Ist der VfB Kirchhellen diesmal schlauer als im Vorjahr?

Es war die vermutlich schrecklichste zweite Minute der Nachspielzeit im Leben von Bartosz Maslon. Der Trainer des VfB Kirchhellen sah am 10. Juni 2018 in eben jenem Augenblick mit an, wie seine Schützlinge im Relegations-Rückspiel beim SC Reken das 3:4 kassierten. Aus der Traum vom Aufstieg in die Bezirksliga! Trotz eines zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Vorsprungs. Und nach der späten 1:2-Niederlage im ersten Relegationsspiel gegen den SV Horst 08 II der zweite tiefe Schock. "Das Spiel war brutal. Aber wir müssen versuchen, das im nächsten Jahr zu toppen", sagte Maslon damals.

Fast ein Jahr später nimmt Maslon mit seinen Kirchhellenern tatsächlich einen neuen Anlauf. Am Donnerstag (30. Mai) trifft der VfB als souveräner Meister der Gelsenkirchener Kreisliga A1 auf die SG Eintracht 07/12, die sich in der Staffel zwei den Titel sicherte. Anstoß im Stadion Lüttinghof ist um 16 Uhr.

Maslon: "Allievi ist ein Trainerfuchs"

Aber sind die Blau-Weißen auch schlauer als im Vorjahr, als sie sowohl in Reken als auch gegen die Horster Reserve einen Vorsprung aus der Hand gaben? "Ja, die Jungs sind reifer geworden. Wir sind damals an unserer Unerfahrenheit gescheitert", findet Maslon. Dass sich sein Team in Sachen Relegation auskennt, sieht er allerdings nicht als spielentscheidend an: "In diesem Spiel wird es keinen Favoriten geben, da wird die Post abgehen. Wir werden niemanden unterschätzen, schließlich ist Eintracht eine starke Mannschaft mit einem guten Trainer. Carlo Allievi ist ein echter Trainerfuchs", sagt der 33-Jährige.

Der Respekt vor der SGE ist also groß. Dabei hatten nur wenige den Meister der Kreisliga A2 zu Beginn der Saison auch als ernsthaften Titelanwärter auf der Rechnung. Auch die Eintracht selbst nicht: "Wir wollten einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Wir haben eigentlich keinen Gedanken an einen möglichen Aufstieg verschwendet. Niemand hat damit gerechnet, dass wir eine solche Leistung bringen“, erzählt Trainer Carlo Allievi, der die Südstädter erst vor der Saison übernommen hatte. „Aber je häufiger wir gewonnen haben, desto reifer und zielstrebiger sind wir geworden.“ Genau neun Jahre nach dem bis heute letzten Bezirksligaspiel, kann die SGE die Rückkehr in den überkreislichen Fußball schaffen. "Das wird ein Duell auf Augenhöhe. Wir müssen dagegenhalten, unser Spiel machen und diesmal die Torchancen besser nutzen", ergänzt Allievi, der neben dem gesperrten Torwart Durmus Kara auch die verletzten Engin Polat und Seydioglu Erman ersetzen muss.

Vielleicht Maslons letztes Spiel als VfB-Coach

Sein Gegenüber Maslon will die Stärken des Gegners ebenfalls nicht zu sehr hervorheben. "Wenn du dich zu viel mit dem Gegner beschäftigst, vergisst du deine eigenen Stärken", betont er. "Wir schauen nur auf uns und wollen das Zepter in die Hand nehmen." Das Duell am Donnerstag könnte sein letztes als VfB-Trainer sein. In der kommenden Saison wird er die U19 der SG Wattenscheid 09 übernehmen und darüber hinaus Co-Trainer der Regionalliga-Mannschaft sein. Einem weiteren Relegationsspiel - der Verlierer vom Donnerstag bekommt in Hin- und Rückspiel gegen einen Dortmunder Vertreter eine zweite Chance - würde er gerne entgehen.

Entsprechend schonte er am vergangenen Sonntag beim Saisonabschluss gegen die SpVgg Erle 19 (0:3) seine Leistungsträger und kann abgesehen von den Langzeitverletzten Max Bertlich (Fußbruch) und Jonas Thimm (Kreuzbandriss) aus dem Vollen schöpfen. Einige Stammspieler hatten sich eine Woche zuvor beim 7:0-Sieg über den BV Horst-Süd bereits die fünfte gelbe Karte abgeholt, um in der Relegation auch sicher dabei zu sein. Im Vorjahr hatten die Kirchhellener eben dadurch noch auf einen wichtigen Akteur verzichten müssen. Zumindest hierbei sind sie diesmal also schon mal schlauer.

Das Entscheidungsspiel könnt ihr am Donnerstag ab 16 Uhr HIER im Live-Ticker verfolgen.