2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Die SG Hüffelsheim zwischen Schockzustand und Freudentaumel. Erst musste Spielertrainer Fabian Scheick verletzt vom Platz, kurz darauf erzielte Johannes Balzer das 1:0 gegen die SG Guldenbachtal.	Fotos: Mario Luge
Die SG Hüffelsheim zwischen Schockzustand und Freudentaumel. Erst musste Spielertrainer Fabian Scheick verletzt vom Platz, kurz darauf erzielte Johannes Balzer das 1:0 gegen die SG Guldenbachtal. Fotos: Mario Luge

Irgendwie geht es immer

Bezirksliga Nahe +++ SG Hüffelsheim muss länger auf Spielertrainer Fabian Scheick verzichten +++ Devise heißt: Zusammenrücken

Hüffelsheim. 716 ununterbrochene Spielminuten hatte Fabian Scheick (25) als Boss die Abwehr dirigiert, da streckte ihn ein Rohr in 16 Metern Torentfernung schnurstracks nieder. Abschuss. Er, der Coach der SG Hüffelsheim/Niederhausen/Norheim, hatte dabei ja nur das machen wollen, wofür er sich auf dem Rasen eingeteilt hatte: verteidigen, mit allen Mitteln.

Also sprang Scheick, im eigenen Strafraum, furchtlos in den Guldenbachtaler Schuss. Ein Blockversuch, recht harmlos eigentlich, Formsache. Die aber in jener 53. Minute am Sonntagmittag blöder nicht hätte verunglücken können. Keine Spannung auf dem Fuß, der Defensivchef knickte weg, „zum Glück war das in der Luft und ohne Belastung am Boden“, sieht Scheick heute in der absurden Szenerie noch Positives. Nun heißt es: Abwarten. Auf die MRT. Ihm schwant Böses.

An den Schultern gestützt humpelte Scheick von der Wiese, draußen presste er sich den Eisbeutel auf den Knöchel, seine SGH sah er 3:1 siegen. Mit Opfergabe halt. „Ich hab‘ sofort befürchtet, dass es was Schlimmeres sein muss“, sagt Scheick. Weil er genau dieses Gefühl, den betäubenden Schmerz, ja kennt, wenn das Außenband reißt. Das Jahr ist wohl gestrichen, acht Wochen Genesung sieht der Regelfall vor. In Hüffelsheim, seit eh und je geplagt von Blessuren, kein Novum. Man kennt die Situation. Man stellt sich ein.

„Viel gewohnt“ seien sie, weiß Routinier Johannes Balzer (33) um ständige Rückschläge, „da muss man eben versuchen, innerhalb des Vereins, mit der Zweiten, zusammenzustehen“. Hart gesotten ist man nördlich der Nahe. Und trotz der ständigen Torturen erfolgreich wie kein zweiter Klub in der Bezirksliga: Mit dem Dreier im Gipfeltreffen schubste die SGH Guldenbachtal vom Thron, erstmals besetzte der Absteiger die Spitze. Ungewöhnlich.

Denn so abgezockt, man möchte fast sagen: „betagt“, ist keine andere Mannschaft. Das 3:1 schossen Balzer per Doppelpack und der 35-jährige Christopher Bernabe heraus, zwei Drittel der Startelf waren Ü25. Scheick und Balzer schwören auf das Hüffelsheimer Geheimnis: die Chemie. „Mit viel Erfahrung und individueller Qualität kann man so Verletzungen kompensieren. Wir spielen lange Jahre zusammen, wissen, was wir können, und deswegen können wir, wenn’s unruhig wird, Gas geben“, analysiert der Trainer.

Einen schlafmützigen Saisonstart bügelten Scheick und Co. die letzten Wochen aus, die SGH stellte „die Geschenke“ ab, wie es heißt, an die rauere Gangart gewöhnte sich der technisch beschlagene Ex-Landesligist, der hier – natürlich – auf eisenharte Physis trifft. „Wir sind ein kleiner, aber sehr eingeschworener Kreis. Solche Phasen muss man eben über die Gemeinschaft regeln“, betont Balzer, mit kurzer Unterbrechung seit 2005 hier.

„Schmerzgrenze“ ist so ein Wort, das man in Hüffelsheim oft herunterpredigt. Privat steckt man da mal ein bisschen zurück, alles für die Mannschaft, für die gute Zeit, den Erfolg. Denn wer bei Herbsteinbruch, nach einem Drittel der Runde, ganz oben steht, der schielt auf mehr. „Meister wird man, wenn man nichts fängt, aber vorne zwei macht. Im Moment schaffen wir es, Nadelstiche zu setzen“, verallgemeinert Scheick. Oder wie Jupp Heynckes schon weise prophezeit: Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften.

Was nicht heißt, dass sie in Hüffelsheim jetzt zu hoch stapeln. „Wir werden alles dran setzen, da zu bleiben“, mahnt Scheick, der am Sonntag gegen Mörschied (15 Uhr), Wackelkandidaten eingerechnet, mit 13 Mann aus dem Elite-Kader den Bogen schmückt. Aber, so weiß Balzer: „Noch mehr Verletzungen können immer kommen, da kann es in der Liga ganz schnell eng werden. Es wäre kein Fauxpas, jetzt nicht ganz vorne zu landen.“

Wer hinten ansteht, ist „gierig und hungrig“, verspricht der Chef. Er pausiert, vermutlich, erst einmal bis zur Wintervorbereitung. Co-Trainer Glody Kuba, reife 31, steht dafür bald wieder auf der Matte, am Sonntag rutscht nach Grippe ebenso Hüffelsheims 50-jähriges Urgestein Martin Timm ins Team. Irgendwie geht es bei der SGH immer. Wer suchet, der findet.



DREI DUELLE, DIE ES IN SICH HABEN

Das wird ein Knaller-Sonntag in der Bezirksliga: Sechs der ersten Acht treffen im direkten Duell aufeinander-

  • SG Veldenzland gegen TSV Langenlonsheim – vor einigen Wochen hätten die meisten das unter der Rubrik Mittelfeldgeplänkel eingeordnet. Weit gefehlt, am zehnten Spieltag ist es das Verfolgerduell des heimstärksten Teams und Tabellenzweiten gegen den auswärts noch ungeschlagenen Tabellennachbarn.
  • Karadeniz – Eintracht II: Das ist das Kreuznacher Derby, das es in sich hat. Die „kleine Eintracht“ hat sich inzwischen gefangen und mit zuletzt klaren Erfolgen wieder Anschluss nach oben. Karadeniz hat eine fast makellose Heimbilanz auf Kunstrasen (drei Siege und ein Unentschieden). Nicht nur für Spielertrainer und Ex-Eintrachtler Beytullah Kurtoglu ein besonderes Aufeinandertreffen.
  • FC Merxheim – SG Guldental: Ein Spiel auf Augenhöhe erwartet Gäste-Coach Sascha Witt, der nach zuletzt zwei Niederlagen und einem Unentschieden sowie verlorener Tabellenführung die SG wieder in die Spur bringen will. Fehlen wird ihm dabei aber Torjäger Lars Flommersfeld.
Aufrufe: 03.10.2019, 18:30 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor