denken positiv, das ist auch der Hauptgrund, dass unser Schiff flott geblieben ist. Tormanntrainer Fritz Kocher geht ohnehin immer unbelastet an alles heran, Stefan Köck und Co-Trainer Christian Dullinger haben eine ähnliche Grundeinstellung. Wir sind vom ersten Tag an mit einem frischen Wind in die Saison gegangen und der positive Spirit, den wir bis zum Winter durchziehen konnten, war unser großer Erfolgsgarant.


Mit der Entscheidung, Stefan Köck als Spielertrainer zu installieren, bewies der Verein auch einen gewissen Mut, da er ja keinerlei Trainererfahrung vorweisen konnte. Wie würdest du euren Trainer charakterisieren? Was sind seine Stärken?
Clemens: Es war nicht das erste Mal in der Historie des SV Schalding-Heining, dass wir auf der Trainerposition Mut bewiesen haben. Wir haben in den letzten 10, 15 Jahren immer wieder mal unorthodoxe Lösungen aus dem Hut gezaubert, die immer sehr gut und interessant waren. Im Fall von Stefan ist es auch für einen Verantwortlichen schön, wenn ein Trainer komplett unbelastet an die Sache herangeht. Rückschläge werden ohne großen Wirbel weggesteckt, Köcki und Dulli marschieren positiv voran und krempeln die Ärmel in die Höhe. In einer solchen Struktur, die der SVS hat, ist das eine sehr wichtige Eigenschaft. Das ist, neben einer hohen Fachkompetenz, die große Stärke von Stefan.

Auffallend ist die Heimstärke, die ihr scheinbar wiederentdeckt habt. Es stehen schon sieben Dreier auf eigenem Geläuf zu Buche. Zudem habt ihr auch schon bemerkenswerte 40 Treffer erzielt. Ist das ein Beweis für die Offensivqualität deiner Truppe oder spielt ihr bewusst in manchen Partien offensiver als noch in vergangenen Jahren?
Köck: Wir arbeiten hart an unserem Spiel. Das Umschaltspiel kann man auf verschieden Art und Weise sehen. Früher war das Ziel, möglichst schnell mit einem langen Ball auf unsere beiden Spitzen zu spielen. Jetzt sind mehrere Spieler im Umschaltspiel beteiligt. Gerade unsere Außenbahnspieler sind bei sehr vielen Angriffen dabei und machen richtig gute Sachen. Mittlerweile gibt es aber auch Spiele, in denen wir gegen tief stehende Gegner Lösungen finden müssen. Wir hatten zwar in solchen Situationen das eine oder andere Mal unsere Probleme, haben uns aber auch im Spiel mit dem Ball gesteigert und gezeigt, dass wir auch in diesem Bereich eine gewisse Qualität haben. Aber es ist gewiss noch jede Menge Potenzial vorhanden, das Ganze weiterzuentwickeln.

Wagner: »Dem Zuschauer wird nicht nur sportlich etwas geboten, sondern er fühlt sich auch wohl bei uns.«


Apropos Heimspiele. Aktuell habt ihr einen Zuschauerschnitt von 1151 pro Spiel, in der Vorsaison lag er sogar bei 1220 Besuchern. Hättest du so eine Entwicklung vor drei, vier Jahren für möglich gehalten und wie stolz macht dich dieser bemerkenswerte Zuschauerandrang?
Wagner: Das Ganze steht auf zwei Beinen. Das eine ist der sportliche Erfolg, das attraktive Spiel, das die Zuschauer nach Schalding bringt. Ein 4:3 oder 3:3 ist bei uns keine Seltenheit. Die Zuschauer sehen gute Spiele und natürlich auch starke Gegner, es rührt sich was bei uns. Auf der anderen Seiten haben wir das Drumherum attraktiver gestaltet. Wir haben in Verbindung mit der Stadt Passau viel in die Infrastruktur investiert. Wir haben eine Tribüne gebaut, sind dabei die Parkplatzsituation zu verbessern. Die gastronomische Versorgung funktioniert, wie kaum woanders. Dem Zuschauer wird nicht nur sportlich etwas geboten, sondern er fühlt sich auch wohl bei uns. In den letzten Jahren ist am Reuthinger Weg viel passiert. Wir haben mittlerweile ein kleines Stadion und sind über die Zuschauerentwicklung sehr stolz. Wohlwissend, dass das natürlich stark vom sportlichen Erfolg abhängig ist.


In der Vergangenheit gab es auch schon einige Pokal-Highlights am Reuthinger Weg zu sehen. Zum zweiten Mal in Folge seid ihr aber jetzt frühzeitig an einem Landesligisten gescheitert. Diesmal erwischte es euch ausgerechnet beim benachbarten FC Sturm Hauzenberg. Wie sehr hat dich diese Niederlage gewurmt?
Clemens: Die Niederlage wurmt mich genauso wie die ein Jahr zuvor in Hallbergmoos. Es ist völlig unerheblich, wer der Gegner ist, der uns an diesem Tag geschlagen hat. Fakt ist, dass wir in beiden Saisonen viel zu früh aus dem Pokal ausgeschieden sind. Das stört uns, weil wir in der Vergangenheit schon viele Pokal-Highlights erleben durften und dieser Wettbewerb bei uns im Verein einen hohen Stellenwert hat. Pokalspiele können in einer Saison immer das Salz in der Suppe sein. In der kommenden Spielzeit streben wir ganz klar an, dass wir uns im Pokal wieder besser positionieren. Für uns ist das nicht schön, sich so früh verabschieden zu müssen.


Das Interview führte Thomas Seidl. Im zweiten Teil geht es unter anderem um die Mentalität der heutigen Spielergeneration, möglichen Schlendrian aufgrund der guten Tabellensituation und den Sinneswandel bei Präsident Wagner.




Aufrufe: 023.1.2018, 10:15 Uhr
Thomas SeidlAutor